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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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verächtlich, als er sie vom Schreibtisch wegzuziehen versuchte. Instinktiv entriss sie ihm ihren Arm. »Beruhigen Sie sich, ich komme ja mit. Ich freue mich, Sie zu sehen.«
    »Ja, klar«, nuschelte der Jüngere sarkastisch und drehte ihr den freien Arm mit übertriebener Gewalt auf den Rücken. Offenbar ging es weniger darum zu verhindern, dass sie wegrannte, die beiden waren einfach nur genervt, weil ihr beim letzten Mal die Flucht gelungen war.
    Zwei Männer aus der Sportredaktion traten heran, Gentlemen durch und durch. »Hey, lassen Sie die Dame in Ruhe.«
    »Das geht Sie nichts an.« Der Jüngere war sehr wütend und sie vermutete, dass die beiden eine Standpauke von ihren Vorgesetzten zu hören bekommen hatten, weil sie ihnen entwischt war.
    Die Sportreporter waren in der Regel eher gut gelaunt, aber offenbar hatten sie Lust auf einen Streit. Ob sie wollte oder nicht, Paddy gehörte zu ihrer Truppe und wer sie beleidigte, beleidigte alle. Sie knöpften sich jeweils einen Beamten vor und bauten sich vor ihm auf. »Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr.«
    Paddy erhob die Stimme zu einer Lautstärke, die ansonsten Pete vorbehalten war, wenn sie ihn vor Feuer oder heranfahrenden Autos warnte: »HÖRT SOFORT AUF!«
    Die wenigen Leute in der Redaktion, die nicht sowieso schon gafften, blieben wie angewurzelt stehen. Bunty erschien in der Tür zu seinem Büro. Eine Aushilfe schaute vom Treppenhaus herein.
    »Diese Beamten und ich werden jetzt ohne weitere Zwischenfälle gehen. Hab ich mich DEUTLICH genug ausgedrückt?«
    Die Sportredakteure nickten stumm. Die Polizeibeamten waren kurz davor, sich zu entschuldigen. Selbst Bunty machte ein Gesicht, als hätte man ihn beim Äpfelklauen erwischt. Der Mann, der auf ihre wütende Mutterstimme nicht reagierte, musste erst noch geboren werden.
    Paddy nahm die Umschläge mit den Ausschnitten und steckte sie in ihre Tasche. Sie stand auf und lächelte den Sportredakteur an. »Danke schön.«
    Flankiert von den Polizeibeamten rauschte sie durch den Redaktionsraum zur Tür und kam sich sehr wichtig vor, alle Blicke waren auf sie gerichtet. Unfreiwillig drückten beide Beamte jeweils eine Seite der Flügeltür auf, hielten ihr wie Lakaien die Tür auf. Sie drehte sich noch einmal um und sprach Bunty an.
    »Der Artikel kommt ein bisschen später. Tut mir leid.«
    Als die Tür hinter ihr zufiel, brach in der Redaktion tosender Applaus aus. Alle mochten Rebellen.
    Die Polizisten liefen im Gänsemarsch die Treppe herunter, einer vor ihr, einer hinter ihr. Sie kam sich großartig vor, morgen würde sie auf Seite eins erscheinen.

II
    Ihre glamourösen Illusionen ließen sich nur so lange aufrechterhalten, wie sie sich noch innerhalb des Redaktionsgebäudes befanden. Kaum hatten sie es verlassen, packten die beiden Beamten sie am Arm und zerrten sie grob zum Streifenwagen, den sie auf der Bordsteinkante geparkt hatten. Jemand musste unten in der Press Bar angerufen haben, denn ein Fotograf kam herausgerannt, legte eine frische Filmrolle ein und knipste drauflos.
    Sie blickte nach oben und entdeckte die gesamte Redaktion an den Bürofenstern, sie winkten ihr zu und grinsten, als wäre sie die Königin auf Stippvisite.
    Die Gäste der Press Bar strömten auf die Straße. Journalisten und Redakteure, Fußvolk und Schaulustige reihten sich am Straßenrand auf, mit Biergläsern und Zigaretten in den Händen prosteten und jubelten sie ihr zu.
    Sie grinste zurück, doch schlagartig verging ihr das Grinsen, als sie das Gesicht des jungen Mannes entdeckte.
    Er wirkte verlegen, wie er da abseits der Menschentraube stand, als hätte man ihn ertappt, er hielt den Kopf gesenkt, anscheinend in der Hoffnung, nicht gesehen zu werden. Seine Jacke war offen, aber sie konnte den schwarzen Kragen sehen, den silbernen Reißverschluss seines Trainingsanzugs und den Kragen seines Celtic-Trikots darunter.
    Der Beamte ließ den Motor an und fuhr los, fädelte sich begleitet von weiterem Applaus in den dichten Verkehr ein. Als sie um die Kurve bogen, drehte sie sich noch einmal um und sah, wie der Mann im schwarzen Trainingsanzug in der entgegengesetzten Richtung verschwand.
    Paddy räusperte sich und beugte sich vor. »Hatten Sie Ärger, weil ich abgehauen bin?«
    »Lehnen Sie sich zurück und legen Sie ihren Gurt an.«
    Die Autos auf der Straße machten dem Streifenwagen Platz, bremsten ab, um ihn durchzulassen. Sie beobachtete den Fahrer, der wütend wurde, wenn ihn ein anderer nicht vorbeiließ, leise

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