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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Moos. Endlich war er ein Mann und all das geworden. Er musste nichts mehr verbergen.
    »Vielleicht hat er jemandem eine Bruchbude angedreht, und der hat sich durch Erwürgen an ihm gerächt«, sagte er. »So einfach ist das.«
    »Dann hätten wir aber viele Morde«, sagte Ringmar.
    »Haben wir das nicht auch?«
    »Nicht aus diesem Grund.«
    »Wo hat er gearbeitet? Was war sein Gebiet?«
    »Zentrum, City nennt man das heute wohl«, sagte Winter. »Maklerbüro an der Avenyn. Es heißt Morenius. Exklusiv.«
    »Ja, pervers«, sagte Halders. Er sah Winter an. »Ist die Spurensicherung fertig mit seiner Wohnung?«
    »Ja.«
    »Wollen wir dann mal los?«
    Die Aussicht über Göteborg vom fünften Stock war sehr hübsch. Sie waren umgeben von Fenstern. Die Wohnung bestand aus drei großen Zimmern, einer modernen Küche, die nicht billig wirkte. Einem Balkon, der stabil zu sein schien. Halders wagte ein paar vorsichtige Schritte hinaus. Der Balkon hielt.
    »Nicht schlecht.« Er drehte sich um.
    Winter betrachtete das offene Wohnzimmer, wenn man es so nennen konnte. Es ging über in den nächsten Raum. Das Ganze wirkte wie ein luftiges Loft.
    Die Spurensicherung hatte nichts gefunden, was auf den ersten Blick verdächtig wirkte. Kein Verdacht, dass in dieser Wohnung ein Verbrechen stattgefunden haben könnte.
    Nirgendwo gab es weiße Schlipse. Im Schrank hingen nur ein paar Anzüge. Ein Oscar Jacobson, der an den Anzug erinnerte, den der Tote getragen hatte. Einige von Boss, aber nichts Teureres. Winter trug an diesem Tag selber einen Oscar Jacobson. Er hatte ihn schon länger nicht mehr getragen.
    Alles war sehr ordentlich.
    »Ein Pedant«, stellte Halders fest, der den Balkon verlassen und einen Rundgang durch die Wohnung unternommen hatte. »Es ist so verdammt ordentlich.«
    Winter nickte.
    »So ordentlich kann es nur bei jemandem sein, der allein lebt.«
    Wieder nickte Winter.
    »Kein Leben«, sagte Halders.

10
    W er war Anders Dahlquist? Wer war daran interessiert, seine Existenz auszulöschen? Woher kam er? Wohin war er unterwegs? Die üblichen existentiellen Fragen. Anders Dahlquist waren sie jetzt egal. Aber Erik Winter nicht.
    »Warum war er so gekleidet?«, sagte er.
    Sie saßen in Ringmars Büro. Dort gab es keine Musik. Ringmar wollte sich beim Denken zuhören können. Es war ein Geräusch, das an nichts anderes erinnerte. Möglicherweise an Wind, der an einem Sommerabend durch eine Baumkrone streicht. Diese letzte Brise kurz vor neun.
    »Die Beerdigungsspur müssen wir wohl aufgeben«, sagte Ringmar. »Kein Treffer bei irgendeinem Institut.«
    »Nein.«
    »Jemand könnte ihm den Schlips umgebunden haben, nachdem er erwürgt wurde«, sagte Ringmar.
    »Hm. Jedenfalls ist er nicht mit dem Schlips erwürgt worden.«
    »Nein, in dem Punkt war Pia ganz sicher.«
    »Das hätte ja auf der Hand gelegen, wie man so sagt.«
    »Aber er ist mit der Kraft von Händen erwürgt worden«, sagte Ringmar. »Muss ein ziemlich starker Mörder gewesen sein.«
    Winter hob die rechte Hand und rieb einen Punkt über seinem rechten Auge.
    »Kopfschmerzen?«, fragte Ringmar.
    »Nein, nein, es juckt nur.«
    »Bist du sicher?«
    »Warum zum Teufel sollte ich nicht sicher sein?«
    »Tja … ich frag ja bloß. Beruhige dich.«
    »Ich bin ruhig. Ich darf mich ja wohl am Kopf kratzen, ohne dass du gleich misstrauisch wirst?«
    »Misstrauisch? Wieso sollte ich misstrauisch sein?«
    »Wegen nichts, Bertil. Vergiss es.«
    Ringmar schien noch etwas sagen zu wollen, was er nicht vergessen wollte, schloss den Mund jedoch wieder.
    »Stark, ja«, sagte Winter. »Ein Mann.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Der seine Brieftasche geklaut hat.«
    »Vielleicht.«
    »Der nicht wollte, dass wir rausfinden, wer das Opfer war. Nicht sofort.«
    »Nein.«
    »Warum wollte er das nicht?«
    »Spuren verwischen«, sagte Ringmar.
    »Welche Spuren?«
    Ringmar hob die linke Hand und kratzte sich an der Stirn.
    »Kopfschmerzen?«, fragte Winter.
    »Darf man sich nicht mal am Schädel kratzen?«
    »Ich konnte es mir nicht verkneifen«, sagte Winter.
    »Wollen wir weiterarbeiten?«
    »Welche Spuren?«, wiederholte Winter.
    »Spuren von ihrem Umgang.«
    »Umgang?«
    »Sie haben sich getroffen und sind von anderen gesehen worden. Er wollte nicht, dass wir es sofort erfahren.«
    »Irgendwann erfahren wir es ja doch.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist zu spät.«
    Winter dachte über Ringmars Worte nach. Was für eine Absicht steckte dahinter, die Identifizierung

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