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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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hier ist Paddy Meehan von der Scottish Daily News. Ob ich wohl etwas später bei Ihnen vorbeikommen und mich mit Ihnen über Terry Hewitt unterhalten dürfte?«
    Zögerlich gab ihr die Frau die Adresse und bat sie, nicht innerhalb der nächsten drei Stunden zu kommen und es später mehrfach klingeln zu lassen. Paddy dankte ihr und legte auf.
    Das Schoßäffchen lächelte nicht, als sie näher kam. Er hielt ihr bereits die Tür zu Buntys Büro auf und verneigte sich, als sie an ihm vorbei eintrat.
    Bunty hatte die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, der Mund ruhte auf seinen langen spitzen Zeigefingern. Er sah zu ihr auf. Sie hatte ihn nie zuvor so bleich gesehen.
    »Setzen Sie sich.«
    Paddy schloss die Tür hinter sich, ließ das Schoßäffchen draußen stehen und nahm auf dem nächstbesten Stuhl Platz. Der Tisch war über drei Meter lang, sie saßen an entgegengesetzten Enden und trotzdem empfand sie den Abstand als noch zu gering.
    Bunty beugte sich vor. »Callum Ogilvy. Ist er draußen?«
    Er ließ den Namen im Raum stehen. Es war nicht ganz klar, ob es sich um eine Anklage, einen Artikelvorschlag oder einen bitteren Vorwurf handelte. Sie hätte sich herauswinden und ihm eine Lüge auftischen können, aber Lügen funktionierten bei ihr meist nicht. Das spröde Papier der Umschläge mit den Ausschnitten wurde plötzlich feucht in ihren Händen. Sie legte sie auf den Tisch.
    »Bunty …«
    Er hatte ihre Kolumne auf dem Schreibtisch vor sich liegen.
    »Und dann kommen Sie mir mit diesem belanglosen Mist.« Seine Stimme schwoll plötzlich an, seine Worte stolperten übereinander, so schnell stieß er sie aus. »Wo ist da der Biss? Angenommen, es waren die Provos; angenommen, sie waren es nicht. Misty benutzt keine Semikolons. Wofür, verdammte Scheiße bezahle ich Sie?«
    Normalerweise benutzte er keine Fäkalausdrücke, wusste eigentlich gar nicht, wo und wie man sie einsetzte. Jetzt klang er verzweifelt. »Sie wurden vor dem Gefängnis gesehen.«
    »Es gab einen weiteren Überfall.« Sie versuchte, sich seinem Tempo anzupassen, und sprach lauter, als sie es normalerweise getan hätte. »Kevin Hatcher, unser ehemaliger Bildredakteur. Ich habe Merkis Artikel gesehen. Nur weil eine Schusswaffe gefunden wurde, heißt das noch gar nichts. Jemand hat mich zu Hause bedroht. Mein Sohn …« Gott, sie brachte es auf eine persönliche Ebene, wurde emotional. Das hatte sie gar nicht gewollt. »Ich wurde bedroht, bei mir zu Hause.«
    Aber Bunty hatte kaum zugehört. »Sie waren draußen vor dem Gefängnis. Ganz Glasgow spricht davon. Alle wissen es. Ich stehe da wie ein verdammter Idiot.«
    »Aber diese andere Geschichte, das wird ein Riesending, Chef. Als Terry und Kevin in New York waren … Da gibt es jemanden bei der IRA, McBree.«
    »Ich könnte meinen Job verlieren.«
    Er redete so laut, dass sie das Gefühl hatte, die Glaswände seines Büro würden beben und im Redaktionsraum draußen wäre es urplötzlich mucksmäuschenstill geworden. Er lief rot an und seine Augen versanken tiefer in ihren Höhlen.
    Paddy öffnete den Mund, ihr Gehirn schaltete sich aus und zu ihrem eigenen Erstaunen sagte sie: »Ich habe Ogilvy besucht. Ich arbeite mit ihm.«
    »Für mich oder für McVie?«
    »Für Sie, Chef, natürlich für Sie.«
    Buntys Gesichtshitze kühlte wieder ab und verschwand. Seine Lippen wurden wieder sichtbar. Er blinzelte den Schreibtisch an. Draußen wurden die gewohnten Redaktionsgeräusche vernehmbar.
    »Ist er nicht draußen?«
    »Ähm, nein.« In der Sekunde, in der sie gesagt hätte, dass Callum nicht mehr in Gewahrsam war, hätte eine Traube von Journalisten vor Seans Haus gestanden. Sie vermutete, dass niemand bei der Gefängnisleitung nachgefragt hatte, und versuchte, sich aus der Affäre zu ziehen. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Bringen Sie mir in den nächsten zwei Stunden sechshundert Wörter über Ihren Besuch bei Ogilvy oder Sie sind gefeuert, und ich erzähle jedem Einzelnen aus der Branche, weshalb. Raus.«
    »Okay.« Sie stand auf und fragte sich, weshalb zum Teufel, sie das gesagt hatte. Sie hatte ihn sogar Chef genannt. Seit fünf Jahren hatte sie keinen Chefredakteur mehr Chef genannt.
    Das Schoßäffchen musste die gesamte Unterhaltung belauscht haben, denn er öffnete ihr die Tür von draußen. Paddy nahm ihre Umschläge und ging hinaus.
    Das Schoßäffchen wies sie auf einen freien Arbeitsplatz in der Themenredaktion hin. »Sie können den Schreibtisch dort drüben nutzen.«
    Die Kollegen

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