Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
zu stellen, bremste sich jedoch. Sie hatte erfahren, wo Konrad herkam und wohin er im Urlaub fuhr. Das waren mehr Informationen als genug für einen Tag.
»Gnosjö«, wiederholte sie verwundert. Dann griff sie zum Hörer. »Ich rufe jetzt die Kollegen in Tanum an.«
Konrad nickte. Er war tief versunken in die Welt der Ziffern.
»Du siehst müde aus, Liebling.« Erica küsste Patrik auf den Mund. Sie hielt in jedem Arm einen Zwilling, und Patrik drückte jedem ein Küsschen auf die Stirn.
»Ich bin tatsächlich etwas kaputt, aber wie war es denn bei dir?«, fragte er schuldbewusst.
»Überhaupt kein Problem.« Sie wunderte sich selbst, wie ehrlich das klang, doch sie meinte es wirklich ernst. Alles hatte wunderbar geklappt. Maja war im Kindergarten, die Zwillinge hatten gerade etwas zu essen bekommen und waren satt und zufrieden.
»Hat sich die Reise gelohnt? Wie war es bei Göran und Märta?«, erkundigte sie sich, während sie die Babys auf eine Decke legte. »Ich habe Kaffee gemacht.«
»Danke, das ist gut.« Patrik folgte ihr in die Küche. »Ich kann nur kurz bleiben, dann muss ich wieder zur Arbeit.«
»Setz dich ein paar Minuten und entspann dich.« Erica drückte ihn regelrecht auf einen Stuhl. Sie stellte ihm eine Tasse Kaffee hin, und er nahm dankbar einen Schluck.
»Guck mal, ich habe auch Zimtschnecken gebacken.« Sie stellte einen Teller mit dem noch warmem Gebäck auf den Tisch.
»Sieh mal einer an. Aus dir könnte doch noch eine richtige Hausfrau werden«, sagte Patrik, sah aber nach einem finsteren Blick von Erica ein, dass der Scherz nicht gut angekommen war.
»Los, erzähl!« Sie setzte sich zu ihm an den Tisch.
In groben Zügen gab Patrik wieder, was sich in Göteborg abgespielt hatte. Seiner Stimme war eine gewisse Erschöpfung anzuhören.
»Und Göran und Märta geht es gut. Sie wollen uns demnächst mal am Wochenende besuchen, falls uns das nicht zu viel wird.«
Erica strahlte. »Das wäre super! Ich rufe Göran heute Nachmittag an und mache einen Termin mit ihm aus.« Dann wurde sie ernst. »Mir ist etwas eingefallen. Hat irgendjemand Annie erzählt, was mit Gunnar passiert ist?«
Patrik sah sie an, sie hatte natürlich recht.
»Nein, ich glaube nicht. Falls sie nicht bei Signe angerufen hat.«
»Signe ist noch im Krankenhaus. Sie steht offenbar vollkommen neben sich.«
Patrik nickte. »Ich rufe Annie an, sobald ich Gelegenheit habe.«
»Gut.« Erica lächelte. Dann stand sie auf, schob seine Kaffeetasse ein Stück zur Seite und setzte sich rittlings auf seinen Schoß. Sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
»Ich habe dich vermisst …«
»Ich dich auch.« Er legte die Arme um sie.
Aus dem Wohnzimmer hörten sie das zufriedene Gebrabbel der Zwillinge, und Patrik sah ein vertrautes Blitzen in Ericas Augen.
»Hat meine geliebte Frau vielleicht Lust, mich für eine Weile nach oben zu begleiten?«
»Vielen Dank, mein Herr und Gebieter, das möchte ich gern.«
»Worauf warten wir dann noch?« Patrik stand so hastig auf, dass Erica beinahe von seinem Schoß gerutscht wäre. Er nahm ihre Hand und führte sie zur Treppe, doch als er den Fuß auf die erste Stufe setzen wollte, klingelte sein Handy. Er wollte schon weitergehen, doch Erica versperrte ihm den Weg.
»Du musst rangehen, Liebling. Vielleicht ist es die Dienststelle?«
»Die kann warten«, sagte er. »Glaub mir, das hier dauert nicht lange.« Wieder zog er an ihrer Hand, allerdings ohne Erfolg.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das ein schlagendes Argument war«, grinste Erica. »Und du musst ans Telefon gehen, das weißt du.«
Patrik seufzte. So traurig es war, sie hatte recht.
»Ein andermal?« Er ging in den Flur, wo in seiner Jackentasche das Handy klingelte.
»Mit Vergnügen.« Erica machte einen Knicks.
Lachend zog Patrik das Telefon aus der Tasche. Er liebte seine verrückte Frau wirklich.
Mellberg war bedrückt. Er hatte das Gefühl, sein ganzes Leben schien davon abzuhängen, dass dieses Problem gelöst wurde. Rita ging mit Leo spazieren, und die Mädchen waren bei der Arbeit. Er selbst war kurz nach Hause gekommen, um sich bei einer Sportsendung zu entspannen, doch zum ersten Mal in seinem ganzen Leben konnte er sich nicht auf den Fernseher konzentrieren. Stattdessen tigerte er auf und ab, während ihm die Gedanken durch den Kopf rasten.
Plötzlich blieb er stehen. Natürlich konnte er die Sache regeln! Die Lösung war doch zum Greifen nah. Er rannte aus der
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