Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
der Wucherer als auch Lorbeerträger sitzen im Rat der Stadt. Es wird dich gewiss interessieren, dass beide verlangt haben, Yennefer aus der Stadt zu jagen. Sie haben nicht nur im Rat dafür gestimmt, sondern sich auch in den Wirtshäusern die Zungen zerfetzt und sich über sie in einer wenig gewählten Art ausgedrückt.«
    »Das habe ich mir schon längst gedacht. Erzähl. Du warst bei den Stadtwachen, die gelaufen kamen. Haben die mich in den Knast gesteckt?«
    »Sie wollten. Oje, Geralt, was war das für ein Anblick! Was du mit denen angestellt hast, ist schwer zu beschreiben. Sie hatten Schwerter, Peitschen, Knüppel, Äxte und du nur einen Spazierstock aus Eschenholz mit rundem Knauf, den du irgendeinem Stutzer weggenommen hattest. Und als alle am Boden lagen, bist du weitergegangen. Die meisten von uns wussten, wo du hinwolltest.«
    »Ich würde es auch gern wissen.«
    »Du bist zum Tempel gegangen. Denn Priester Krepp, auch er Ratsmitglied, hat Yennefer viel Raum in seinen Predigten gewidmet. Du hast mit deiner Meinung über Priester Krepp übrigens durchaus nicht hinterm Berge gehalten. Hast ihm eine Lehre in Sachen Achtung vor dem schönen Geschlecht versprochen. Seinen offiziellen Titel hast du weggelassen, aber andere Bezeichnungen hinzugefügt, die in der Menge viel Heiterkeit ausgelöst haben.«
    »Aha«, murmelte Geralt. »Gotteslästerung ist also auch noch dazugekommen. Was noch? Die Schändung des Tempels?«
    »Nein. Du bist dort nicht reingekommen. Vor dem Tempel wartete schon ein ganzer Zug der Stadtwache, mit allem bewaffnet, was das Zeughaus hergab, ausgenommen das Katapult, glaube ich. Es sah so aus, als würden sie dich einfach massakrieren. Aber du bist nicht bis zu ihnen gekommen. Plötzlich hast du dir mit beiden Händen an den Kopf gegriffen und bist ohnmächtig geworden.«
    »Den Rest kannst du dir sparen. Aber, Chireadan, wie bist du in den Knast geraten?«
    »Als du hinfielst, sprangen ein paar Wächter herbei, um dich mit Lanzen zu durchlöchern. Ich bin mit ihnen in Streit geraten. Ich habe eins mit einem Streitkolben übern Kopf gekriegt und bin hier aufgewacht, im Kerker. Zweifellos werden sie mich der Beteiligung an einer volksfeindlichen Verschwörung anklagen.«
    »Wenn wir schon bei der Anklage sind« – der Hexer knirschte mit den Zähnen –, »was haben wir zu befürchten, was meinst du?«
    »Wenn Neville, der Bürgermeister, schon aus der Hauptstadt zurück ist«, murmelte Chireadan, »dann ist es schwer zu sagen ... Ich kenne ihn. Wenn er aber noch nicht da ist, fällen die Ratsherren das Urteil, darunter natürlich Lorbeerträger und der Wucherer. Und das bedeutet . . .«
    Der Elf machte eine kurze Handbewegung am Halse. Trotz der in dem Keller herrschenden Dunkelheit ließ diese Geste wenig Raum für Deutungen. Der Hexer antwortete nicht. Die Verbrecher murmelten leise miteinander. Der wegen Unschuld eingelochte Opa schien zu schlafen.
    »Schön«, sagte Geralt schließlich und fluchte erbärmlich. »Nicht genug, dass ich hängen werde, sondern auch noch mit dem Wissen, dass ich deinen Tod verursacht habe, Chireadan. Und sicherlich auch den Rittersporns. Nein, unterbrich mich nicht. Ich weiß, dass Yennefer das bewirkt hat, aber die Schuld liegt bei mir. Bei meiner Dummheit. Sie hat mich eingewickelt, mich zum Hartmann gemacht, wie die Zwerge sagen.«
    »Hmm . . .«, murmelte der Elf. »Wo du recht hast, hast du recht. Ich habe dich vor ihr gewarnt. Verdammt, dich habe ich gewarnt, aber selber war ich ein ebenso großer, entschuldige den Ausdruck, Trottel. Du machst dir Vorwürfe, dass ich deinetwegen hier sitze, aber es ist genau umgekehrt. Du sitzt meinetwegen hier. Ich hätte dich auf der Straße aufhalten können, dich niederschlagen, es nicht zulassen ... Ich habe es nicht getan. Denn ich hatte Angst, dass du, wenn der Zauber verfliegt, den sie dir auferlegt hat, zurückgehen würdest und ... ihr etwas antun. Verzeih.«
    »Da gibt’s nicht viel zu verzeihen. Denn du hast keine Ahnung, wie stark dieser Spruch war. Mein lieber Elf, einen gewöhnlichen Zauber durchbreche ich in ein paar Minuten, ohne dass mir dabei schlecht wird. Yennefers Spruch hättet ihr nicht brechen können, und das Niederschlagen wäre vielleicht schwierig geworden. Denk an die Garde.«
    »Wie gesagt, ich habe nicht an dich gedacht. Ich dachte an sie.«
    »Chireadan?«
    »Ja?«
    »Du ... Du . . .«
    »Ich mag keine großen Worte«, unterbrach ihn der Elf mit traurigem Lächeln. »Sagen wir,

Weitere Kostenlose Bücher