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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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sah sich auf dem Boden um. »Aber wo?«
    Nirgends auf dem Fußboden gab es eine Stelle, die einigermaßen sauber war. Sie schlug vor, einen Besen zu suchen, und das gefiel ihm.
    Sie fanden Callum im Wohnzimmer, wo er gerade das schiefe Piano aufklappte. Er probierte es mit einer Taste, die aber tot war, versuchte es mit der nächsten, der nächsten und wieder der nächsten, bis er dem Bauch des Klaviers endlich einen stumpfen Klang entlockte.
    Von innen betrachtet war das Zimmer nicht klein. Es gab keinen Kamin, aber in einer Ecke stand ein dicker bauchiger Ofen. Einer seiner dünnen Beinchen war in den Teppich eingesunken, hatte ein Loch hineingedrückt und das Schornsteinrohr aus seiner Halterung in der Wand gerissen.
    Dub zögerte an der Küchentür. »Hier riecht’s ja widerlich.«
    Paddy wollte ihm erklären, dass es aber trotzdem ganz hübsch war, die Fenster waren schön, aber dann fragte sie sich, weshalb sie es ihm schmackhaft machen wollte. Eigentlich spielte es keine Rolle, ob es ihm gefiel oder nicht. Sie würden nur eine Nacht hierbleiben.
    Die anderen Zimmer befanden sich in keinem besseren Zustand. Ein sehr schlichtes Badezimmer mit einer blauen Plastiktoilette, deren Schüssel schrecklich fleckig war. Das Fenster war kaputt und auf dem Boden und in der Wanne hatten sich Blätter gesammelt, die schon seit Jahren kompostierten. Dicke Spinnweben bedeckten den Sprung in der Scheibe.
    Außerdem gab es noch zwei kleine Zimmer, eines davon mit Kamin und einem toten Vogel auf dem Rost. Einen Besen gab es nicht.
    Erleichtert kehrten sie in die etwas zivilisiertere Küche zurück, wo die Wärme des Grillfeuers den Geruch von Feuchtigkeit verdrängte.
    Dub sagte, er glaube kaum, hier überhaupt schlafen zu können, weil es so schmutzig war. Callum holte eine Kiste vom Schrank, schüttelte sie, um sicher zu sein, dass sich nichts Lebendiges darin versteckte, trat sie platt und fegte mit der Kante den Boden.
    Paddy beobachtete ihn, wie er sich im flackernden Licht bückte, über den Boden kratzte, um für jemanden Platz zu schaffen, den er kaum kannte. Er hatte Freude an den widrigen Umständen, fügte sich ganz ohne Bitterkeit in sein neues Leben, und sie erwischte sich bei dem Gedanken, dass sie, wenn Pete hätte erleben müssen, was Callum durchgemacht hatte und er anschließend so daraus hervorgegangen wäre, ziemlich stolz auf ihn gewesen wäre.
    Dub bedankte sich bei ihm.
    Callum entrollte die Schlafsäcke und setzte sich in seinen, zog den Reißverschluss bis zum Hals, rollte gekonnt seinen Pullover zu einem Kissen zusammen. Er legte sich hin, die Hände hinter dem Kopf, schloss die Augen und blieb sofort völlig bewegungslos.
    Dub und Paddy saßen noch ein wenig zusammen, ließen Callum schlafen und tranken schweigend eine der Dosen, reichten sie sich abwechselnd. Paddy zündete eine Zigarette an und Dub sah sie mit einem Blick an, der ihr bedeuten sollte, dass sie den Gestank in der Küche damit noch verschlimmerte.
    »Ich mag Kippen«, flüsterte sie.
    Callums Bein rührte sich in der Dunkelheit. Er schlief nicht. Sie sah zu ihm hinüber und entdeckte, dass er lächelte. Er hatte sie falsch verstanden. Er hatte gedacht, sie habe gesagt: »Ich mag Callum.« Und sie war froh darüber.
    Vollständig bekleidet standen sie auf und versuchten sich zu zweit in einem Schlafsack zu arrangieren. Sie öffneten den Reißverschluss und breiteten den Schlafsack auf dem Boden aus, die Öffnung dort, wo Callum den Boden für sie gesäubert hatte. Paddy legte sich hin, Dub schob sich neben sie und sie mussten sich fest aneinanderschmiegen, um den Reißverschluss zuzuziehen.
    Sie blickte auf das warme orangefarbene Licht, das über die Decke flackerte, spürte Dubs rasendes Herz unter ihrer Hand und schlief lächelnd ein.

28
Die Dunkelheit der Vorstadt
    Martin McBree sah noch einmal zu den dunklen Fenstern von Paddys Wohnung in Lansdowne Crescent hinauf. Die Tür aufzubrechen, war kein Problem gewesen, sie war nur angelehnt und als er drinnen war, begriff er warum: Die Wohnung war völlig verwüstet, die Betten bepisst. Heute würde niemand mehr herkommen. Sie war ihm entwischt.
    Wieder im Wagen, zündete er eine Zigarette an und startete den Motor. Blieb nur noch Plan B. Der fiese Plan. Er hatte selbst einen Enkel in dem Alter.
    Er bog in die breite Great Western Road ab. Es war drei Uhr morgens und sehr still. Taxis und der ein oder andere Nachtbus fuhren über die Straße, nutzten die gerade freie Strecke aus, um zu

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