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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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werde sie dir nicht abtreten, das ist sicher. Ich werde sie freilassen, ihr ein Haus kaufen und ihr eine anständige Aussteuer geben, damit sie davon leben kann. Wenn sie jemanden heiraten will, dann ist das ihre Sache, andernfalls würde ich vielleicht gerne auf sie zurückgreifen. Jedenfalls möchte ich nicht, daß sich sonst noch jemand mit ihr einläßt. Sie ist ein großartiges Mädchen.«
    »Das stimmt«, meinte Athanaric. Er lehnte sich auf seiner Ruhebank zurück und sann über Daphnes Vorzüge nach. Die Terwingen waren endlich vergessen. »Sie hat einen großartigen Sinn für Humor.«
    »Und sie kann singen, vergiß das nicht«, warf Sebastianus ein.
    »Oh, sie entspricht nicht meinen Idealvorstellungen – ich bin nicht irgend so ein Chaireas oder Charikles, die einer Frau ewige Liebe schwören – aber sie ist hübsch, und sie ist kurzweilig, und ich kann mich gut mit ihr unterhaken. Das ist es wohl mehr oder weniger, was du von einer Frau erwarten kannst, aber es ist leider sehr viel mehr als das, was du von einer erwarten kannst, die für eine Ehe in Frage kommt.«
    »Nur allzu wahr«, seufzte Athanaric. »Wie sieht denn deine Idealfrau aus?«
    »Ah!« Sebastianus richtete sich auf und setzte seinen Weinbecher ab. »Nun, ich habe darüber nachgedacht und bin zu der Ansicht gekommen, ich würde jederzeit eine wie die Lesbia des Catullus nehmen. ›Nimis elegante lingua‹ , ›dulce ridentem‹. Ich hätte nichts dagegen, wenn der Rest der Beschreibung ebenfalls auf sie zuträfe – groß und schlank, mit hübschen Fesseln und dunklen Augen –, aber mir ist es eigentlich wichtiger, daß man sich mit ihr unterhalten und seinen Spaß mit ihr haben kann. Ich würde gerne eine intelligente Frau aus meiner eigenen Klasse heiraten. Sie soll ihren Wert kennen und sich mit mir unterhalten können. Catullus war glücklich zu schätzen. Wenn Lesbia ihn später betrog, dann sicherlich nur, weil er den Fehler beging, solche überschwengliche Gedichte an sie zu richten: ›Lingua sed torpet, tenuis sub artus flamma demanat…‹«
    »Aber das ist doch von Sappho«, rief ich aus.
    »Catullus hat es bearbeitet«, erwiderte Sebastianus. »Ihr Griechen lest nie etwas, das nicht in eurer eigenen Sprache geschrieben ist.«
    »Warum sollten wir, wenn alles, was die Lateiner tun, darin besteht, griechische Gedichte zu ›bearbeiten‹?«
    Athanaric lachte. »Hast du jemals von irgendwelchen lateinischen Gedichten gehört, abgesehen von denen, die Sebastianus dauernd zitiert?«
    »Ich hörte, wie Festinus damals in Ephesus etwas zitierte«, erwidertre ich leichtsinnigerweise. »Es lautete: ›Vitas inuleo me similis, Charis‹, aber ich hielt nicht so furchtbar viel davon.«
    »Ich glaube, das muß Chloe heißen«, korrigierte mich Sebastianus sofort. »Aber ich stimme dir zu, es ist eins von den schwächeren Gedichten des Horaz. Und ich kann mir sowieso nicht recht vorstellen, daß du den eigentlichen Sinn von Liebesgedichten mitbekommst. Ich will es dir erlassen, Catullus zu lesen. Aber was ist mit dir, Athanaric? Wie sieht dein Idealbild von einer Frau aus?«
    »Im Gegensatz zu dir habe ich noch nie darüber nachgedacht« , entgegnete er. »Ich nehme an… nun, rechtschaffen sollte sie sein. Aufrichtig.«
    »Unmöglich!« rief Sebastianus und lachte.
    »Ich meine nicht eine, die die Wahrheit sagt«, erwiderte Athanaric und lachte jetzt ebenfalls. »Wozu sollte das auch gut sein? Aber eine, die ihren eigenen Wert kennt, um deine Worte zu gebrauchen. Unbestechlich, mutig, edel und hochherzig, eine Frau, die ein Haus führen und sich gegen die Welt behaupten kann.«
    »Eine gotische Prinzessin also«, sagte Sebastianus und lächelte.
    »Solch eine Frau hast du eben beschrieben.«
    Athanaric machte einen verlegenen Eindruck. Ich mußte an seine Kusine Amalberga denken. »Genau wie Frithigerns Frau«, warf ich ein und versuchte, nicht allzu bitter zu klingen. Auch wenn es töricht und unnütz war: Ich wünschte mir ganz einfach, Athanaric wäre derjenige mit einer Vorliebe für intelligente, großgewachsene, schlanke Frauen mit dunklen Augen gewesen. »Wie ist sie denn?« fragte Sebastianus mich interessiert. »Tapfer«, entgegnete ich. »Und sie behält einen klaren Kopf. Ich habe ihr wegen eines Kindbettfiebers einen Besuch gemacht; sie hatte ziemliche Schmerzen, war aber immer noch in der Lage, ihren Pflegerinnen Anweisungen zu erteilen und deren Einwände mir gegenüber beiseite zu fegen. Ich glaube, sie ist außerdem

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