Der letzte Wunsch
Rainfarn, der ihm am Gürtel hing, fand einen Spalt im Panzer und stieß den Dolch hinein. Igel krümmte sich zusammen.
»Dunyyyyy!!!«, schrie Pavetta mit dünner Stimme und sprang auf ihren Stuhl.
Das Schwert in der Hand, hastete der Hexer über den Tisch auf die Kämpfenden zu und zertrat dabei Teller, Schüsseln und Pokale. Er wusste, dass nicht viel Zeit blieb. Pavettas Schrei nahm einen immer unnatürlicheren Klang an. Rainfarn holte mit dem Stilett zum nächsten Stoß aus.
Geralt sprang vom Tisch, ging in die Knie und hieb zu. Rainfarn heulte auf, zog sich zur Wand zurück. Der Hexer wirbelte herum und schlug mit der Mitte der Klinge einen Wachsoldaten, der versuchte, das scharfe Blatt einer Gläfe zwischen Igels Schurz und Brustpanzer zu rammen. Der Soldat fiel zu Boden und verlor den flachen Helm. Vom Eingang her kamen die Nächsten gelaufen.
»Das schickt sich nicht!«, brüllte Eist Tuirseach auf und griff nach einem Stuhl. Mit Schwung hieb er das störrische Möbel auf den Boden, und mit dem, was er in der Hand behielt, stürzte er den Neuankömmlingen entgegen.
Igel, gleichzeitig von zwei Hellebardenhaken erfasst, fiel polternd um, schrie auf und begann zu fauchen, während er über den Boden gezerrt wurde. Ein dritter Wächter sprang herbei, die Gläfe zum Stoß erhoben. Geralt traf ihn mit der äußersten Spitze des Schwertes an der Schläfe. Die beiden, die Igel gezogen hatten, sprangen fort und ließen die Hellebarden fallen. Die von der Tür her gekommen waren, wichen vor dem Stück Stuhl zurück, das in Eists Hand hin und her pfiff wie das Zauberschwert Balmur in der Rechten des legendären Zatret Voruta.
Pavettas schriller Schrei erreichte den Gipfelpunkt und brach plötzlich ab. Geralt, der ahnte, was bevorstand, ließ sich platt zu Boden fallen und erspähte einen grünlichen Blitz. Er fühlte einen schrecklichen Schmerz in den Ohren, hörte ein furchteinflößendes Tosen und einen entsetzten Schrei aus vielen Kehlen. Und dann den gleichmäßig anhaltenden, vibrierenden Schrei der Prinzessin.
Der Tisch stieg wirbelnd hoch und verstreute ringsum Geschirr und Speisen, die schweren Stühle flogen durch den Saal und zerschellten an den Wänden, Gobelins und Arazzi flatterten und ließen Staubwolken aufstieben. Vom Eingang her drangen Poltern, Schreie und das trockene Knacken der Hellebardenschäfte, die wie Stöckchen zerbrachen.
Der Thron mitsamt der darauf sitzenden Calanthe sprang hoch und schoss wie ein Pfeil durch den Saal, traf krachend auf die Wand und zerschellte. Die Königin sank kraftlos wie eine Stoffpuppe in sich zusammen. Eist Tuirseach, der sich kaum noch auf den Beinen hielt, sprang zu ihr hin, fasste sie um die Schultern und beschirmte sie mit dem eigenen Körper vor dem auf Wand und Fußboden prasselnden Hagelschauer.
Geralt umklammerte sein Medaillon und kroch so schnell wie nur möglich nach der Seite, wo Mäussack, der sich durch wer weiß welches Wunder noch auf den Knien hielt, statt auf dem Bauch zu liegen, eine kurze Zauberrute aus einem Weißdornzweig hochhielt. Auf dem Ende der Rute steckte ein Rattenschädel. An der Wand hinter dem Rücken des Druiden stand ein Gobelin, der Belagerung und Brand der Festung Ortagor darstellte, in echten Flammen.
Pavetta heulte. Sie drehte sich hin und her und hieb mit ihrem Schrei wie mit einem Knüppel auf alles und jeden ein. Wer von den am Boden Liegenden aufzustehen versuchte, wurde umgeworfen und gegen die Wand gerollt oder geschleudert. Vor Geralts Augen pfiff eine große silberne Soßenschüssel in Form einer vielrudrigen Galeere mit hochgezogenem Heck durch die Luft und stieß den Heerführer mit dem schwer zu behaltenden Namen von den Füßen. Von der Decke rieselte leise der Putz. Unter der Decke kreiste der Tisch, der darauf ausgestreckte Crach an Craite schleuderte grässliche Flüche herab.
Geralt war bis zu Mäussack gekrochen, beide gingen hinter einem Hügel in Deckung, den von unten her gezählt Hekel von Strept, ein Bierfässchen, Philodor, ein Stuhl und Philodors Laute bildeten.
»Das ist reine, ursprüngliche
Kraft
!«, überschrie der Druide das Poltern und Krachen. »Sie hat keine Gewalt darüber!«
»Ich weiß!«, schrie Geralt zurück. Ein wer weiß woher herabfallender gebratener Fasan mitsamt ein paar gestreiften Schwanzfedern traf ihn zwischen den Schultern.
»Man muss sie aufhalten! Die Wände beginnen zu reißen!«
»Ich seh’s!«
»Fertig!«
»Ja!«
»Eins! Zwei! Drei!«
Sie schlugen
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