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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Ringmar.
    »Wie aufregend!«
    »Es gibt noch einen freien Tisch im Nachbarraum«, sagte Ringmar. »Mein Kollege wird dafür sorgen, dass sie ihn bekommen.«
    »Warum können wir nicht hier sitzen?«, fragte der Mann, der wie der Vater der Frau aussah, älter als hundertzwanzig.
    »Wir müssen die Straße im Auge behalten«, antwortete Ringmar.
    »Das musst du doch verstehen, Albin«, sagte die Frau.
    Winter hatte den größten Teil des Gesprächs mitbekommen und war in den Raum vor dem Lichthof gegangen, wo er den leeren Tisch bewachte. Er rückte der Dame den Stuhl zurecht, als das Paar bei ihm ankam.
    »Wie höflich die Polizei ist«, sagte sie. »Vielen Dank, junger Mann.«
    »Wir danken«, sagte Winter.
    »Die Macht der Gewohnheit«, sagte Ringmar, als Winter an den Stammtisch zurückkehrte.
    »Herrje, Bertil.«
    »Jetzt können wir hoffentlich endlich bestellen«, sagte Ringmar.
    »Holländerschnitte?«, fragte Winter.
    »Musst du überhaupt noch fragen?«
    Gerda Hoffner saß im Streifenwagen und sah die Stadt vorbeigleiten. In den Straßen war schon Weihnachten. Jedes Jahr wurde es früher Weihnachten, bald reichte der November nicht mehr. In einigen Jahren wären sie mitten im Sommer bei Weihnachten angelangt. Dann würde es wie in Australien sein. Im Bikini unterm Tannenbaum. Aber sie besaß keinen Bikini. Sie wollte keinen Bikini tragen. Die Leute waren alle schwarz und braun gekleidet, hier und da ein bisschen rot. Rot war die Weihnachtsfarbe. Gerda Hoffner mochte Weihnachten nicht. Es war schlimm, das zuzugeben. Als Kind hatte sie sich auf Weihnachten gefreut, aber sie war kein Kind mehr. Sie war jetzt einsam. Das Leben eines Erwachsenen brachte Einsamkeit mit sich. So würde es weitergehen, bis sie starb. Mehr war es nicht. Die Kindheit war nur eine kurze Episode. Danach wartete die große Einsamkeit. Es war schrecklich, darüber nachzudenken.
    Sie bogen von der Norra Hamngatan ab und fuhren über den Kanal. Johnny Eilig parkte vor der Fischerkneipe. Er sah auf die Uhr.
    »Pause«, sagte er und schaute sie an.
    »Ach?«
    »Ich muss mir die Beine vertreten. Ich bin ganz steif.«
    »Ja, es ist wirklich nicht gesund, so lange im Auto zu sitzen.«
    »Wir sollten mehr laufen. Zu Fuß patrouillieren. Warum machen wir das eigentlich nicht?«
    »Wir können ja die Kungsgatan raufgehen«, sagte sie.
    »Gute Idee.«
    Sie patrouillierten die Västra Hamngatan hinauf und dann weiter durch die Kungsgatan. Polizisten, die zu Fuß gingen, waren ein relativ ungewohnter Anblick, und die Leute drehten sich nach ihnen um. Es wurde viel ruhiger im Zentrum. Weniger nervös. Gerda Hoffner fing das eine oder andere Lächeln auf. Die Menschen verlangsamten ihr Tempo und verhielten sich etwas freundlicher zueinander. Alkoholiker und Rauschgiftsüchtige bewegten sich etwas sicherer. Straßenmusikanten spielten einen fröhlicheren Göteborgtriller, nicht die übliche slawische Melancholie. Die Stadt wirkte plötzlich viel kleiner. Göteborg war eine Kleinstadt. Jeder kannte gewissermaßen jeden. Es war wie früher. Früher kannte jeder jeden, dachte sie. Als ich Kind war. Und als meine Eltern in Leipzig aufwuchsen. Da kannte die Geheimpolizei jeden. Unter der Stasi waren alle eine einzige große Familie. Alle hatten ein zweites Zuhause, in das sie einkehren konnten, in den Bunker am Dittrichring. Runde Ecke. Sie war dort gewesen, in dem Museum, das aus vorhandenen Requisiten entstanden war. Alles sieht aus wie damals. Ein schreckliches Museum. Eine Stätte der Mahnung, des Gedenkens und des Lernens .
    »Wollen wir was essen?«, fragte Eilig.
    »Warum nicht.«
    »Lass uns zu Ahlströms gehen.«
    Auf der Korsgatan kamen sie an Buttericks vorbei. Im Schaufenster hingen rote Nasen und weiße Bärte, mittendrin stand ein kahlköpfiger Wichtel. Noch keine Zipfelmütze, kein Bart. Die Schaufensterpuppe war jung und gutaussehend, direkt aus dem Fenster von Massimo Dutti oder einer anderen Modeboutique für Männer geholt. Auch Schaufensterpuppen müssen an verschiedenen Plätzen arbeiten, dachte sie. Vielleicht vermittelt von einer Zeitarbeitsfirma.
    Sie betraten Ahlströms . Johnny sah sich um.
    »Scheint alles besetzt«, sagte er.
    »Wir gehen woanders hin«, sagte Gerda Hoffner. »Hier gibt es ja keinen einzigen freien Stuhl.«
    »Da hinten am Fenster winkt jemand.«
    »Ich sehe es«, sagte Gerda.
    »Er kommt mir bekannt vor. Hab ich den nicht schon mal im Haus gesehen?«
    »Das ist ein Kommissar … vom Fahndungsdezernat, glaube

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