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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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gleichzeitig zu, Geralt mit dem Zeichen Aard, Mäussack mit einem schrecklichen, dreifachen Zauberspruch, der anscheinend um ein Haar den Fußboden schmelzen ließ. Der Stuhl, auf dem die Prinzessin saß, zersprang in Stücke. Pavetta schien es nicht zu bemerken – sie blieb in der Luft hängen, inmitten einer durchsichtigen grünen Sphäre. Ohne im Schreien innezuhalten, wandte sie ihnen den Kopf zu, und ihr feingeschnittenes Gesichtchen verzerrte sich plötzlich zu einer bösen Grimasse.
    »Bei allen Dämonen!«, heulte Mäussack auf.
    »Achtung!«, rief der Hexer und rollte sich zusammen. »Blockiere sie, Mäussack! Blockiere, sonst ist’s aus mit uns!«
    Der Tisch krachte schwer zu Boden, zerschmetterte den Kreuzstab und alles, was sich unter ihm befand. Der auf dem Tisch liegende Crach an Craite sprang flach hoch, an die drei Ellen. Ringsum ging ein schwerer Regen von Geschirr und Speiseresten nieder, am Boden zersprangen Kristallkaraffen. Ein von der Mauer abgerissener Sims stürzte donnernd herab und ließ das Schlösschen in den Grundfesten erzittern.
    »Sie setzt alles frei!«, schrie Mäussack und zielte mit der Rute auf die Prinzessin. »Sie setzt alles frei! Die ganze 
Kraft
 kommt jetzt über uns!«
    Mit einem Schwerthieb schlug Geralt eine geradewegs auf den Druiden zufliegende zweizinkige Gabel beiseite. »Blockiere, Mäussack!«
    Die smaragdfarbenen Augen schleuderten ihnen zwei grüne Blitze entgegen. Die Blitze verschlangen sich zu blendend hellen, wirbelnden Trichtern, zu Strudeln, aus deren Innerem die 
Kraft
 auf sie einstürmte, wie ein Rammbock die Schädel sprengte, die Augen verlöschen, den Atem stocken ließ. Zusammen mit der 
Kraft
 stürzten Glas, Majolika, Schüsseln, Leuchter, Knochen, angebissene Brotkanten, Bretter, Brettchen und glimmende Holzscheite aus dem Kamin auf sie zu. Wild wie ein großer Auerhahn schreiend, flog der Kastellan Haxo über ihre Köpfe hinweg. Der riesige Kopf eines gekochten Karpfens zerspritzte an Geralts Brust, auf dem gelben Feld, dem Bären und der Jungfrau von Vierhorn.
    Durch die Zaubersprüche Mäussacks hindurch, die die Wände des Saals erzittern ließen, durch den eigenen Schrei und das Heulen der Verwundeten hindurch, durch Krachen, Poltern und Bersten, durch Pavettas Geheul hindurch hörte der Hexer plötzlich den schrecklichsten Laut, den er jemals vernommen hatte.
    Zu Boden gekauert, würgte Gokgokling mit Armen und Knien den Dudelsack Bon-Dhus. Er selbst aber hatte den Kopf zurückgeworfen und überschrie die ungeheuerlichen Töne, die aus dem Sack drangen, heulte und brüllte, quietschte und kreischte, blökte und piepste in einem Gemisch aus den Stimmen aller bekannten und unbekannten, zahmen, wilden und mythischen Tiere.
    Pavetta verstummte verblüfft und blickte den Baron aus weit aufgerissenen Augen an. Die 
Kraft
 ließ schlagartig nach.
    »Jetzt!«, rief Mäussack und fuchtelte mit der Rute. »Jetzt, Hexer!«
    Sie schlugen zu. Die grünliche Sphäre, die die Prinzessin umgab, platzte unter dem Hieb wie eine Seifenblase, das Vakuum schluckte augenblicklich die im Saal wütende 
Kraft
. Pavetta plumpste schwer zu Boden und begann zu weinen.
    Nach einem Augenblick der Stille, die nach dem eben noch tosenden Pandämonium in den Ohren klang, durch Trümmer und Verwüstung, durch zerbrochene Möbel und ohnmächtige Körper begannen mit Mühe Stimmen zu dringen.
    »Cuach op arse, ghoul y badraigh mal an cuach«, sagte Crach an Craite immer wieder und spuckte Blut von der zerbissenen Lippe aus.
    »Beherrsch dich, Crach«, brachte Mäussack mit Mühe hervor, während er Grützbrei von der Vorderseite seines Gewandes wischte. »Hier sind Frauen.«
    »Calanthe. Meine. Liebe. Calanthe!«, wiederholte Eist Tuirseach in den Pausen zwischen den Küssen. Die Königin schlug die Augen auf, versuchte aber nicht, sich aus seiner Umarmung zu befreien. »Eist. Die Leute schauen her«, sagte sie.
    »Sollen sie doch.«
    »Ob mir wohl jemand erklärt, was das war?«, erkundigte sich Hofmarschall Vissegerd, während er unter einem heruntergerissenen Arazzo hervorkroch.
    »Nein«, sagte der Hexer.
    »Einen Arzt!«, schrie Windhalm von Attre mit dünner Stimme, über Rainfarn gebeugt.
    »Wasser!«, rief einer von den Brüdern aus Strept, Lehnhuck, der mit dem eigenen Rock die Glut in einem Gobelin erstickte. »Wasser, schnell!«
    »Und Bier!«, krächzte Gokgokling.
    Einige Ritter, die sich noch auf den Füßen halten konnten, versuchten, Pavetta

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