Der letzte Wunsch
liebe Pavetta, und sie liebt mich, nur das zählt. Königin, du kannst dich unserem Glück nicht in den Weg stellen.«
»Ich kann, Duny, und ob ich kann.« Calanthe lächelte eines ihrer untrüglichen Lächeln. »Du hast Glück, dass ich nicht will. Ich bin dir etwas schuldig, Duny. Für jene Sache, du weißt. Ich war entschlossen ... Ich muss dich um Verzeihung bitten, und das tue ich gar nicht gern. Also gebe ich dir Pavetta, und wir sind quitt. Pavetta? Hast du es dir nicht vielleicht anders überlegt?«
Die Prinzessin verneinte mit heftigem Kopfschütteln.
»Danke, Herrin. Danke.« Duny lächelte. »Du bist eine weise und großmütige Königin.«
»Zweifellos. Und eine schöne.«
»Und eine schöne.«
»Ihr könnt beide in Cintra bleiben, wenn ihr wollt. Das hiesige Volk ist nicht so abergläubisch wie in Maecht und wird sich schnell daran gewöhnen. Übrigens warst du sogar als Igel ganz sympathisch. Du weißt, dass du vorerst nicht mit dem Thron rechnen kannst. Ich gedenke noch eine Weile zu regieren, an der Seite des neuen Königs von Cintra. Der edle Eist Tuirseach von Skellige hat mir einen gewissen Antrag gemacht.«
»Calanthe . . .«
»Ja, Eist, ich bin einverstanden. Ich habe nie zuvor eine Liebeserklärung gehört, während ich in den Trümmern des eigenen Thrones am Boden lag, aber ... Wie hast du gesagt, Duny? Nur das zählt, und es soll sich lieber niemand meinem Glück in den Weg stellen, ich rate es im Guten. Und ihr, was glotzt ihr so? Ich bin noch nicht so alt, wie ihr glaubt, wenn ihr meine fast verheiratete Tochter anseht.«
»Die heutige Jugend«, murmelte Mäussack. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm . . .«
»Was brummelst du da, Zauberer?«
»Nichts, Herrin.«
»Das ist gut. Bei der Gelegenheit, Mäussack – ich habe ein Angebot für dich. Pavetta wird einen Lehrer brauchen. Sie muss lernen, mit ihrer besonderen Gabe umzugehen. Ich liebe dieses Schloss und würde es vorziehen, wenn es stehen bliebe. Beim nächsten hysterischen Anfall meiner begabten Tochter kann es zusammenfallen. Was meinst du dazu, Druide?«
»Es ist mir eine Ehre.«
»Das will ich meinen.« Die Königin wandte das Gesicht zum Fenster. »Der Morgen dämmert. Es wird Zeit . . .«
Ruckartig drehte sie sich zur Seite um, wo Pavetta und Duny miteinander flüsterten, sich bei den Händen hielten und einander fast mit den Stirnen berührten.
»Duny!«
»Ja, Königin?«
»Hörst du? Es dämmert! Es ist schon hell! Und du . . .«
Geralt schaute Mäussack an, Mäussack Geralt, und beide begannen zu lachen.
»Was gibt es da zu lachen, ihr Zauberer? Seht ihr nicht . . .«
»Wir haben darauf gewartet, dass du es selbst bemerkst«, prustete Mäussack. »Ich war neugierig, wann du dich ertappen würdest.«
»Wobei?«
»Du hast den Fluch gelöst. Du hast ihn gelöst«, erklärte der Hexer. »In dem Augenblick, da du ausgesprochen hast: ›Ich gebe dir Pavetta‹, hat sich die Vorherbestimmung erfüllt.«
»Genau«, bestätigte der Druide.
»Bei den Göttern«, sprach Duny langsam. »Es ist also endlich so weit. Verdammt, ich dachte, ich würde mich mehr freuen, es würden irgendwelche Posaunen ertönen oder so ... Die Gewohnheit. Königin! Danke. Pavetta, hörst du?«
»Mhm«, sagte die Prinzessin, ohne die Wimpern zu heben.
»Damit«, seufzte Calanthe und blickte Geralt müde an, »kommt alles zum guten Ende. Nicht wahr, Hexer? Der Fluch ist gelöst, zwei Hochzeiten stehen bevor, die Reparatur des Thronsaals wird wohl einen Monat dauern, vier Tote, zahllose Verwundete, Rainfarn von Attre atmet kaum noch. Freuen wir uns. Weißt du, Hexer, dass es einen Augenblick gab, da ich Lust hatte, zu befehlen, dich . . .«
»Ich weiß.«
»Aber jetzt muss ich dir Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich habe eine Wirkung verlangt, und die Wirkung ist da. Cintra wird sich mit Skellige verbinden. Meine Tochter bekommt nicht den übelsten Mann. Vor einem Moment dachte ich mir, das alles wäre gemäß der Vorsehung auch so gekommen, selbst wenn ich dich nicht zu dem Gastmahl geholt und an meine Seite gesetzt hätte. Aber ich habe mich geirrt. Die Vorsehung konnte Rainfarns Stilett vereiteln. Doch Rainfarn wurde vom Schwert in der Hand eines Hexers aufgehalten. Du hast gute Arbeit geleistet, Geralt. Jetzt die Frage des Preises. Sag, was du verlangst.«
»Gleich«, sagte Duny und rieb sich die verbundene Seite. »Die Frage des Preises, sagt ihr. Ich bin es, der eine Schuld zu begleichen hat, mir gebührt es . .
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