Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
doch alles in Ordnung.«
»Nein, im Gegenteil. Es ist sogar so schlimm, dass Sie die restliche Zeit im Bett verbringen und immer in der Nähe des Doktors sein müssen. Eine Bootsfahrt kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Ja, nein.« Emelie begriff allmählich, worauf Dagmar hinauswollte, wagte aber kaum, daran zu glauben. »Stimmt, es sah überhaupt nicht gut aus. Aber wo soll ich denn …?«
»Ich habe ein Zimmer, das leer steht. Der Doktor hielt es für eine gute Idee, dass Sie bei mir einziehen, damit sich jemand um Sie kümmert.«
»Ja«, sagte Emelie. Wieder kamen ihr die Tränen. »Macht Ihnen das nicht zu viele Umstände? Wir haben keine Möglichkeit, Ihnen die Unkosten zu erstatten.«
»Das ist auch nicht notwendig. Ich bin eine alte Tante, die allein in einem großen Haus wohnt, und freue mich über Gesellschaft. Es macht mich dankbar, wenn ich einem kleinen Menschen auf die Welt helfen darf.«
»Beim Doktor ist es also nicht gut gelaufen«, wiederholte Emelie, während sie sich dem Marktplatz näherten.
»Nein, ganz und gar nicht. Sofort ins Bett, lautete seine Anordnung. Ansonsten könnte eine Katastrophe drohen.«
»Genau so war es«, murmelte Emelie. Als sie Karl von weitem sah, bekam sie Herzklopfen.
Ungeduldig kam er auf sie zu.
»Gott, hat das gedauert. Wir haben noch irrsinnig viel zu erledigen und müssen bald nach Hause.«
So eilig hatte er es sonst nicht, dachte Emelie. Wenn sie noch einen Abstecher zu Abelas Kneipe machten, nahmen sie in Kauf, dass es spät wurde. Plötzlich tauchte Julian hinter ihm auf, und für einen Moment bekam sie eine solche panische Angst, dass sie glaubte, tot umfallen zu müssen. Dann spürte sie den Arm, der sie unterhakte.
»Kommt gar nicht in Frage«, sagte Dagmar ruhig und bestimmt. »Der Doktor hat der kleinen Emelie Bettruhe verordnet, und das hat er ernst gemeint.«
Karl stand ratlos da. Als er sie ansah, merkte Emelie, dass ihm die Gedanken wie wild durch den Kopf rasten. Sie wusste, dass er sich keine Sorgen um sie machte, sondern über die Konsequenzen nachdachte. Emelie schwieg. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, weil ihr von dem Spaziergang die Beine und das Kreuz weh taten.
»Das geht aber nicht«, sagte Karl schließlich. Immer noch drehten sich seine Gedanken im Kreis. »Wer soll denn den Haushalt machen?«
»Das schafft ihr bestimmt allein«, sagte Dagmar. »So schwierig ist es nicht, Kartoffeln zu kochen und Heringe zu braten. Ihr werdet schon nicht verhungern.«
»Wo soll Emelie denn nach Ansicht der Tante bleiben? Ich kann nicht an Land, weil ich für den Leuchtturm zuständig bin. Wir haben kein Geld, um hier ein Zimmer für Emelie zu mieten. Woher sollen wir das Geld nehmen?« Er wurde puterrot im Gesicht, und Julian starrte ihn unverwandt an.
»Emelie kann bei mir wohnen. Ich freue mich über ihre Gesellschaft und verlange keine Öre dafür. Dein Vater wäre sicherlich sehr zufrieden mit diesem Arrangement, aber wenn du möchtest, spreche ich gern mit ihm.«
Sekundenlang sah Karl sie an. Dann wich er ihrem Blick aus.
»Nein, es ist bestimmt gut so«, brummte er. »Vielen Dank, sehr freundlich von dir.«
»Es ist mir wirklich eine Freude. Ihr werdet sehen, ihr kommt schon allein auf der Insel zurecht.«
Emelie wagte nicht, in die Richtung ihres Mannes zu blicken. Sie konnte nicht verbergen, dass sie lächelte. Gott sei Dank musste sie nicht zurück auf die Insel.
H ast du heute Nacht auch wach gelegen?« Gösta musterte Patrik, der genau solche Ringe unter den Augen hatte wie er.
»Ja«, erwiderte Patrik wortkarg. »Du müsstest den Weg doch allmählich auswendig kennen.« Müde blickte er hinaus, als sie schon wieder nach Göteborg fuhren.
»Stimmt.«
Gösta verstand den Wink und schaltete das Radio ein. Nach einer guten Stunde und viel zu viel belangloser Popmusik waren sie da.
»Hat er am Telefon einen kooperativen Eindruck gemacht?«, fragte Gösta. Er wusste aus Erfahrung, dass die Zusammenarbeit zwischen den Polizeibezirken in erster Linie davon abhing, mit wem man es zu tun hatte. Geriet man an einen Stinkstiefel, hatte man nahezu keine Chance, an Informationen heranzukommen.
»Er klang nett.« Patrik ging an die Rezeption. »Patrik Hedström und Gösta Flygare. Wir sind mit Ulf Karlgren verabredet.«
»Das bin ich.« Hinter ihnen ertönte eine polternde Stimme, und ein großer Mann in schwarzer Lederjacke und Cowboystiefeln kam auf sie zu. »Ich dachte, wir setzen uns in die Cafeteria. Oben in meinem Zimmer
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