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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Fotokopien und die Liste mit Namen und Adressen, die sie von Joan Forsyth bekommen hatte, vor sich hin. Die Liste war lang, aber sie strich alle Männernamen durch und rief die internationale Telefonauskunft an und ließ sich von allen anderen die Nummern geben. Die Telefonistin am anderen Ende rückte jeweils nur drei Nummern heraus, weshalb sie immer wieder anrufen musste, um alle vierzehn zusammenzubekommen. Dann rief sie noch einmal an, weil sie gerade so schön dabei war, und ließ sich außerdem drei Nummern in Irland geben. Keiner der Namen auf Forsyths Liste klang afrikanisch oder westindisch und so fing sie einfach von oben an.
    Zweimal ging niemand dran und bei der dritten Nummer hob ein Mann ab, der sagte, die Frau, nach der sie suche, Fransy, sei »auf Arbeit«. Sie solle später noch einmal anrufen.
    »Ich bin auf der Suche nach jemandem, es ist ziemlich dringend. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich sie frage, ob Fransy schwarz ist?«
    Der Mann zögerte. »Wer sind Sie?«
    »Die Frau, die ich suche, ist schwarz. Ist Fransy schwarz?«
    »Nein, aber ich.«
    Ein Hund kläffte im Hintergrund.
    »Ach so, aber sie ist weiß?«
    Der Hund jaulte plötzlich auf und der Mann meldete sich am Telefon zurück. »Worauf zum Teufel wollen Sie hinaus?«
    Er klang streitlustig, also bedankte sie sich und legte auf.
    Zwei weitere Anrufe und zwei weitere Male wurde abgehoben, beide Personen reagierten empfindlich, als sie sich nach der Hautfarbe erkundigte. Ofensichtlich hatte diese Frage dort drüben eine andere Bedeutung als hier.
    »Hallo?«
    »Kann ich bitte mit Karen sprechen?«
    »Am Apparat.« Sie zog die Worte mit einem sexy Südstaatenakzent in die Länge. Sie klang, als würde sie liegend telefonieren oder zumindest super aussehen und in schöner Unterwäsche auf und ab gehen.
    »Karen, vielleicht können Sie mir helfen. Ein Fotograf hat im Sommer Bilder von Ihnen gemacht …«
    »Kevin? Ja sicher, ich habe den Vertrag hier, liegt direkt vor mir. Tut mir leid …« Sie klang nicht besonders zerknirscht. »Ich unterschreibe ihn gleich und schicke ihn zurück.«
    »Na ja, eigentlich geht es um …«
    »Wie geht’s Kevin überhaupt? Kommt er bald mal wieder? Kennen Sie Terence?«
    Paddy strich sich über ihren Beerdigungsrock, überlegte, ob sie es ihr sagen sollte, und fand dann aber, dass die Geschichte viel zu lang sei, um sie jetzt zu vertiefen. »Gut geht’s ihm. Sehen Sie, wir wissen nicht, welches Foto zu Ihnen gehört. Ich bin heute schon vielen Leuten mit meiner Frage auf den Schlips getreten, aber sind Sie schwarz?«
    Karen lachte. »Meine Liebe, das wundert mich nicht, dass sich die Leute auf den Schlips getreten fühlen. Das ist hier ein Riesenproblem.«
    »Verstehe. Aber sind Sie schwarz?«
    »Schwarz wie die Nacht.«
    Sie lächelten einander durch die Leitung an. »Wunderbar«, sagte Paddy.
    »Das auch«, sagte Karen und kicherte auf eine Art offen und kess, dass Paddy sie gerne kennengelernt hätte.
    »Haben Sie die Haare zu Zöpfchen geflochten, mit gelben Strähnen drin?«
    »Nein«, sagte sie kurz und bestimmt. »Nicht mehr.«
    »Aber als das Foto gemacht wurde, schon?«
    »Ja. Das war letztes Jahr. Das trägt heute niemand mehr.«
    Im Hintergrund wurde Geklapper vernehmbar und man hörte, wie sie den Hörer zwischen Schulter und Kinn klemmte. Paddy vermutete, dass sie Frühstück machte.
    »Karen, tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss … Kevin ist tot, deshalb gehe ich seine Notizen durch.«
    Karen stieß ein betroffenes »Oh« aus, es klang wie der letzte Hauch, der einem Ballon entweicht, aus dem man die Luft lässt.
    »Ja, also, er wurde ermordet.«
    »Tsss. Was für Schweine.« Sie klang nicht sonderlich beunruhigt.
    »Ja. Haben Sie das Bild noch?«
    »Ja.« Ihre Stimme klang plötzlich hoch und ein bisschen abweisend, fand Paddy. »Ich hab’s mir gar nicht richtig angesehen, hab nur mein Gesicht angeguckt. Hören Sie, könnten Sie mich da rauslassen? Ich sehe auf dem Foto einfach nicht gut aus. Deshalb habe ich den Vertrag auch noch nicht zurückgeschickt, wissen Sie, mit der alten Frisur und so. Sehr uncool. Damit mache ich mich zum Gespött der Leute von hier bis zum Union Square.« Sie lachte verlegen. Jetzt, wo sie etwas länger geredet hatte, hörte Paddy, wie aufgesetzt ihr amerikanischer Akzent klang, sie rutschte mit ihrem Dialekt die Westküste hoch und runter, gelegentlich schlichen sich flache Vokale ein, die Paddys schottischem Akzent entsprachen.
    »Karen,

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