Der Leuchtturm von Alexandria
sprach.
Lupicinus grinste höhnisch; einige der Offiziere aus seinem Gefolge lachten spöttisch.
»Der vortreffliche Theodoros hat gehört, daß du, edler Festinus, nicht in der Lage bist, die Terwingen mit den notwendigen Lebensmitteln zu versorgen«, erwiderte Athanaric ungerührt.
»Und er hat sich äußerst großzügig damit einverstanden erklärt, dir etwas überflüssiges Getreide aus der von ihm verwalteten Provinz zu schicken, um dich, vorzüglicher Festinus, bei deiner Aufgabe zu unterstützen, die hungernden Goten zu versorgen. Er erläutert dies in den Briefen, die ich dir, weiser Festinus, heute morgen überreicht habe.«
»Was ich in meiner Provinz tue, geht Theodoros einen Dreck an!« polterte Festinus verächtlich. »Ich habe über sein Angebot nachgedacht, und je länger ich darüber nachdenke, desto unverschämter erscheint es mir. Der Bursche hat es nur gemacht, um mich zu beleidigen! Er will mir zu verstehen geben, daß er mich für unfähig hält. Ich habe bereits Provinzen verwaltet, als er noch Maulaffen feilhielt! Von mir aus kann er sein Getreide in der Donau versenken.«
»Trotzdem«, meinte Athanaric immer noch in gemäßigter Lautstärke, jetzt allerdings mit einem scharfen Unterton, »ist es unzweifelhaft, daß die Goten fürchterlich hungern, seit sie römisches Land betreten haben. Und es ist immerhin möglich, daß die Barbaren versuchen könnten, sich durch Waffengewalt etwas zu essen zu verschaffen – zudem sie die sicherlich überzeugenden Gründe, die dich und den höchst geschätzten Lupicinus dazu veranlaßt haben, sie ohne Lebensmittel am Ufer des Flusses festzuhalten, wahrscheinlich nicht verstehen. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, etwas Getreide für sie aufzutreiben.«
Festinus ließ ein verächtliches Schnaufen hören. Lupicinus starrte Athanaric mit offenem Mund an. »Wir haben den Barbaren befohlen, das Donauufer zu verlassen und zu uns nach Marcianopolis zu kommen«, brummte er mürrisch.
Athanaric sah ihn einen Augenblick lang an, dann beugte er sich auf seiner Ruhebank vor, und sein Gesicht rötete sich.
»Damit sie ihr Land in Besitz nehmen können?« erkundigte er sich.
»Um das Land in Besitz nehmen zu können, das ihre Erhabene Majestät ihnen zugeteilt hat«, stimmte ihm Lupicinus zu.
»Gott sei Dank!« Athanaric sank auf seine Ruhebank zurück, als drücke ihn Erleichterung und Erschöpfung in die Kissen. Er sah Sebastianus an, der seine Augenbrauen hob und die Achseln zuckte.
»Mir liegen Berichte darüber vor, daß sich in Thrazien mehr Goten befinden, als dort eigentlich sein sollten«, sagte Lupicinus zu niemandem im besonderen. »Die Greuthungen haben um die Erlaubnis nachgesucht, den Fluß ebenfalls zu überqueren, und ich glaube, einige von ihnen sind mit Unterstützung dieses Fuchses Frithigern bereits mit hinübergeschlüpft. Ich will den Kerl dazu zwingen, herzukommen und mir die Sache zu erklären.«
Die Offiziere fingen alle gleichzeitig an zu sprechen, wie eine Meute Hunde, die eine Fährte aufgenommen hat. Sie beteuerten, sie würden dem unerlaubten Eindringen der Greuthungen bald ein Ende setzen. Athanaric machte erneut einen besorgten Eindruck. Die Terwingen waren ein großer Stamm – selbst wenn sie geschwächt und geteilt waren. Auch die Greuthungen waren nicht zu unterschätzen. Falls sie ihre Kräfte vereinten und sich tatsächlich bereits beide diesseits des Flusses befanden, stellten sie einen durchaus ernstzunehmenden Gegnern dar.
»Jedenfalls kann Theodoros sein Getreide behalten«, sagte Festinus, als die Hunde mit Bellen aufgehört hatten. Es war ihm deutlich anzumerken, daß er Thorion noch stärker haßte als Thorion ihn: Er ließ sich nicht die kleinste Chance entgehen, seinen Feind zu schmähen. »Gott möge ihn zusammen mit seinem Getreide verfaulen lassen! Er ist ein hochnäsiger und heuchlerischer Tölpel, und nichts berechtigt ihn dazu, sich in meine Angelegenheiten hier in dieser Provinz einzumischen.«
»Vor allem nicht, nachdem er sich in deine Hochzeit eingemischt hat«, meinte Lupicinus und grinste boshaft.
Festinus fluchte. Er hatte bereits zuviel getrunken. »Jeder erzählt diese Geschichte, nur um mich zu ärgern«, erwiderte er wütend. »Dabei sollte sie eher Theodoros ärgern: Ich hatte daran gedacht, mich in Ephesus niederzulassen, und bereits einigen Landbesitz erworben. Dann sehe ich mich nach einer Frau um. Der ältere Theodoros wirft mir seine Tochter praktisch an den Hals – eine
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