Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
der Polizisten im Auge zu behalten.
»Wir wollen uns nur ein bisschen unterhalten«, wiederholte Ulf und hielt abwehrend die Hände nach oben. »Wir wollen keinen Ärger, sondern möchten uns nur einen Moment mit Ihnen zusammensetzen.«
Lange war es still. Stefan schien nachzudenken, alle anderen standen reglos da.
»Na gut, kommen Sie rein«, sagte Stefan schließlich und zuckte mit den Schultern, als ob es ihm im Grunde egal wäre. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging ins Haus.
Ulf, Javier und Gösta nahmen ihn beim Wort, und Patrik folgte ihnen mit klopfendem Herzen.
»Setzen Sie sich.« Stefan zeigte auf einige Sessel, die um einen schmutzigen Glastisch gruppiert waren. Er selbst machte es sich auf dem protzigen Sofa bequem und ließ lässig den Arm über die Rückenlehne baumeln. Der Tisch war voller Bierdosen, Pizzakartons und Zigarettenkippen, von denen längst nicht alle im Aschenbecher gelandet waren.
»Zum Aufräumen bin ich nicht gekommen«, grinste Stefan. Dann wurde er ernst. »Was wollen Sie?«
Ulf warf Patrik einen Blick zu, Patrik räusperte sich. Im Hauptquartier einer Motorradgang fühlte er sich, gelinde gesagt, unwohl. Aber nun gab es kein Zurück mehr.
»Wir sind von der Polizeidienststelle Tanum«, sagte er und hörte zu seinem eigenen Ärger, dass seine Stimme zitterte. Nicht stark, aber genug, um ein belustigtes Flackern in Stefans Blick hervorzurufen. »Wir haben ein paar Fragen zu einer schweren Körperverletzung, die sich im Februar ereignet hat. In der Erik-Dahlbergsgata. Das Opfer war ein Mann namens Mats Sverin.«
Er legte eine Pause ein, und Stefan sah ihn demonstrativ fragend an.
»Und?«
»Es gibt Zeugenaussagen, die darauf hindeuten, dass er von Männern mit Ihrem Symbol auf dem Rücken zusammengeschlagen wurde.«
Stefan lachte verächtlich und sah seine Männer an, die sich im Hintergrund bereithielten. Auch sie begannen zu lachen.
»Was sagt der Typ denn selbst? Wie hieß er noch mal … Max?«
»Mats«, antwortete Patrik ruhig. Hier wurde ganz offensichtlich eine Show abgezogen, aber noch wusste er nicht genug, um einen Blick hinter Stefan Ljungbergs selbstsichere Fassade zu werfen.
»Ich bitte um Verzeihung. Was sagt denn Mats dazu? Hat er uns beschuldigt?« Stefan breitete die Arme noch weiter aus. Er schien das ganze Sofa einzunehmen. Einer der Hunde legte sich neben seine Füße.
»Nein«, sagte Patrik widerwillig. »Das hat er nicht.«
»Na dann.« Stefan grinste wieder.
»Es ist ein bisschen seltsam, dass Sie uns gar nicht fragen, von welchem Mann genau wir reden«, sagte Ulf und lockte den Hund an. Gösta starrte den Kollegen an, als ob er verrückt geworden wäre, aber der Hund stand auf, trottete zu Ulf hinüber und ließ sich von ihm hinterm Ohr kraulen.
»Lolita hat noch nicht gelernt, den Gestank von Bullen zu hassen«, sagte Stefan. »Aber das kommt schon noch. Und was diesen Mats anbelangt, ich kann mir nicht jeden Namen merken. Ich bin Geschäftsmann und komme mit vielen Leuten in Kontakt.«
»Er hat für eine Organisation namens Freistatt gearbeitet. Kommt Ihnen die bekannt vor?«
Je länger sie hier saßen, desto größere Abscheu empfand Patrik vor dem Mann. Und dieses Spielchen war frustrierend. Er war überzeugt davon, dass Stefan wusste, wovon sie sprachen. Stefan war vermutlich klar, was Patrik dachte. Am liebsten wäre es Patrik gewesen, wenn Ulf den Kerl mit ins Kommissariat genommen hätte, damit der Zeuge aus der Erik-Dahlbergsgata ihn identifizieren konnte. Denn selbst wenn nicht zu beweisen wäre, dass Stefan an der Misshandlung von Sverin beteiligt war, stand das in Patriks Augen eindeutig fest. Die Angelegenheit war so persönlich, dass Stefan sie bestimmt nicht seinen Gorillas überlassen hätte.
» Freistatt? Nein, davon habe ich noch nie gehört.«
»Merkwürdig. Die Leute dort kennen Sie nämlich. Ziemlich gut.« Patrik kochte vor Wut.
»Ach ja?« Stefan sah ihn verständnislos an.
»Wie läuft es denn mittlerweile mit Madeleine?«, erkundigte sich Ulf. Lolita hatte sich auf den Rücken gelegt und ließ sich nun am Bauch kraulen.
»Sie kennen ja die Weiber. Manchmal gibt es Krach, aber solche Probleme lassen sich leicht aus der Welt schaffen.«
»Krach?«, wiederholte Patrik verbissen, und Ulf warf ihm einen warnenden Blick zu.
»Ist sie zu Hause?«, fragte er.
Javier hatte die ganze Zeit geschwiegen. Er strahlte pure Muskelkraft aus. Patrik konnte verstehen, warum Ulf ihn mitgenommen hatte.
»Im Moment nicht«,
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