Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
ist es wahnsinnig eng, und der Kaffee schmeckt hier unten auch besser.«
»Klar«, sagte Patrik. Er konnte es sich nicht verkneifen, die seltsame Gestalt von Kopf bis Fuß zu mustern. Vermutlich konnte Ulf Karlgren vorschriftsmäßige Kleidung noch nicht einmal buchstabieren, dachte er, als die Lederjacke zur Seite glitt und ein verwaschenes AC/DC -T-Shirt zum Vorschein kam.
»Hier entlang.«
Ulf stiefelte auf die Cafeteria zu, und Patrik und Gösta hielten nach Kräften mit ihm Schritt. Von hinten konnten sie feststellen, dass Karlgren den spärlichen Haarwuchs oben auf dem Kopf im Nacken durch einen langen Pferdeschwanz kompensierte. In seiner Hosentasche steckte unverkennbar eine Snusdose.
»Hallo, Mädels! Ihr seid ja noch schöner geworden.« Ulf zwinkerte den kichernden Frauen hinter dem Tresen zu. »Was habt ihr heute im Angebot? So eine Figur will gepflegt werden.« Ulf klopfte sich auf den beachtlichen Bauch unter dem straffen T-Shirt. Patrik dachte unweigerlich an Mellberg, aber hier endeten die Ähnlichkeiten auch schon. Ulf wirkte viel sympathischer.
»Wir nehmen je ein Stück Marzipantorte.« Ulf zeigte auf riesige giftgrüne Gebäckstücke.
Patrik wollte protestieren, aber Ulf wischte seine Einwände beiseite.
»Sie brauchen was auf die Rippen.« Er stellte die Teller auf ein Tablett.
»Und drei Tassen Kaffee, dann sind wir zufrieden.«
»Das ist doch nicht nötig …«, sagte Patrik, als Ulf seine Bankkarte aus dem abgegriffenen Portemonnaie zog.
»Schluss jetzt, ich lade Sie ein. Setzen wir uns.«
Sie folgten ihm an einen Tisch. Ulf, der bisher so gut gelaunt ausgesehen hatte, wurde plötzlich ernst.
»Sie haben also Fragen zu einer Motorradgang?«
Patrik nickte. Er fasste kurz zusammen, was passiert war und was sie bislang herausgefunden hatten. Dass ein Zeuge beobachtet hatte, wie Mats Sverin von Rockern mit einem Adler auf dem Rücken zusammengeschlagen wurde.
Ulf nickte. »Das klingt glaubhaft. Ihrer Beschreibung nach könnte es IE gewesen sein.«
» IE ?« Gösta hatte sein Stück Torte bereits aufgegessen. Patrik verstand einfach nicht, wo er das alles ließ, was er sich hineinstopfte. Er war mager wie ein Windhund.
»Illegal Eagles.« Ulf ließ vier Stück Würfelzucker in seine Tasse plumpsen und rührte bedächtig um. »Sie sind die Nummer eins unter den Gangs in dieser Region. Bösartiger, niederträchtiger und rücksichtsloser als alle anderen.«
»Scheiße.«
»Falls diese Typen in den Fall verwickelt sind, würde ich von nun an äußerst vorsichtig sein. Wir hatten bereits einige unerfreuliche Zusammenstöße mit ihnen.«
»Auf welchem Gebiet sind sie aktiv?«, fragte Patrik.
»Auf fast allen. Drogen, Prostitution, Personenschutz, Erpressung. Es wäre leichter aufzuzählen, wo sie nicht aktiv sind.«
»Handeln sie mit Kokain?«
»Ja, definitiv. Aber auch mit Heroin, Amphetaminen und in gewissem Umfang auch mit Anabolika.«
»Konnten Sie bereits in Erfahrung bringen, ob der Name von Mats Sverin im Rahmen Ihrer Ermittlungen aufgetaucht ist?«
»Der Name ist uns nicht bekannt.« Ulf schüttelte den Kopf. »Das muss nicht bedeuten, dass er hier nicht in etwas verwickelt war, aber wir sind noch nicht auf ihn gestoßen.«
»Er passt auch nicht unbedingt ins Profil eines Rockers.« Gösta lehnte sich satt und zufrieden zurück.
»Die Motorradgang bildet den harten Kern, aber um sie herum gibt es alle möglichen Typen, vor allem, wenn es um Drogen geht. Manche Ermittlungen haben bis in die High Society geführt.«
»Kommt man an diese Leute ran?« Patrik trank den letzten Schluck von seinem Kaffee.
Ulf stand sofort auf, um ihm nachzuschenken.
»Die zweite Tasse ist im Preis inbegriffen.« Er setzte sich wieder. »Wie gesagt, von direktem Kontakt mit diesen Herren rate ich ab. Wir haben einige unangenehme Erfahrungen mit ihnen gemacht. Wenn Sie sich der Thematik also aus einer anderen Richtung nähern können, indem Sie beispielsweise mit Menschen aus Sverins Umfeld sprechen, würde ich Ihnen dringend dazu raten.«
»Verstehe«, sagte Patrik. »Wie heißt der Anführer von IE ?«
»Stefan Ljungberg. Ein alter Dreckskerl, der IE vor zehn Jahren gegründet hat. Seit seinem achtzehnten Geburtstag war er wiederholt im Gefängnis, vorher im geschlossenen Jugendstrafvollzug. Sie kennen diese Kandidaten.«
Patrik nickte, musste aber zugeben, dass er mit diesem Kaliber selten zu tun hatte. Die Kriminellen bei ihnen zu Hause wirkten im Vergleich harmlos.
»Was hat so einen
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