Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
sich.
»Wissen wir schon, wo die Frau und das Kind sind?« Petra war als Letzte eingetroffen. Eigentlich hatte sie heute frei. Sie war gerade mit ihrer Familie im Vergnügungspark Gröna Lund gewesen, als sie den Anruf erhielt.
»Nein. Die Familie hatte offenbar die Koffer für Italien gepackt. Sie wollten den gesamten Sommer dort verbringen.«
»Wir müssen die Flüge überprüfen. Wenn wir Glück haben, liegen sie schon in der Sonne«, sagte Petra, machte jedoch ein finsteres Gesicht. Sie wusste genau, wer das da oben in dem Bett war, und mit was für Menschen er sich umgab. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Frau und das Kind jetzt die südliche Sonne genossen, war sehr gering. Eher lagen sie tot in einem Wäldchen oder auf dem Grund der Ostsee.
»Ich habe bereits ein paar Leute damit beauftragt.«
Petra nickte zufrieden. Sie und Konrad arbeiteten seit über fünfzehn Jahren zusammen, und ihr Verhältnis war besser als manche Ehe. Trotzdem gaben sie rein äußerlich ein recht seltsames Paar ab. Mit ihren ein Meter achtzig und einer kräftigen Figur, die von fünf Schwangerschaften geformt worden war, überragte Petra den nicht nur kleineren, sondern auch ziemlich mageren Konrad. Seine merkwürdig asexuelle Ausstrahlung ließ sie vermuten, dass er überhaupt nicht wusste, wie Kinder gemacht wurden. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatte er jedenfalls nie durchblicken lassen, dass er irgendein Liebesleben hatte, sei es mit Frauen oder Männern. Sie hatte auch nicht danach gefragt. Die beiden verband ein scharfer Intellekt, trockener Humor und ein großes berufliches Engagement, das sie sich trotz allen Umstrukturierungen, dämlichen Chefs und polizeilichen Fehlentscheidungen bewahrt hatten.
»Wir müssen eine Fahndung rausschicken und mit den Männern vom Drogendezernat sprechen«, fügte er hinzu.
»Mit den Männern und den Frauen«, korrigierte ihn Petra.
Konrad seufzte. »Ja, Petra, mit den Männern und den Frauen.«
Petra hatte fünf Töchter, und die Gleichberechtigung der Frau war immer ein heikles Thema. Er wusste, dass Petra Frauen eigentlich für überlegen hielt, und wenn er auch nur ein bisschen dummdreist gewesen wäre, hätte er sie gefragt, ob das nicht auch eine Diskriminierung sei. Er war jedoch klüger und behielt diesen Gedanken für sich.
»Was für eine Sauerei da oben.« Petra schüttelte den Kopf.
»Sieht aus, als wären mehrere Schüsse abgefeuert worden. Das Bett ist regelrecht durchlöchert. Genau wie Wester.«
»Wie kann man nur meinen, dass es das wert ist.« Sie sah sich in dem schönen hellen Wohnzimmer um und schüttelte erneut den Kopf. »Klar, so ein schickes Haus sieht man selten, und sie haben bestimmt ein tolles Leben geführt, aber sie wussten doch selbst, dass es früher oder später ein böses Ende nimmt. Und dann liegt man von Kugeln durchsiebt in seiner seidenen Bettwäsche und verwest.«
»Spießer wie du und ich verstehen das nicht.« Konrad erhob sich von dem großen weißen Sofa und ging in Richtung Diele. »Die Leute vom Drogendezernat sind anscheinend im Anmarsch.«
»Gut«, sagte Petra. »Dann wollen wir mal sehen, was die Jungs uns zu sagen haben.«
»Und die Mädels.« Konrad konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
»Was tun wir jetzt?«, fragte Gösta ratlos. »Es klang ja nicht so, als ob es Sinn hätte, sich mit diesen Typen zu unterhalten.«
»Nein«, gab Patrik zu. »Das wäre höchstens der letzte Ausweg.«
»Aber was sollen wir stattdessen machen? Wir glauben, dass IE für die Körperverletzung und eventuell sogar für den Mord verantwortlich ist, trauen uns aber nicht, mit ihnen zu reden. Wir sind ja schöne Polizisten!« Gösta schüttelte den Kopf.
»Wir gehen stattdessen noch einmal dorthin, wo Mats gearbeitet hat, als er zusammengeschlagen wurde. Bis jetzt haben wir nur mit Leila gesprochen, aber wir müssen auch wissen, was die anderen Mitarbeiter zu sagen haben. Ich wüsste nicht, wie wir momentan sonst vorankommen sollten.« Er ließ den Motor an und fuhr in Richtung Hisingen.
Sie wurden sofort hereingelassen, aber Leila sah müde aus.
»Wir helfen Ihnen natürlich gern, doch ich weiß wirklich nicht, was Sie sich davon versprechen, ständig hier reinzuschneien.« Sie breitete ratlos die Arme aus. »Sie haben unser gesamtes Material bekommen, und wir haben Ihnen alle Fragen beantwortet. Mehr wissen wir einfach nicht.«
»Ich würde gern mit Ihren Angestellten sprechen. Gibt es nicht noch zwei Mitarbeiter hier im Büro?« Seine
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