Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
Terry ist auch tot.«
Am anderen Ende schlug Metall auf Metall. Sie hörte ein Zischen und ein »Baff« als die Gasflamme angezündet wurde.
»Verstehe … Echt?« Sie legte eine Pause ein, als würde Paddy weiter mit ihr sprechen, und erwiderte dann: »Super, Schätzchen, dann kannst du mich ja aus der Sache rauslassen, oder?«
Karen war nicht alleine. Sie spielte jemandem etwas vor. Paddy strich über die Kopie des Bildes von McBree und dem Wagen, berührte die Umrisse von Karens Gesicht, die gerade so noch auf der Vergrößerung zu sehen waren.
»Das Buch wird nicht erscheinen, Karen. Ihnen kann nichts passieren.«
»Na, das ist ja toll … ja, ich koche gerade Kaffee.« Sie lachte wieder, diesmal ziemlich lange. Ihre Stimme schien sich vom Hörer zu entfernen und dann wieder näher zu kommen, als würde sie jemandes Bewegungen beobachten. Plötzlich waren sie alleine. »Hören Sie, das Bild darf nicht erscheinen, okay? Wenn es erscheint, krieg ich die Hucke voll.«
Einwandfreier Glasgower Akzent, unverstellt.
»Karen, ich kannte sowohl Kevin als auch Terry, seit ich achtzehn war. Ich muss wissen, warum.« Sie betrachtete den dicken Mann auf der Fotokopie, der sich von der Kamera abwandte und eine Hand auf den Griff der Fahrertür gelegt hatte. »Wer ist der Mann im Anzug?«
Karen holte tief Luft und nuschelte: »Ist gerade im Badezimmer.«
»Wer ist das?«
»Brite.«
Engländer waren Engländer. Schotten waren Schotten. Die Einzigen, die sich als Briten bezeichneten, arbeiteten beim Militär oder im Dienst der Regierung und für einen Soldaten war der Mann zu dick.
»Ich, äh«, Karen flüsterte jetzt, als sei sie den Tränen nahe: »Mir hat mein Foto gefallen. Tut mir leid.«
Plötzlich ertönte das Freizeichen. Eine kleine Hand landete in Paddys weicher Armbeuge.
»Mum, ich hab Hunger.«
II
Dub wusste noch von früher, wo die Kantine war. Warme Mahlzeiten wurden hier schon lange nicht mehr angeboten, aber der Raum war mit Getränke- und Snackautomaten ausgestattet, an denen man alles kaufen konnte, wovon Erwachsene Kinder fernzuhalten versuchten. Paddy bat ihn, etwas auszusuchen, das möglichst wenig widerlich war, und versprach Pete ein richtiges Essen später bei seiner Oma.
Sie gingen die Treppe hinauf und Paddy kehrte in die Redaktion zurück, dachte über ihren nächsten Schritt nach.
An ihrem Schreibtisch steckte sie ihre Notizen, die Fotokopie und die Liste in einen internen Postumschlag mit einem Zettel für Bunty, auf dem sie ihn bat, Merki einen Artikel daraus machen zu lassen. Der Gedanke, dass sich Merki in aller Öffentlichkeit würde selbst widersprechen müssen, erfüllte sie mit einer gewissen Zufriedenheit. Sie schrieb einige Stichpunkte zur Bedeutung des Bildes auf einen weiteren Zettel, steckte die Archivartikel ebenfalls hinein und verschloss den Umschlag. Sie schrieb ihren Namen vorne als Absender darauf und steckte ihn in Buntys Verteilerfach.
Immer wieder dachte sie an ihren Dad, konnte die Gedanken an ihn nicht wie sonst verdrängen. Seine Präsenz fühlte sich heute allerdings gut an, als würde er sie unterstützen, ihr helfen.
Sie musste alleine sein, wenn McBree kam. Eriskay House war ohnehin schon mit dem Makel des Todes befleckt, aber Callum war dort, aß trockenes Brot und genoss das Leben auf dem Land. Sie könnte Dub bitten, sie dorthin zu fahren und ihn mit Callum zurück in die Stadt schicken. Sie könnte ihm erzählen, sie würden einen Kontaktmann vom britischen Geheimdienst trefen, topsecret, und ihn bitten, sie am darauffolgenden Tag wieder abzuholen. Wenn Dub versprach, bei Pete und ihrer Mutter zu bleiben, und sie dafür sorgte, dass McBree wusste, wo sie war, müsste Pete eigentlich in Sicherheit sein.
Nur noch ein Letztes blieb ihr zu tun. Das konnte sie auf dem Weg raus nach Ayr erledigen. Garretts Vorschlag. Sie lächelte bei dem Gedanken an die wortkarge Polizeibeamtin. Anständige Frau.
32
Marty
I
Vor Trishas Haus parkte ein Lieferwagen, den Paddy nicht kannte, ein verrosteter dunkelroter Transporter mit geschwärzten Fenstern und leeren Chipstüten und Schokoriegelpapier auf dem Armaturenbrett. Paddy hatte ihn noch nie gesehen, wusste aber genau, was das zu bedeuten hatte.
Sie sprang zur Haustür und steckte ihren Schlüssel ins Schloss, Dub und Pete eilten ihr hinterher. Als sie das Licht im Wohnzimmer sah, wusste sie, dass der Fernseher lief und die Lichter aus waren. Ihre Brüder Marty und Gerry waren aus London zu Besuch gekommen.
Sie
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