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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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täglichen Pflichten. Eine ganze Schar örtlicher Richter und Vorsteher irgendwelcher Dekurien wartete mit Bittschriften (und Bestechungsgeldern) auf ihn. Er strahlte, als er mich erblickte.
    »Hast du Melissa gesehen?« fragte er als erstes. »Wie geht es ihr? Ich habe sie gleich nach dem Aufstehen aufgesucht; ich hatte den Eindruck, sie sieht großartig aus. Das war ein verdammt gutes Mittel gegen den Kater, das du mir gegeben hast.«
    Ich erwiderte, Melissa ginge es gut, doch sie müsse sich unbedingt ausruhen, sich häufig waschen und eine Menge Flüssigkeit zu sich nehmen – verdünnten Wein und vielleicht etwas Milch. Die ersten ein bis zwei Wochen nach einer Kindsgeburt seien eine kritische Zeit. Thorion nickte und machte den Eindruck, als wisse er genauestens Bescheid.
    »Maia hilft Melissa mit dem Baby, so daß sie nicht aufzustehen braucht«, erzählte er mir. »Aber ich bin froh, daß du ebenfalls hier bist. Wie lange kannst du bleiben?«
    »Ich mache mich übermorgen nach Marcianopolis auf den Weg.«
    »Was? Du hast doch gesagt, die nächsten ein bis zwei Wochen würden kritisch…«
    »Du hast eine sehr tüchtige Hebamme hier in Tomis, es gibt keinen Grund, irgendwelche bestimmten Gefahren für Melissa zu vermuten. Außerdem werde ich ein paar Vorkehrungen treffen, um mit Problemen fertig zu werden, die normalerweise auftreten. Ich muß unbedingt nach Marcianopolis, Thorion. Sebastianus möchte, daß ich mit einigen Ärzten in Mösien Möglichkeiten erörtere, die Ausbreitung der Pest zu verhindern.«
    »Ach, zur Hölle mit Sebastianus! Er scheint zu denken, du gehörst ihm!«
    »Nun, er ist mein Vorgesetzter. Ich komme gerade von ihm. Er läßt dir Glückwünsche zur Geburt deines Sohnes ausrichten.« Thorion war verstimmt. »Eine Frau sollte keinen Heerführer als Vorgesetzten haben. Weshalb warst du bei ihm? Wegen der Pest?«
    »Nein. Wegen der Goten.«
    »Dann war dieser Bursche Athanaric also auch bei dir? Er kam vor einem Monat hier vorbei und wollte, daß ich die Hälfte unserer hiesigen Getreidevorräte flußaufwärts zu den Barbaren nach Mösien schicke. Ich habe ihm gesagt, daß der Statthalter von Mösien für die Ernährung der Goten verantwortlich sei. Außerdem würde ich mich eher selbst aufhängen, als Festinus zu helfen. Er hat mich verwünscht.«
    Ich war allmählich richtig stolz auf Athanaric. »Du solltest das Getreide schicken«, sagte ich und berichtete ihm von Gudruns Schicksal. Der Abscheu darüber war ihm regelrecht anzumerken, doch er zuckte lediglich die Achseln.
    »Ich habe einiges darüber gehört«, gab er zu. »Um die Wahrheit zu sagen: Ich habe derartige Berichte gesammelt und zusammen mit einem Kommentar an den Hof geschickt. Vielleicht wird dort jemand auf mich hören. Vielleicht auch nicht. Jeder weiß, daß ich Festinus hasse, deshalb gibt man dort nicht viel auf meine Meinung über ihn. Das habe ich auch Athanaric gesagt, als er hier war.«
    »Könntest du nicht trotzdem ein paar Lebensmittel schicken? Diese Leute verhungern.«
    »Gütiger Gott! Wie könnte ich? Unsere Vorräte in den Kornspeichern sind knapp genug; damit können wir gerade den Winter überstehen, und Sebastianus wird sich für seine Soldaten noch etwas davon abzweigen, falls er die versprochene Schiffsladung aus Alexandria nicht bekommt. Und warum sollte ich Festinus aus der Klemme helfen? Laß ihn doch Ärger bekommen. Je mehr Ärger er bekommt, desto besser!«
    »Thorion«, sagte ich eindringlich, »diese Menschen, die dort verhungern, sind keine Römer. Römer wissen, wie sie mit der Bestechlichkeit von Beamten umgehen müssen, sie akzeptieren so etwas, sie versuchen dann eben, andere Beamte zu bestechen, um das Gewünschte zu bekommen. Die Goten verstehen nichts von diesen Dingen. Sie haben immer gedacht, daß Römische Reich sei vollkommen, und kaiserliche Beamte seien gerecht und weise. Das werden sie jetzt nicht mehr denken. Sie werden nicht versuchen, jemanden zu bestechen, um Festinus beim Kaiser anzuschwärzen. Sie werden kämpfen; Menschen werden getötet werden. Sebastianus ist der Meinung, falls es zum Kampf kommt, würde es das Ende der Terwingen und dieser ganzen Geschichte bedeuten, aber… aber es gibt eine Menge Goten, und wenn die Unruhen in der Nähe der Donau ausbrechen, überqueren vielleicht auch noch andere gotische Stämme den Fluß, diejenigen, die der Kaiser nicht dazu aufgefordert hat. Und hinter ihnen stehen die Alanen und die Hunnen bereit. Oh, ich weiß, daß am Ende

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