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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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machen und innerhalb der eigenen Familie und Gemeinde auf den Rang eines Zuschauers zurückzustufen. Paddy selbst war gestrauchelt und gefallen, war zurückgekrochen, hatte es aber nie ganz geschafft. Schon den Großteil ihrer Kindheit über hatte sie diesen heimeligen Ort nur von draußen betrachtet. Als sie älter wurde, hatte sie sich damit abgefunden. Es war eine einsame Reise gewesen, aber als sie ganz unten angekommen war, hatte sie in der Redaktion ihre eigenen Leute gefunden, auch Freunde wie Dub.
    Sie sah zu ihm auf. Dub stützte sich auf den Knien ab, sein Rücken war angespannt, sein Kopf nach vorne gebeugt und eine große knochige Hand lag in seinem Nacken. Sie stupste ihn mit dem Knie an, und er setzte sich auf und sah sie an.
    »Das dauert eine verdammte Ewigkeit«, sagte er.
    »Er ist in Sicherheit.«
    Die Feststellung tröstete ihn allerdings nicht, er zuckte ratlos mit den Schultern und drehte sich zu drei Polizisten um, die am Fahrstuhl warteten. Alle drei waren nicht in Uniform, dafür aber groß gewachsen mit kurzgeschnittenen Haaren. Einer trug einen wachsbeschichteten Mantel, die anderen beiden Anzugjacken zu Stoffhosen. Dub lehnte sich zurück und murmelte: »Man fragt sich, wie’s denen überhaupt gelingt, undercover zu ermitteln, oder? Die sehen so dermaßen nach Polizei aus, das gibt’s gar nicht.«
    Ein schlechtes Kostüm machte in ihrem Augenwinkel halt, blassblau, der Rock leicht zerknittert. Paddy drehte sich zu der Polizistin um, die sie gemeinsam mit Knox verhört hatte und die auf der anderen Seite der Türen stand und sie misstrauisch betrachtete. Paddy nickte. »Garrett.«
    Garrett erwiderte den Gruß ebenfalls kopfnickend, zögerte und kam zu ihr herüber. »Was machen Sie hier?«
    Dub schnaubte empört, ob der Schroffheit der Frage, aber Paddy gefiel der Ton fast an ihr. »Ich warte«, sagte sie und ahmte Garretts Art nach. »McBree hat meinen Sohn überfallen.« Garrett riss die Augen auf. »Er hat bei seinem Vater übernachtet, jemand ist eingebrochen und wurde dabei überrascht, wie er mit einem Messer in Petes Zimmer wollte.«
    Garrett verdrehte die Augen in Richtung eines höher gelegenen Stockwerks und wieder zurück. »Erkennungsdienstlich erfasst?«
    »Er hatte eine Skimütze auf. Er wurde nicht gefasst. Selbst wenn es ein Foto von ihm gäbe, wie er sich mit dem Messer zwischen den Zähnen über Pete beugt, würde er nicht gefasst werden, oder?«
    Garrett biss sich auf die Unterlippe, ihr Gesicht blieb genauso emotionslos, wie Paddy es in Erinnerung hatte. »Skimütze? Also war er es vielleicht gar nicht?«
    Paddy lächelte genervt, schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
    Garrett blieb hartnäckig. »Es besteht die Möglichkeit, dass er es nicht war.«
    Paddy sah sie an. »Mein Sohn ist fünf Jahre alt. Er hatte noch keine Zeit, sich viele Feinde zu machen.« Sie sah wieder weg. »Sie wollen mir sowieso nicht helfen, also verpissen Sie sich.«
    Doch Garrett blieb unbewegt stehen, senkte die Stimme und knurrte leise: »Faxen Sie’s.«
    Paddy sah mit neu erwachtem Interesse auf. Sie berührte ihre Handtasche mit den Fingerspitzen, um ihr zu bedeuten, dass sie verstanden hatte. Garrett nickte und ging an ihr vorbei, nahm mit beschämt gesenktem Kopf die Treppen im Laufschritt.
    »Was sollte das denn heißen?«, fragte Dub.
    Paddy kratzte sich an der Wange, während ihre Augen hektisch den Boden absuchten. Sie dachte nach.
    »Nichts«, sagte sie. »Nichts.«
    Ein Fax. Das war weniger ein Plan als ein müder nachträglicher Wiedergutmachungsversuch.
    McBree würde es jetzt auf sie abgesehen haben und das Beste, was sie tun konnte, war, dafür zu sorgen, dass sie alleine war, damit niemand sonst verletzt wurde.
    Der Mann am Empfang rief einen Mr. McKenzie ans Telefon. Dub sprang in zwei riesigen Sätzen quer durch den Raum und riss ihm den Hörer aus der Hand. Er lächelte und drehte sich zu ihr um.
    »Hallo, Kleiner.«

II
    Sie stiegen die Treppe im Gefolge eines dünnen, lispelnden Polizisten hinauf. Er führte sie einen lärmerfüllten Gang entlang, an Türen mit der Aufschrift »Verhörraum« vorbei und in ein Seitenzimmer mit weiteren schwarzen Stühlen, einem Kaffeeautomaten und einer verendeten Pflanze.
    Er ließ sie dort sitzen, machte eine unbestimmte Handbewegung Richtung Automat und erklärte, sie dürften sich bedienen, sofern sie fünfzig Pence dabeihätten.
    Die Tür zum Gang öffnete sich. Paddy und Dub standen auf, da sie Pete erwarteten, doch es war Burns,

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