Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
Typ dazu gebracht, nach Fjällbacka zu fahren und dort jemandem eine Kugel in den Kopf zu schießen?« Gösta sah Ulf aufmerksam an.
»Da sind viele Szenarien denkbar. Der Wunsch, aus der Gang auszusteigen, ist der häufigste Grund für eine Schießerei. Da dies aber hier nicht der Fall gewesen zu sein scheint, wäre alles Mögliche vorstellbar. Sie könnten um ein Drogengeschäft gebracht worden sein oder Angst gehabt haben, dass jemand redet. In dem Fall wäre die schwere Körperverletzung eine Warnung gewesen. So aus der Distanz lässt sich das nicht sagen, aber ich werde meine Kollegen fragen, ob sie etwas wissen. Im Übrigen empfehle ich Ihnen noch einmal, Sverins Umfeld zu befragen. Meistens wissen die Leute mehr, als sie selbst denken.«
Patrik war skeptisch. Das war ja bei den bisherigen Ermittlungen ihr größtes Problem gewesen. Niemand wusste besonders viel über Mats Sverin.
»Wir danken Ihnen für die Unterstützung.« Er stand auf.
Ulf gab ihm lächelnd die Hand.
»Kein Problem. Wir sind froh, wenn wir helfen können. Melden Sie sich, falls Sie weitere Fragen haben.«
»Das tun wir ganz bestimmt«, sagte Patrik. Diese Spur wirkte in vieler Hinsicht so einleuchtend. Andererseits erschien ihm vieles vollkommen falsch. Aus diesem Fall wurde er einfach nicht klug. Wer war Mats gewesen? Außerdem hallte in seinem Kopf noch immer der Schuss von gestern wider.
»Was sollen wir denn nun machen?« Martin stand in Paulas Tür.
»Ich weiß nicht.« Sie war genauso niedergeschlagen, wie Martin aussah.
Die Ereignisse des Vortages lasteten schwer auf ihnen. Mellberg hatten sie noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Er hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen, und das war vielleicht auch gut so. Im Moment hatten sie das Gefühl, ihre Verachtung nur schwer verbergen zu können. Zu Hause war Paula ihm glücklicherweise auch nicht begegnet. Als sie gestern Abend nach Hause kam, war er schon im Bett gewesen, und als sie heute Morgen zur Arbeit ging, schlief er noch. Beim Frühstück hatte Rita versucht, mit ihr über den Vorfall zu sprechen, aber sie hatte signalisiert, dass sie nicht in der Stimmung dazu war. Johanna hatte nicht einmal den Versuch unternommen. Sie hatte sich nur weggedreht, als Paula zu ihr unter die Decke kroch. Die Mauer wurde immer höher. Paula bekam plötzlich einen ganz trockenen Mund, wie bei einer Panikattacke, und musste einen Schluck Wasser trinken. Sie war jetzt nicht in der Verfassung, an Johanna denken.
»Können wir denn gar nichts tun, solange sie weg sind?« Martin kam herein und setzte sich.
»Lennart wollte sich doch heute melden.« Paula hatte schlecht geschlafen, und so sympathisch ihr Martins Ungeduld auch war, fühlte sie sich doch zu müde, um die Initiative zu ergreifen. Im Moment rasten ihre Gedanken wild durcheinander. Martin sah sie jedoch auffordernd an.
»Sollen wir ihn anrufen und fragen, ob er schon fertig ist?« Er zog das Handy aus der Tasche.
»Nein, nein, er wird sich schon melden, wenn er mit den Unterlagen fertig ist. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Okay.« Martin steckte das Handy wieder ein. »Was sollen wir denn dann machen? Patrik hat vor der Abfahrt gar nichts gesagt. Wir können doch nicht einfach hier rumhängen.«
»Ich weiß nicht.« Paula wurde immer gereizter. Warum sollte sie hier Anordnungen treffen? Im Prinzip waren sie und Martin gleichaltrig, und auch wenn sie in Stockholm Berufserfahrung gesammelt hatte, arbeitete er schon länger in dieser Dienststelle. Sie holte tief Luft. Es stand ihr nicht zu, ihren Frust an Martin auszulassen.
»Pedersen wollte uns heute die Obduktionsergebnisse schicken. Ich finde, damit sollten wir anfangen. Ich rufe ihn am besten an und frage, ob er schon irgendwelche Resultate für uns hat.«
»Vielleicht können wir mit denen weiterarbeiten.« Martin sah aus wie ein glücklicher junger Hund, der ein paar Streicheleinheiten bekommen hatte. Sie lächelte. Martin lange böse zu sein war einfach nicht möglich.
»Ich rufe sofort an.«
Gespannt verfolgte Martin, wie sie die Nummer wählte. Pedersen musste direkt neben dem Telefon gesessen haben, denn er nahm nach dem ersten Klingeln ab.
»Guten Tag, hier ist Paula Morales aus Tanum. Sind Sie fertig? Prima.« Sie hielt den Daumen hoch. »Klar, faxen Sie den Bericht, aber könnten Sie ihn nicht kurz mündlich zusammenfassen?« Sie nickte und machte sich Notizen.
Martin reckte den Hals, um zu erkennen, was sie schrieb, gab seine Bemühungen aber nach einer Weile
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