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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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obwohl sie lieb und erstaunlich gescheit war, verdrehte sich mir die Zunge, wenn ich mit ihr sprach. Weißt du, Geralt, ich war immer schüchtern bei Mädchen, hab mich immer zum Gespött gemacht, sogar bei den Viehmägden, die Mist an den Beinen hatten und mit denen die Burschen von der Truppe anstellten, was immer sie wollten. Sogar die hielten mich zum Narren. Was sollte da, dachte ich mir, erst mit so einer Fresse sein. Ich konnte mich nicht einmal überwinden, ihr auch nur andeutungsweise zu sagen, warum ich für ein Jahr ihres Lebens so teuer bezahlt hatte. Das Jahr zog dahin wie der Gestank hinterm Landsturm, und schließlich erschien der Kaufmann und nahm sie mit. Ich aber schloss mich resigniert im Hause ein und reagierte etliche Monate lang auf keinerlei Gäste mit Töchtern, die hier auftauchten. Aber nach einem Jahr in Gesellschaft war mir klar geworden, wie schwer es ist, wenn man niemanden zum Reden hat.« Das Ungeheuer machte ein Geräusch, das ein Seufzen sein sollte, aber wie Schluckauf klang.
    »Die Nächste«, fuhr es nach einer Weile fort, »hieß Fenne. Sie war klein, flink und zwitscherte, ein richtiger Zaunkönig. Sie hatte überhaupt keine Angst vor mir. Eines Tages, es war genau der Jahrestag meiner Einweihung, haben wir uns beide mit Met betrunken und ... oho. Gleich danach bin ich aus dem Bett und zum Spiegel gesprungen. Ich gestehe, ich war enttäuscht und niedergeschlagen. Die Fresse war dieselbe wie eh und je, höchstens der Ausdruck ein bisschen dümmer. Und da heißt es, in den Märchen liege die Weisheit des Volkes! Einen Scheißdreck ist so eine Weisheit wert, Geralt. Na ja, Fenne hat sich gleich Mühe gegeben, dass ich meine Sorgen vergesse. Das war ein lustiges Mädchen, sag ich dir. Weißt du, was sie sich ausgedacht hat? Wir haben zu zweit ungebetene Gäste erschreckt. Stell dir vor: Da kommt so einer auf den Hof, schaut sich um, und da stürze ich mit Gebrüll auf ihn los, auf allen vieren, und Fenne sitzt splitterfasernackt auf meinen Schultern und bläst auf Opas Jagdhorn!«
    Nivellen schüttete sich aus vor Lachen und ließ die weißen Hauer blitzen.
    »Fenne«, fuhr er fort, »blieb ein ganzes Jahr bei mir, dann kehrte sie mit einer großen Mitgift zu ihrer Familie zurück. Sie hatte vor, einen gewissen Schankwirt zu heiraten, einen Witwer.«
    »Erzähl weiter, Nivellen. Das ist spannend.«
    »Meinst du?«, sagte das Ungeheuer und kratzte sich geräuschvoll zwischen den Ohren. »Na gut. Die Nächste, Primula, war die Tochter eines verarmten Ritters. Als er hier ankam, hatte der Ritter ein klapperdürres Pferd, einen verrosteten Panzer und unglaublich viele Schulden. Er war widerwärtig, sag ich dir, Geralt, wie ein Abortkübel, und verströmte ringsum einen ähnlichen Geruch. Primula, dafür würde ich die Hand ins Feuer legen, muss gezeugt worden sein, als er im Felde war, denn sie war durchaus hübsch. Auch bei ihr habe ich keine Furcht erregt, übrigens kein Wunder, denn im Vergleich zu ihrem Alten konnte ich als ganz ansehnlich gelten. Wie sich zeigte, hatte sie kein schlechtes Temperament, und ich, nachdem ich Selbstvertrauen gefasst hatte, stellte mein Licht auch nicht unter den Scheffel. Schon nach zwei Wochen hatte ich mit Primula ein sehr inniges Verhältnis, wobei sie es liebte, mich an den Ohren zu packen und zu schreien: ›Friss mich, Tier!‹, ›Reiß mich auf, Bestie!‹ und dergleichen Blödsinn. In den Pausen lief ich zum Spiegel, und stell dir vor, Geralt, ich schaute mit wachsender Unruhe hinein. Ich hatte immer weniger Sehnsucht nach der alten, nicht so ausgeprägten Gestalt. Weißt du, Geralt, zuvor war ich plump, jetzt war ich ein Mordskerl. Vorher war ich immer kränklich, ich hustete, und die Nase lief mir; jetzt war bei mir alles in Ordnung. Und die Zähne? Du würdest nicht glauben, was für schlechte Zähne ich hatte! Jetzt dagegen? Ich kann ein Stuhlbein durchbeißen. Soll ich ein Stuhlbein durchbeißen?«
    »Nein. Nicht nötig.«
    »Ist vielleicht auch besser so. Dem Fräulein hat’s Spaß gemacht, wie ich mich produziert hab, und im Hause sind schrecklich wenig heile Stühle übrig.« Nivellen gähnte, wobei sich seine Zunge zu einer Röhre rollte.
    »Ich bin müde vom Reden, Geralt. Kurz: Danach gab es noch zwei, Ilka und Venimira. Alles lief wieder so ab, geradezu langweilig. Zuerst eine Mischung aus Angst undVorbehalten, dann eine Spur Sympathie, von kleinen, aber teuren Souvenirs verstärkt, dann ›beiß mich, friss mich auf‹, dann

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