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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Haare würden in Flammen stehen. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl. Er war eine Fackel.
    Peder Holst war nicht zurückgekommen. Vielleicht war auch er ein Schwimmer. Sie würden ihn im Meer finden, nicht in einem Pool.
    Annica Holst war stumm geblieben. Winter hatte sie auf der Treppe stehenlassen. Wenn sie etwas zu sagen hatte, dann würde sie es sagen, vielleicht noch vor Einbruch der Dämmerung.
    Was hatte er getan? Was hatte Herman Schiöld getan? Oder – was hatten sie ihm angetan?
    Madeleine, die es erzählen könnte, konnten sie nicht mehr fragen.
    Erik Lentner war wieder an der Sonnenküste.
    Herman Schiöld auch.
    Winters Haare brannten. Er dachte an die Quelle des Feuers.
    Er tippte Torsten Öbergs Kurzwahl ein. Der stellvertretende Chef der Spurensicherung meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Hallo, Torsten, Erik hier. Was ist mit diesen Bic-Feuerzeugen in der Küche?«
    »Sie sind gerade bei mir eingetrudelt.«
    »Butangas«, sagte Winter.
    »Ja«, antwortete Öberg nach einigen Sekunden. »Ja. Das wäre durchaus möglich.«
    »Geruchsfrei«, fuhr Winter fort. »Teurere Produkte werden mit Feuerzeugbenzin gefüllt, aber die billigen mit Butangas.«
    »Das weiß jede Anlaufstelle für Jugendliche«, sagte Öberg. »Jugendliche besorgen sich Nachfüllflaschen, sprayen den Inhalt in eine Plastiktüte und stecken den Kopf rein. Ein Arme-Leute-Rauschmittel.«
    »Können die in Koblenz Butan nachweisen?«
    »Wenn, dann die Gerichtschemie«, sagte Öberg.
    »Warum das?«
    »Na ja … ich bin kein Chemiker, aber soviel ich weiß, verschwinden die Spuren nicht nach wenigen Stunden aus dem Körper.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Winter.
    »Das Gas wird vor drei, vier Stunden nicht vom Körper ausgeschieden.«
    »Aber danach?«
    »Ja.«
    »Also kann jemand von dem Gas benommen oder bewusstlos gemacht werden, weiterschlafen und drei Stunden später ermordet werden, und dann sind die Spuren verschwunden?«
    »Möglich ist es. Ich weiß nicht, wo genau die Grenze verläuft, Erik. Das weiß wahrscheinlich niemand.«
    »Ein Mörder nutzt also die Chance«, sagte Winter.
    »Wenn er oder sie vermeiden will, dass eine Substanz nachgewiesen werden kann, ja.«
    »Vielleicht hat er gewartet«, sagte Winter.
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat auf der Bettkante gesessen und gewartet.«
    »Er hatte überall Zutritt«, sagte Winter.
    Ringmar nickte.
    »Er hat seinen Namen geändert.«
    »Warum?«
    »Schiöld klingt besser als Dahlquist.«
    »Da gebe ich dir recht.«
    Winter schwieg. Er dachte an Tabak und Feuer. Er hatte seinen letzten Corps geraucht. Hatte einfach aufgehört. Ein Feuerzeug hatte er nie benutzt.
    Auf den Park vor Winters Fenster senkte sich der Abend.
    Das sehe ich zum letzten Mal, dachte er.
    Er spürte wieder das Feuer in seinem Kopf. Es war wie Eis.
    Die Zeit löste sich auf.
    »Gebrüder Dahlquist«, sagte Ringmar.
    »Anders hatte die Schlüssel«, sagte Winter.
    »Morenius hat die Wohnungen vermittelt.«
    »Es ist ein großes Büro.« Winter erhob sich. »Auf den Klippen haben sie sich um die Schlüssel gestritten«, sagte er.
    »Anders wollte nicht mehr«, sagte Ringmar.
    »Und Rhodin ist aus dem Schneider«, sagte Winter. »Er war nur zufällig dabei.«
    »War Dahlquists Tod ein Unfall, Erik?«
    »Ich glaube ja.« Winter machte einen Schritt zum Fenster. »Jedenfalls hat alles mit einem Unfall begonnen.«
    Ringmar schwieg.
    »Wo ist sie?«, sagte Winter. »Wo liegt sie?«
    Ringmar blieb sitzen. Sie hatten kein Licht eingeschaltet. Winter sah sein Profil. Es war ihm vertrauter als fast alles andere in seiner Welt.
    Ich möchte es nicht verlieren. Es gehört zu mir. Das Profil eines anständigen Mannes.
    »Es ist wahrscheinlich nichts mehr da?«, fragte Ringmar.
    »Wenn es so ist, haben die Makler uns belogen.«
    Eine erneute Befragung an den Wohnungstüren hatte kein Ergebnis gebracht. Es war unmöglich, auf die Schnelle in Hunderten von Wohnungen Hausdurchsuchungen vorzunehmen, juristisch unmöglich, politisch unmöglich.
    »Es handelt sich um ein verdammt großes Viertel«, fuhr Ringmar fort. »Die Gebäude sind wie geschlossene Burgen. Alte Schlösser. Jedes Viertel eine verdammte Stadt.«
    Winter dachte an das Gewölbe in der Teatergatan. Wer es betrat, geriet ins Mittelalter.
    »Sie kann nicht mehr dort sein«, sagte Ringmar.
    Winter schwieg. Er dachte ans Mittelalter. Das war vor seiner Zeit gewesen. Seine Rüstung stammte von Baldessarini. Sie schützte ihn ebenso wenig, wie das

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