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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ich bin von ihr sehr fasziniert. Du wunderst dich sicherlich, wie man von jemandem wie ihr fasziniert sein kann?«
    Geralt schloss die Augen, um sich das Bild in Erinnerung zu rufen. Das Bild, das ihn auf unerklärliche Weise, sagen wir es ohne große Worte: faszinierte.
    »Nein, Chireadan«, sagte er. »Ich wundere mich nicht.«
    Aus dem Korridor ertönten schwere Schritte, das Klirren von Metall. Die Schatten von vier Wächtern füllten den Kerker. Der Schlüsel knirschte, der unschuldige Alte sprang wie ein Luchs vom Gitter weg und tauchte bei den Kriminellen unter.
    »So schnell?«, wunderte sich der Elf halblaut. »Ich dachte, es würde länger dauern, das Schafott zu errichten . . .«
    Einer der Wächter, kahl wie eine Billardkugel, mit Bartstoppeln, die lebhaft an einen Keiler erinnerten, wies auf den Hexer. »Der da.«
    Zwei andere packten Geralt, rissen ihn brutal hoch und drückten ihn gegen die Wand. Die Verbrecher drängten sich in ihre Ecke, der langnasige Opa vergrub sich im Stroh. Chireadan wollte aufspringen, fiel aber auf den Estrich zurück, die Klinge eines Dolches vor der Brust.
    Der kahle Wächter baute sich vor dem Hexer auf, streifte die Ärmel hoch und rieb sich die Faust. »Der Ratsherr Lorbeerträger lässt fragen, ob du dich bei uns im Loch auch wohlfühlst. Vielleicht fehlt dir was? Vielleicht ist es zu kalt? Na?«
    Geralt hielt es nicht für zweckmäßig zu antworten. Den Kahlen treten konnte er auch nicht, denn die Wächter, die ihn festhielten, hatten ihm ihre schweren Stiefel auf die Füße gestellt.
    Der Kahle holte kurz aus und schlug ihm in den Magen. Es half nichts, dass er zur Abwehr die Muskeln anspannte. Geralt rang nach Atem und betrachtete eine Zeitlang die eigene Gürtelschnalle, worauf ihn die Wächter abermals hochrissen.
    »Du brauchst nichts?«, fuhr der Kahle fort. Er roch nach Zwiebeln und schlechten Zähnen. »Der Ratsherr wird sich freuen, dass du keine Klagen hast.«
    Der nächste Schlag – auf dieselbe Stelle. Der Hexer krümmte sich und hätte sich erbrochen, wenn da etwas zu erbrechen gewesen wäre. Der Kahle drehte sich seitlich. Er wechselte die Hand.
    Krach! Abermals betrachtete Geralt die Schnalle seines Gürtels. So seltsam es scheinen mochte, aber darüber war kein Loch, wo die Mauer hindurchgeschienen hätte.
    »Also, was ist?« Der Kahle zog sich etwas zurück, zweifellos, um weiter ausholen zu können. »Du hast keine Wünsche? Herr Lorbeerträger lässt fragen, ob du nicht welche hast. Warum redest du denn nicht? Hast du einen Knoten in der Zunge? Den werde ich dir gleich lösen!«
    Krach!
    Auch diesmal wurde Geralt nicht ohnmächtig. Doch er musste ohnmächtig werden, weil ihm an seinen inneren Organen einiges lag. Um ohnmächtig zu werden, musste er den Kahlen zwingen, dass er ...
    Der Wächter spuckte aus, bleckte die Zähne, massierte sich erneut die Hand.
    »Und was ist? Keine Wünsche?«
    »Einen . . .«, stöhnte der Hexer und hob mit Mühe den Kopf. »Du sollst platzen, Hundesohn.«
    Der Kahle knirschte mit den Zähnen, trat zurück und holte aus, um diesmal auf den Kopf zu zielen, wie Geralt es wollte. Doch der Schlag blieb aus. Der Wächter begann plötzlich wie ein Truthahn zu kollern, lief rot an, griff sich mit beiden Händen an den Bauch, brüllte vor Schmerz auf ...
    Und platzte.

VII
    »Und was soll ich mit euch machen?«
    Den dunkelnden Himmel jenseits des Fensters durchschnitt das gleißend helle Band eines Blitzes, kurz darauf ertönte durchdringendes, andauerndes Donnergrollen. Der Platzregen nahm an Stärke zu, eine Gewitterwolke zog über Rinde dahin.
    Geralt und Chireadan saßen auf einer Bank unter einem großen Gobelin, der den Propheten Majoran beim Schafehüten darstellte, und schwiegen, die Köpfe bescheidengesenkt. Bürgermeister Neville ging im Zimmer auf und ab, wobei er zornig fauchte und schnaufte.
    »Ihr verdammten, beschissenen Zauberer!«, brüllte er plötzlich und blieb stehen. »Ihr habt es auf meine Stadt abgesehen, wie? Gibt es denn keine anderen Städte auf der Welt, oder was?«
    Der Elf und der Hexer schwiegen.
    »Dass so etwas . . .« Der Bürgermeister schluckte. »Dass man den Schließer ... Wie eine Tomate! Zu rotem Brei! Das ist unmenschlich!«
    »Unmenschlich und gottlos«, wiederholte der in der Amtsstube des Rathauses anwesende Priester Krepp. »So unmenschlich, dass selbst ein Dummkopf begreifen würde, wer dahintersteckt. Ja, Bürgermeister, Chireadan kennen wir beide, und der da, der sich für einen

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