Der letzte Wunsch
nicht zweifeln.«
»Ich«, wiederholte er. »Aber nicht Rittersporn. Ich werde ihn von hier an einen sicheren Ort bringen. Wenn ich das getan habe, komme ich wieder und bezahle die zweite Rate und die folgenden. Denn was die erste betrifft . . .«
Er griff in die Geheimtasche im Gürtel, holte das Messingsiegel mit dem Zeichen des Sterns und des gebrochenen Kreuzes hervor.
»Bitte, nimm. Nicht als Rate. Nimm es vom Hexer als Beweis des Dankes dafür, dass du ihn, wenngleich aus Berechnung, besser behandelt hast, als es die meisten von deinen Berufsgenossen getan hätten. Nimm es als Zeichen des guten Willens, das dich überzeugen soll, dass ich, sobald ich für die Sicherheit des Freundes gesorgt habe, hierher zurückkehren werde, um zu bezahlen. Ich habe den Skorpion zwischen den Blumen übersehen, Yennefer. Ich bin bereit, für meine Unaufmerksamkeit zu bezahlen.«
»Eine schöne Rede.« Die Zauberin verschränkte die Arme vor der Brust. »Rührend und pathetisch. Nur leider vergebens. Ich brauche Rittersporn, und er bleibt hier.«
»Er war schon einmal in der Nähe dessen, was du herbeirufen willst.« Geralt wies auf die Muster am Fußboden. »Wenn du fertig bist und den Dschinn herbeibeschwörst, wird Rittersporn trotz deiner Beteuerungen mit Sicherheit Schaden nehmen, vielleicht schlimmer als zuvor. Denn um das Geschöpf aus der Flasche geht es dir doch, nicht wahr? Du hast vor, dich seiner zu bemächtigen, es dir dienstbar zu machen? Du brauchst nicht zu antworten, ich weiß, das geht mich einen Dreck an. Also tu, was du willst, beschwöre meinetwegen zehn Dämonen. Aber ohne Rittersporn. Wenn du Rittersporn ein Leid zufügst, dann ist das kein ehrlicher Handel mehr, Yennefer, und du hast kein Recht, dafür eine Bezahlung zu verlangen. Ich lasse nicht zu . . .«
Er verstummte.
»Ich war neugierig, wann du es merken würdest«, kicherte die Zauberin.
Geralt spannte die Muskeln an, sammelte seinen ganzen Willen, biss die Zähne zusammen, dass es wehtat. Es half nichts. Er war wie gelähmt, wie ein steinernes Standbild, wie eine in den Boden gerammte Säule. Er konnte nicht einmal eine Zehe im Stiefel regen.
»Ich wusste, dass du imstande bist, einen direkten Zauber abzuwehren«, sagte Yennefer. »Ich wusste auch, dass du, ehe du irgendetwas unternimmst, versuchen würdest, mich mit Beredsamkeit zu beeindrucken. Du hast geredet, und der über dir schwebende Zauber hat gewirkt und dich langsam gebrochen. Jetzt kannst du nur noch sprechen. Aber du brauchst mich nicht mehr zu beeindrucken. Ich weiß, dass du beredt bist. Weitere Anstrengungen in dieser Richtung können die Wirkung nur noch schmälern.«
»Chireadan . . .«, sagte er mit Mühe, während er noch immer gegen die magische Lähmung anzukämpfen versuchte. »Chireadan wird merken, dass du etwas im Schilde führst. Er wird es schnell merken, wird jeden Augenblick Verdacht schöpfen, denn er traut dir nicht. Er hat dir von Anfang an nicht getraut . . .«
Die Zauberin machte eine ausholende Handbewegung. Die Zimmerwände verschwammen und nahmen eine gleichmäßige schmutziggraue Beschaffenheit und Farbe an. Es verschwanden die Türen, die Fenster, es verschwanden sogar die staubigen Portieren und die vom Fliegendreck scheckigen Muster an der Wand.
»Und was ist, wenn Chireadan es merkt?« Sie lächelte boshaft. »Glaubst du, er kommt dir zu Hilfe geeilt? Meine Barriere durchdringt niemand. Aber Chireadan wird nirgendwohin eilen, er wird nichts gegen mich unternehmen. Nichts. Er steht in meinem Bann. Nein, das hat nichts mit Zauberei zu tun, ich habe nichts in dieser Richtung getan. Die gewöhnliche Chemie des Organismus. Er hat sich in mich verliebt, der Trottel. Hast du das nicht gewusst? Er hatte sogar vor, Beau zu einem Zweikampf herauszufordern, kannst du dir das vorstellen? Ein Elf, und dann eifersüchtig. Das kommt selten vor. Geralt, ich habe dieses Haus nicht ohne Grund gewählt.«
»Beau Berrant, Chireadan, Errdil, Rittersporn. Du gehst wirklich auf dem einfachsten Weg zum Ziel. Aber mich, Yennefer, wirst du nicht benutzen.«
»Und ob ich dich benutze.« Die Zauberin stand vom Bett auf, ging durchs Zimmer und wich dabei sorgfältig den auf den Boden gemalten Zeichen und Symbolen aus. »Ich habe doch gesagt, dass du mir für die Heilung des Dichters etwas schuldest. Es handelt sich um eine Lappalie, einen kleinen Dienst. Nach dem, was ich jetzt hier erledigen will, werde ich sofort aus Rinde verschwinden, aber ich habe in diesem Nest
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