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Der letzte Weynfeldt (German Edition)

Der letzte Weynfeldt (German Edition)

Titel: Der letzte Weynfeldt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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neues Leben mit einem für ihn neuen Bild. Für niemanden ist es von Bedeutung, dass das Bild das Original ist. Für niemanden. Außer für diesen alten Mann« – er zeigte mit einer müden Geste auf die Serviette vor seiner Brust, deren Zipfel er in den Kragen gewurstelt hatte –, »der nicht weiß, wie lange er noch zu leben hat.« Er hustete, wie um seine Hinfälligkeit zu unterstreichen.
    Weynfeldt tat der alte Mann ein wenig leid. Behutsam fragte er: »Du verstehst doch, dass ich auf dem Original bestehen muss?«
    Baier schüttelte den Kopf. »Ich kann es zur Kenntnis nehmen, aber verstehen? Verstehen kann ich es nicht.«
    Die Asiatin räumte die Teller ab, Frau Hauser brachte das Dessert: ihre hausgemachte Cassata. Diesmal übernahm Weynfeldt den Lobgesang, Baier war zu niedergeschlagen.
    Als sie wieder unter sich waren, sagte Baier, noch eine Spur weinerlicher als bei seinem letzten Satz: »Ich brauche anderthalb Millionen, um meinen Lebensabend in Anstand und Würde zu verbringen. Mehr nicht. Anderthalb Millionen. Nicht viel für einen, der es gewohnt war, mit den Millionen zu jonglieren. Für einen, der ein Vielfaches davon schon gewonnen und verloren hat. Und wieder gewinnen würde, wenn ihm noch etwas Kraft bliebe. Anderthalb Millionen, Adrian! Das ist doch zu wenig, um dafür sein Liebstes zu opfern. Das Einzige, was einem geblieben ist. Den Trost seines Lebensabends. Das musst du zugeben.«
    Weynfeldt verstand nicht, worauf Baier hinauswollte. Er löffelte seine Cassata, damit er den Mund voll hatte und nichts sagen musste.
    »Der alte Vallotton, ich sage nicht der echte, ich sage der alte, der alte Vallotton ist unbezahlbar. Für mich ist er unbezahlbar. Nur für mich. Verlangst du von mir, dass ich ihn den anderthalb Millionen opfere?«
    Baier ließ die Frage im Raum stehen. Dann fuhr er fort. Flehend: »Aber ich brauche das Geld. Sonst verbringe ich meinen Lebensabend als Sozialhilfeempfänger. Willst du das, Adrian?«
    Weynfeldt hatte sein Eis aufgegessen und fand keinen Vorwand mehr, nicht zu antworten. »Niemand will das. Aber ich glaube, das nur unter uns, leg mich nicht darauf fest: Ich glaube, der Salamander bringt mehr als anderthalb. Einiges mehr.«
    Baier zuckte mit den Schultern. »Möglich. Aber nie das, was er mir wert ist.« Und mit einem nachsichtigen Lächeln fügte er hinzu: »Sei so lieb, und ruf mir ein Taxi.«
    Adrian stand widerwillig auf. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, den alten Mann so gehen zu lassen. Aber noch bevor er das Telefon auf der Anrichte erreicht hatte, sagte Baier ohne eine Spur von Weinerlichkeit: »Ich mach dir einen Vorschlag: Du nimmst den neuen, und alles, was du über anderthalb einnimmst, gehört dir.«
    Weynfeldt nahm den Hörer und bestellte ein Taxi. Danach fragte er: »Nimmst du beide mit oder nur die Fälschung?«
    Baier erhob sich ächzend vom Stuhl, Adrian reichte ihm den Stock. »Mein Gott, bist du ein Spießer«, murrte der Alte. »Ich lasse beide hier, ich fahre doch nicht mitten in der Nacht mit zwei Millionenbildern spazieren. Schau sie dir noch einmal genau an, und überleg dir die Sache.«
    Während sie in der Diele auf das Klingeln des Taxis warteten, fragte Weynfeldt: »Wer hat dir das Bild kopiert?«
    »Ein junger Künstler. Ein befreundeter Sammler hat ihn mir empfohlen. Er bessert sein Einkommen manchmal mit solchen Aufträgen auf. Viele Sammler lassen ihre liebgewonnenen Bilder kopieren, bevor sie sich von ihnen trennen.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich möchte ihn da nicht mit hineinziehen. Er hat im guten Glauben gehandelt.«
    Beide erschraken, als die Türklingel schrillte. Sie gingen in die Diele und betraten den Lift, den seit Baiers Ankunft niemand benutzt hatte.
    Baier unterbrach die Stille der kurzen Fahrt: »Sagen wir eins Komma sechs. Alles über eins Komma sechs gehört dir.«
    Weynfeldt schüttelte ungläubig den Kopf und grinste ein bisschen.
    Der Lift hielt, die Chromtür teilte sich, Weynfeldts Badge öffnete die gläserne Sicherheitstür. Bevor Adrian die schwere Holztür öffnete, sagte Baier: »Überleg es dir.«
    »Du dir auch«, antwortete Weynfeldt und öffnete die Tür.
    Draußen stand Lorena.
    »Gott sei Dank«, stieß sie aus, »ich dachte schon, es sei niemand zu Hause.« Sie gab Adrian die Hand und küsste ihn flüchtig dreimal auf die Wangen. Er stand steif und verdattert einen Moment vor ihr, dann fiel ihm Baier ein. »Darf ich vorstellen: Klaus Baier – Lorena…« Er kannte ihren Nachnamen nicht, und sie

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