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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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vorwärts, um zu testen, wie wachsam der Mann war. Glücklicherweise sah er hinaus auf die helle Straße und Callum kam aus dem Schatten. Er machte einen weiteren Schritt und noch einen, doch noch immer sah Rattenschuh auf die Straße, schüttelte seine Dose Cola, um zu sehen, ob sie leer war, fand aber noch einen kleinen Tropfen und legte wieder den Kopf in den Nacken.
    Callum stand nur mehr einen Meter hinter ihm, aber der Mann merkte nichts. Er trug einen Pferdeschwanz und eine Brille, war größer als Callum und seine Kleidung wirkte teuer, eine hübsche, rot karierte Jacke, die er offen über einem ebenfalls roten T-Shirt trug, dazu eine weite Hose und die Rattenschuhe.
    Im Gefängnis, dem ersten Gefängnis, in dem er gewesen war, hatte man darauf geachtet, dass es möglichst wenig Gelegenheiten für Streitereien gab. Niemand wurde längere Zeit mit einem anderen alleine gelassen. Alle Zellen waren Einzelzellen, weil die Insassen so jung waren, dass die Behörden nicht riskieren wollten, dass sie sich gegenseitig vergewaltigten, umbrachten oder schwul wurden, er wusste es nicht so genau.
    Trotzdem gab es andauernd Prügeleien, die Leute verkrachten sich, lernten Typen aus rivalisierenden Banden kennen. Gestritten wurde so oder so, aber egal was, ob gebrüllte Beschimpfungen oder echte Prügel, es musste sich in Sekundenbruchteilen abspielen. In der Essensschlange wurden blitzschnell Kriege gewonnen. Einmal, als der Bücherwagen vorbeikam, ging sogar einer drauf. Sie hatten Techniken dafür entwickeln müssen. Sie nannten das »einen Blitzkrieg«. Ein blitzschneller Angriff, eine Narbe im Gesicht eines jungen Mannes, eine Vergewaltigung, ein Mord.
    Callum nahm beide Hände zusammen, ballte sie zu Fäusten und hob sie über den Kopf des Mannes. Er öffnete den Mund, holte tief und geräuschlos Luft und schlug die Fäuste nieder.
    Mit einem blitzschnellen Schlag ließ er sein gesamtes Gewicht auf Steven Currens Schädel prallen. Rattenschuh schwankte erst rückwärts, torkelte dann in den dunklen Hauseingang, knallte mit dem Kopf seitlich gegen die Hauswand und hinterließ dort eine Blutspur, als er zu Boden rutschte.
    Callum schob seine Hände unter Stevens Arme und zog ihn ein Stück zurück, damit seine Füße von der Straße aus nicht mehr zu sehen waren. Er griff ihm in die Jacke und nahm seine Brieftasche, nicht weil er es darauf abgesehen hatte, sondern als Vorwand, und zog sich durch den dunklen Gang zurück. Er rannte über den Hof, schnappte seine Schuhe, hielt sich weiterhin im Schatten der Hauswand und machte erst am Ausgang, durch den er hereingekommen war, noch einmal Halt. Dort riss er den Klettverschluss der Brieftasche auf und nahm die Scheine heraus, zwanzig Pfund, ließ alles andere drin und warf sie in den dunklen Gang.
    Als er hinaus in die Sonne trat, fühlte er sich erleichtert. Er befingerte die Scheine in seiner Tasche und machte sich auf den Rückweg zu Sean. Er schlich sich durch die Vordertür, die er offen gelassen hatte, wieder herein und nahm erneut auf der Bettkante Platz. Er hob den Vorhang seitlich an, lächelte und schnaufte ein bisschen außer Atem, als er auf die sonnige Straße hinaussah.
    Drei Kinder in Schuluniform, die Süßigkeiten aßen, gingen zu dem dunklen Eingang und fanden den Mann. Sie starrten ihn an und stießen ihn mit Füßen, während eines der Kinder auf die andere Straßenseite rannte. Eine Frau kam dazu, etwas später traf die Polizei ein. Steven Curren regte sich und stand auf, hielt sich den Kopf, dort wo er an die Wand geknallt war. Er tastete nach seiner Brieftasche. Hinter Callum im Flur ging die Tür auf und plötzlich war die Wohnung von den Rufen der Kinder erfüllt.
    Callum stand auf und versuchte ein Gefühl von Befriedigung zu verspüren. Aber es gelang ihm nicht. Erneut tastete er nach den Scheinen und kam sich blöd vor. Die drei Kinder, die den Mann im Eingang gefunden hatten, taten ihm leid, weil sie das Blut an der Wand hatten sehen müssen.
    Er ging hinaus, um seine Familie zu begrüßen.

21
Konversation mit einem Kühlschrank

I
    Ein Schatten fiel auf Paddys Schreibtisch und sie blickte auf, erwartete das Schoßäffchen zu sehen.
    Die Beamten, die gestern in Kevins Wohnung gewesen waren, standen hinter ihr.
    »Miss Meehan, wir müssen Sie bitten mitzukommen.«
    »Ach, hallo!« Sie schnellte hoch. »Hallo!«
    Sie wirkten verärgert. Der Ältere packte sie am Arm, drückte fester zu, als nötig gewesen wäre, seine Oberlippe kräuselte sich

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