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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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die Rückkehr des Papas, gefühlvolle Verabschiedung und eine noch viel fühlbarere Abnahme des Schatzes. Ich habe beschlossen, längere Pausen einzulegen, in denen ich allein bleibe. Dass ein Mädchenkuss meine Gestalt verändert, glaube ich natürlich längst nicht mehr. Und ich habe mich damit abgefunden. Mehr noch, ich bin zu dem Schluss gelangt, dass es gut ist, so wie es ist, und auch nicht anders werden soll.«
    »Nicht, Nivellen?«
    »Dass du’s nur weißt. Ich hab dir gesagt, zu dieser Gestalt gehört eine eiserne Gesundheit, das zum einen. Zweitens: Dass ich anders bin, wirkt auf die Mädchen wie ein Aphrodisiakum. Lach nicht! Ich bin mehr als sicher, dass ich mich als Mensch ganz schön abstrampeln müsste, um beispielsweise an so eine Venimira heranzukommen, die ein sehr schönes Mädchen war. Ich denke, so einen wie den auf dem Porträt hätte sie keines Blickes gewürdigt. Und drittens: Sicherheit. Papa hatte Feinde, ein paar haben überlebt. Diejenigen, die die Truppe unter meiner erbärmlichen Führung ins Jenseits geschickt hat, hatten Verwandte. In den Kellern liegt Gold. Wäre nicht die Angst, die ich verbreite, würde jemand es holen kommen. Und wenn es die Bauern mit Dreschflegeln wären.«
    »Du scheinst dir völlig sicher zu sein«, sagte Geralt und drehte den leeren Pokal in der Hand, »dass du in deiner gegenwärtigen Gestalt niemanden gegen dich aufgebracht hast. Keinen Vater, keine Tochter. Keinen Verwandten oder Verlobten der Tochter. Was, Nivellen?«
    »Gib Ruhe, Geralt«, entrüstete sich das Ungeheuer. »Wovon redest du? Die Väter konnten vor Freude nicht an sich halten, ich sag dir doch, ich war überaus großzügig. Und die Töchter? Du hast nicht gesehen, wie sie hier eintrafen, in abgerissenen Kleidchen, die Hände vom Waschen ausgelaugt, ganz krumm vom Tragen der Zuber. Primula hatte noch nach zwei Wochen bei mir auf Rücken und Hintern Striemen vom Riemen, mit dem sie ihr ritterlicher Papa verprügelt hatte. Bei mir dagegen liefen sie wie Prinzessinnen herum, in die Hand nahmen sie höchstens einen Fächer, sie wussten nicht einmal, wo hier die Küche ist. Ich habe sie ausstaffiert und mit Klunkern behängt. Auf Bestellung habe ich heißes Wasser für die Blechwanne gezaubert, die Papa seinerzeit für Mama in Assengard geraubt hat. Kannst du dir das vorstellen? Eine Blechwanne! Kaum ein Graf, was sage ich, kaum ein Herrscher besitzt eine Blechwanne. Für sie war das ein Haus wie im Märchen, Geralt. Und was das Bett betrifft ... Verdammt, Tugend ist heutzutage seltener als ein Felsdrache. Ich habe keine Einzige gezwungen, Geralt.«
    »Und doch hast du geglaubt, jemand hätte mich für dich bezahlt. Wer hätte das sein können?«
    »Ein Schweinehund, der den Rest meines Kellers haben will und keine Töchter mehr hat«, erklärte Nivellen mit Nachdruck. »Die Gier der Menschen kennt keine Grenzen.«
    »Und sonst niemand?«
    »Und sonst niemand.«
    Sie schwiegen beide, den Blick auf die unruhig flackernden Kerzenflammen geheftet.
    »Nivellen«, sagte der Hexer plötzlich. »Bist du jetzt allein?«
    »Hexer«, antwortete das Ungeheuer nach einem kurzen Zögern, »mir scheint, dass ich dich jetzt eigentlich mit unanständigen Worten bedenken, am Kragen packen und die Treppe hinabwerfen müsste. Weißt du, warum? Weil du mich wie einen Halbidioten behandelst. Ich sehe doch von Anfang an, wie du die Ohren spitzt, nach der Tür schielst. Du weißt genau, dass ich nicht allein lebe. Habe ich recht?«
    »Ja. Entschuldige.«
    »Zum Teufel mit deiner Entschuldigung. Hast du sie gesehen?«
    »Ja. Im Walde, beim Tor. Ist das der Grund, dass die Kaufleute mit den Töchtern seit einiger Zeit hier mit leeren Händen weggehen?«
    »Das hast du also auch gewusst? Ja, es ist der Grund.«
    »Darf ich fragen . . .«
    »Nein. Du darfst nicht.«
    Wieder Schweigen.
    »Nun ja, wie du willst«, sagte der Hexer schließlich und stand auf. »Danke für die Gastfreundschaft, Hausherr. Für mich ist es Zeit.«
    »Richtig.« Nivellen stand gleichfalls auf. »Aus bestimmten Gründen kann ich dir kein Nachtlager im Schloss anbieten, und in diesen Wäldern zu übernachten, empfehle ich auch nicht. Seit die Gegend menschenleer geworden ist, ist es hier nachts gefährlich. Du musst vor der Dämmerung wieder auf der Straße sein.«
    »Ich werde daran denken, Nivellen. Bist du sicher, dass du meine Hilfe nicht brauchst?«
    Das Ungeheuer sah ihn schief an. »Und du bist sicher, dass du mir helfen könntest? Du

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