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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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was das alles zu bedeuten hatte, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er etwas unternehmen musste. Nur was? Sollte er die zwei zur Rede stellen? Aber unter welchem Vorwand? Phil beobachtete, wie der Alte dem Jungen eine Banknote in die Hand drückte. Mit gehetztem Blick spähte der Junge um sich, stopfte den Schein dann in die Hosentasche und streckte dem Mann mit der anderen Hand etwas entgegen, das Phil nicht erkennen konnte.
    Mit abwehrenden Gesten wich der alte Mann zurück. Seine Finger krallten sich in die Hauswand. Alles an ihm drückte Panik aus. Was hielt der Kleine in der Hand, das den Landstreicher dermaßen erschreckte? Irgendetwas an dem Jungen war nicht sauber. Wenn er ihn erwischen wollte, musste er das jetzt tun.
    Ohne Plan, was er eigentlich vorbringen sollte, marschierte Phil auf die Straßenecke zu. Er war nur wenige Schritte entfernt, als der Junge ihn wahrnahm und mit einem erschrockenen Blick des Erkennens die Flucht ergriff. Phil setzte ihm ohne weiteres Überlegen nach.
    Der Kleine war schnell, verdammt schnell für sein Alter. Trotz seiner viel längeren Beine hatte Phil größte Mühe, ihm nachzukommen. Er hatte gerade etwas aufgeholt, als der Junge jäh in die Fußgängerzone einbog und in einem Pulk von Menschen untertauchte. Phil stoppte. Doch schon Sekunden später sah er einen roten Pulli aufblitzen. Seine schmerzenden Füße verfluchend, lief wieder los. Seine Gedanken überschlugen sich vor Wut. So schlau, wie du denkst, bist du auch wieder nicht, Freundchen! Rot ist keine Tarnfarbe! Ich krieg dich schon noch! Aber schon kurz darauf stand er hechelnd in einer Einkaufspassage und starrte ratlos auf ein endloses Spalier offener Ladentüren.
    Das war's dann! Verdammter kleiner Mistkerl! Stöhnend wischte sich Phil den Schweiß von der Stirn. Seine Füße taten teuflisch weh, er hatte Seitenstechen und den Durst eines Elefanten. Und jetzt musste er noch den ganzen verdammten Weg nach Hause latschen! Schlecht gelaunt kehrte er um. Als er den Schillerplatz überquerte, kam er wieder an der Straßenecke vorbei. Der Alte war verschwunden. Ein unregelmäßiger Fleck auf dem Pflaster ließ Phil versteinert stehen bleiben. Es war Blut.
    Nachdem Valentina fast zwanzig Minuten in der Nähe des Gemüsestands auf Dorians Rückkehr gewartet hatte, war sie in Richtung Fluss gegangen.
    Phils Frotzelei wurmte sie noch immer. War es denn so offensichtlich, dass sie eine Schwäche für Dorian hatte? War sie verliebt? Allein der Gedanke ließ sie erröten. Okay, sie mochte ihn. Ja, sie mochte ihn sogar sehr. Er sah verdammt gut aus, da hatte Isolde völlig recht. – Und er war so … Sie suchte nach dem richtigen Wort. Galant, dachte sie dann. Galant, dieses altmodische Wort passte am besten zu seiner altmodischen Höflichkeit. Gut, manchmal nervte er damit, aber ihr war sein verehrtes Mademoiselle oder das süße Mademoisellchen tausendmal lieber als die abfälligen Ausdrücke, die man als Mädchen heute oft zu hören bekam. Sie wollte weder als Tussi noch als Zicke und schon gar nicht als Alte bezeichnet werden. Und noch viel weniger wollte sie derart angesprochen werden, was auch schon vorgekommen war. Verehrte Mademoiselle – Mademoisellchen, das klang fast musikalisch, wenn auch zugegebenermaßen ziemlich abgehoben. Aber Dorian hob sich nun weiß Gott in vielerlei Hinsicht von seinen heutigen Geschlechtsgenossen ab. Anna würde er bestimmt gefallen. Sie überlegte, ob sie ihrer besten Freundin ein Foto von Dorian mailen sollte, als Antwort auf den voll heißen Alexandros. Andererseits, dachte sie dann, was sollte sie Anna sagen, wenn sie mehr über Dorian erfahren wollte. Himmel noch mal! Nicht einmal mit ihrer besten Freundin konnte sie über all das sprechen. Gut, dass wenigstens Phil ebenso tief wie sie in dieser mysteriösen Sache steckte. Sonst … sonst, Valentina schluckte. Ja, sonst würde sie sich hundertpro freiwillig bei Karl auf die Couch legen.
    Der Markt lag bald hinter ihr. Wenn Dorian sich nur ein wenig orientieren konnte, wusste er, dass er den Fluss überqueren musste, um zu Isoldes Haus zurückzufinden. Den Fluss hatte es mit Sicherheit schon zu seiner Zeit gegeben, wenn ihm auch die meisten Gebäude fremd sein mussten. Die nächste Brücke lag etliche Kilometer weiter flussabwärts. Hoffentlich war ihm nichts passiert! Unter solchen Überlegungen näherte sie sich der Uferpromenade.
    Die Ereignisse des Vormittags hatten sie angestrengt, psychisch und physisch. Mit jedem Schritt

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