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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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was.«
    Dub staunte, als er sah, dass Paddy mit einem stämmigen, jungen Typen, den er noch nie gesehen hatte, in den Wagen stieg, zügelte aber seine Neugierde, bis sie alle zusammen drinnen saßen. Paddy sah, dass Callum geweint hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, sich das gesamte Gesicht voller Dreck zu schmieren, und die Tränen hatten saubere Spuren darin hinterlassen, die er teilweise bei dem Versuch, sie wegzuwischen, verschmiert hatte. Sie betrachtete ihn im Dunkeln und erinnerte sich an den verängstigten kleinen Jungen im Krankenhaus vor zehn Jahren.
    Sie stellte ihm Dub vor und sie rissen die Frittenpäckchen auf. Der Haggis wäre ihr sowieso zu viel gewesen, deshalb teilte sie ihn sich mit ihm und Dub steuerte ein Drittel seines Fischs bei und gab Callum seine Dose Irn-Bru. Callum bedankte sich mit dem Mund voller Haggis, stopfte immer mehr Fritten nach, erklärte, er habe nur ein Käsesandwich am morgen gehabt und sei am Verhungern. Die Fritten schmeckten süß und waren perfekt gesalzen. Sie überließen sich der freundlichen Atmosphäre unter hungrigen Menschen, die gemeinsam ein gutes Mahl vertilgten.
    Dub war als Erster fertig, seufzte zufrieden, wischte sich das Fett mit einer Papierserviette vom Mund und sah Callum an, der auf dem Rücksitz saß und noch aß.
    »Was machen wir mit dir, mein Freund?«
    »Zu uns können wir ihn nicht mitnehmen«, sagte Paddy schnell.
    »Wieso nicht?« Callum saß in ihrem warmen Wagen, hatte den Mund voll Essen, das sie gekauft hatte, und trotzdem klang er, als hätte sie ihm ein entsetzliches Unrecht angetan.
    »Weil bei mir schon Journalisten nach dir gesucht haben, bevor du überhaupt entlassen wurdest, und heute jemand die Tür eingetreten und auf unsere Betten gepisst hat. Willst du da vielleicht schlafen?«
    Callum war nicht ganz sicher, ob er ihr das glauben sollte, aber er sah Dub an und er bestätigte ihre Aussage mit krausgezogener Nase. »Wir hatten aber Glück. Es hat keiner drauf gekackt.« So wie er es sagte, klang es so bescheuert, dass Paddy zu lachen anfing und nicht mehr aufhören konnte: Es klang, als hätte ihnen der Kerl die Wahl gelassen. Sie lachte und sah Callum an, der stirnrunzelnd zu Dub schaute, bis er schließlich Paddys Blick begegnete und auch lachen musste. Wie ein trauriges Kind, das aus der Übung war, öffnete er den Mund ganz weit und pumpte Gelächter aus seinem Gesicht heraus. Dub war es gewohnt, ausgelacht zu werden. Er war lange Zeit Comedian gewesen, bevor er Manager wurde, und verstand es als Kompliment. Er lächelte, nickte ihnen zu und sagte immer wieder: »Stimmt aber doch.« Er erinnerte Paddy an ihren Vater. Zu Cons liebenswertesten Eigenschaften hatte gehört, dass es ihm nichts ausmachte, Zielscheibe des Spotts zu sein. Wenn er etwas Blödes getan hatte, ließ er die Kinder über sich lachen, und er lächelte fröhlich, wenn sich andere Männer über ihn lustig machten.
    Als die Heiterkeit verebbte, wandte sich Dub Callum zu und beäugte ihn, als wollte er für einen neuen Anzug Maß nehmen. »Wo können wir den Mann also sicher unterbringen?«
    Paddy sah Callum an. Er wirkte bereits netter, weicher und ihr gegenüber weniger misstrauisch. »Puh, ich weiß es nicht. Zu den Ogilvys kann er nicht und zu uns auch nicht.«
    »Wie wär’s mit meinen Eltern?«
    Dub verdiente sein Geld als Manager von Comedians. Nie hatte er es mit etwas Gefährlicherem zu tun gehabt als mit einem angekratzten Künstlerego. Seine Eltern waren gutmütig, aber Paddy glaubte nicht, dass sie es besonders schätzen würden, wenn ihr Sohn mit einem berühmten Mörder bei ihnen auftauchte und ein Bett für die Nacht verlangte. Und sie hatten auch nur zwei Schlafzimmer, was bedeutete, dass Paddy und Dub ihn absetzen und wieder fahren müssten. Aber Callum gefiel der Vorschlag, vielleicht weil er dadurch vertrauenswürdig erschien.
    »Die sind ziemlich alt«, sagte Paddy zögerlich, »ein bisschen festgefahren in ihren Ansichten, Callum. Ich weiß nicht, ob es dir da gefallen würde.«
    »Ich mag Familien«, sagte er voller Hoffnung.
    Sein Gesicht wirkte jetzt ruhiger, da er keinen Hunger mehr hatte und Überbleibsel des Lachens waren noch immer in seinen Augenwinkeln zu sehen. Als er sich vorbeugte, um etwas zu sagen, hielt er sich an den Schienbeinen fest und beugte sich vor wie ein Kind, das über seine Weihnachtsgeschenke sprach.
    »Na ja, und sie haben auch nur ein Zimmer. Ich finde, wir sollten zusammenbleiben. Wie sieht’s aus mit einem

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