Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
Hierarchie sehr weit oben. Er wird international gesucht. Wieso interessieren Sie sich dafür nicht?«
Niemand sagte etwas.
»Ich stamme aus einer irischen Familie und meine Mum glaubt, dass man von der Polizei schon verhaftet wird, wenn man eine Kartoffel im Schrank hat. Wieso kann ich kein Interesse für diesen Mann bei Ihnen wecken? Wenn ich Ihnen erzählen würde, es sei einer von den Guildford Four, würden Sie’s denen auch noch anhängen, oder was? Ein hohes Tier der IRA ist in der Stadt und das interessiert Sie nicht? Warum nicht, weil Sie’s bereits wissen?«
Bevor Garrett Gelegenheit bekam, die Antwort zu verweigern, öffnete sich die Tür hinter den Beamten und Garrett richtete sich auf. Ihre Miene strahlte plötzlich Wärme aus. »Guten Tag, Sir.«
Knox stand breitschultrig und mit verkniffenem Gesichtsausdruck im Türrahmen, bereit, seine Macht spielen zu lassen. Er wandte sich an die Beamten hinter sich. »Warten Sie im Gang.«
Paddy bekam einen plötzlichen Schweißausbruch und stand auf. »Ich gehe.«
Er lächelte ruhig. »Sie können nicht gehen.«
»Ich bin nicht verhaftet.«
»Ich will mit Ihnen reden.«
Knox schloss langsam die Tür, lauschte auf das sichere Klicken des Schließmechanismus und wandte sich wieder um. Als er zu Garretts Stuhl hinüberschlenderte, machte sie ihm Platz und stellte sich dienstbeflissen daneben. Er setzte sich, sah aus dem Fenster, dann wieder zu ihr, demonstrierte völlig übertrieben Sorglosigkeit.
Paddy nahm eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an und blies ihm Rauch ins Gesicht.
»Niemand wird Ihnen glauben«, sagte er kalt.
»Dass Sie mich in diesen verlassenen Gebäudetrakt gebracht haben, um mir zu drohen?«
Seine Augen flatterten Richtung Garrett. »Wegen Hewitt«, sagte er gelassen.
Paddy schlug die Beine übereinander. »Der Mord an Terry.«
»Die Beamten haben mir erzählt, was Sie heute Morgen gesagt haben. Sie irren sich. Die IRA hat die Verantwortung nicht übernommen. Die Tatwaffe wurde gefunden und der Fall mit einem Drogenmord in Easterhouse aus dem vergangenen Jahr in Verbindung gebracht. Wir können beweisen, dass die IRA nichts damit zu tun hat.«
Sie zog noch einmal an ihrer Zigarette, hörte, wie das Summen der Bohnermaschine verhallte. Jemand hatte den Stecker gezogen. Der Aufzug klingelte und hinter der Putzkraft schlossen sich die Türen. Jetzt waren sie alleine in dem Stockwerk.
»Warum bin ich hier?«
Das letzte bisschen Farbe wich aus Knox’ Gesicht. Er reckte den Hals nach ihr, seine Haut war derart gespannt, dass sie seinen hämmernden Herzschlag darunter sehen konnte. »Sie sind hier, weil Sie gestern abgehauen sind. Sie hätten der Aufforderung der Beamten Folge leisten und gleich mitkommen sollen. Polizeibeamte werden misstrauisch, wenn jemand flieht, dem sie ein paar Fragen stellen möchten.«
»Wenn das so eine große Sache war, wieso kam dann gestern Abend niemand zu mir nach Hause? Sie wissen doch, wo ich wohne. Samstagabend hat mich die Polizei mühelos gefunden. Und abgesehen davon, wo ist Kevin? Ich habe gestern bei allen vier Notaufnahmekrankenhäusern angerufen, und er ist nirgendwo als Patient gemeldet.«
»Kevin Hatcher ist tot.«
Er beobachtete ihr Gesicht, interessierte sich völlig emotionslos für ihre Reaktion auf die Todesnachricht.
»Wann? Wann ist er gestorben?«
Knox räusperte sich, nickte Garrett zu. Sie trat vor und sprach mit sanfterer Stimme als zuvor. »Kevin war bereits bei seiner Ankunft im Krankenhaus tot. Tote werden bei der Anmeldung anders behandelt, vielleicht konnten Sie ihn deshalb nicht finden.«
»Nein, werden sie nicht. Ich habe sechs Monate lang die Reporterwagenschicht übernommen. Ich habe jede Nacht einmal, manchmal zweimal die Krankenhausrunde gemacht. Tot Eingelieferte werden in demselben Buch registriert wie Unfallopfer.«
Knox’ Gesicht blieb regungslos, doch während er sie belustigt betrachtete, wurde sein Blick weicher. So mächtig sind wir, wollte er sagen; wir können einen Mann verschwinden lassen. Ich könnte Sie verschwinden lassen.
Er erwartete, dass sie ihn anschrie und sinnlose Drohungen gegen ihn ausstieß, aber Knox war wie Donaldson abgehärtet und ihre Drohungen würden wirkungslos verhallen. Stattdessen tat sie etwas, mit dem er nicht umzugehen wusste: Sie schlug die Hände vors Gesicht und tat, als würde sie weinen, murmelte leise etwas über den armen Kevin. Sie schauspielerte nur und als ihr Gesicht schön feucht war, sah sie zu
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