Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
Bus, der sie nach Hause bringen würde. Sie musste dringend zu ihren Kindern, musste ihre warmen Körper spüren und wie sie die Ärmchen um ihren Hals legten. Noch immer fühlte sie sich nur dann wirklich sicher.
»Torbjörns Bericht ist da«, rief Annika, als Patrik und Martin zur Tür hereinkamen.
Patrik war so satt, dass er kaum noch atmen konnte. Er hatte im Lilla Berith eine viel zu große Portion Pasta gegessen.
»Wo ist er?« Im Laufschritt durchquerte er die Rezeption und riss die Tür zum Korridor auf.
»Auf deinem Schreibtisch«, antwortete Annika.
Mit Martin im Schlepptau rannte er in sein Zimmer.
»Setz dich.« Er zeigte auf den Besuchersessel. Er selbst warf sich auf seinen Drehstuhl und las sofort das Dokument, das Annika ihm hingelegt hatte.
Martin machte ein Gesicht, als hätte er Patrik das Blatt Papier am liebsten aus den Händen gerissen.
»Was steht denn drin?«, fragte er nach einigen Minuten, aber Patrik winkte ab und las weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er den Bericht enttäuscht sinken.
»Nichts?«, fragte Martin.
»Zumindest nichts Neues.« Patrik holte tief Luft, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinterm Kopf.
Sie schwiegen eine Weile.
»Keine Spuren?« Martin wusste die Antwort bereits, als er die Frage stellte.
»Es sieht nicht danach aus, aber lies selbst. Seltsamerweise wurden in der Wohnung nur Fingerabdrücke von Mats Sverin entdeckt. An der Klinke der Wohnungstür und am Klingelknopf waren noch andere, bei zweien handelt es sich wahrscheinlich um die von Signe und Gunnar. Ein weiterer wurde auch auf der Klinke an der Innenseite der Tür entdeckt und stammt möglicherweise vom Mörder. In solchen Fällen können wir eine Verbindung zwischen dem Tatort und einem Verdächtigen herstellen, aber da dieser Fingerabdruck nicht in den Datenbanken erfasst ist, bringt er uns momentan nicht weiter.«
»Aha. So viel dazu. Dann wollen wir hoffen, dass Pedersen am Mittwoch mehr zu erzählen hat«, sagte Martin.
»Mir ist nicht ganz klar, was das sein sollte. Die Sache sieht ja ziemlich simpel aus. Irgendjemand hat Mats in den Hinterkopf geschossen und ist anschließend gegangen. Der Täter scheint die Wohnung nicht einmal betreten zu haben oder war zumindest umsichtig genug, seine Spuren zu entfernen.«
»Steht etwas darüber im Bericht? Wurden die Klinken abgewischt oder so?« Martins Stimme klang leicht hoffnungsvoll.
»Gute Idee, aber ich glaube …« Patrik beendete den Satz nicht, sondern blätterte erneut in dem Bericht. Nachdem er die Seiten überflogen hatte, schüttelte er den Kopf. »Sieht nicht so aus. Sverins Fingerabdrücke befanden sich auf allen zu erwartenden Oberflächen: Klinken, Schrankbeschlägen, Arbeitsflächen und so weiter. Nichts scheint abgewischt worden zu sein.«
»Das spricht doch dafür, dass der Mörder nur bis in den Flur vorgedrungen ist.«
»Stimmt. Und es bedeutet leider auch, dass wir noch immer nicht wissen, ob Mats die Person kannte oder nicht. Es könnte ein Bekannter oder ein vollkommen Fremder gewesen sein, der bei ihm geklingelt hat.«
»Er hat der Person zumindest so weit vertraut, dass er ihr den Rücken zugewandt hat.«
»Kommt darauf an, wie man es sieht. Vielleicht hat er ja auch versucht, dieser Person zu entkommen.«
»Du hast recht«, sagte Martin. Es wurde wieder still. »Was machen wir jetzt?«
»Tja, das ist die Frage.« Patrik streckte den Rücken und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Die Durchsuchung der Wohnung hat nichts ergeben. Die Vernehmungen haben nichts ergeben. Der technische Bericht auch nicht. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Pedersen etwas entdeckt, ist ziemlich gering. Was sollen wir tun?«
So eine Ratlosigkeit sah Patrik überhaupt nicht ähnlich, aber dieser Fall bot kaum Anhaltspunkte. Plötzlich wurde Patrik wütend auf sich selbst. Offensichtlich fehlte ihnen irgendeine Information über Mats Sverin, die für diesen Fall entscheidend war. Wie gesagt, normale Menschen bekamen nicht einfach einen Kopfschuss verpasst. Man wurde nicht mir nichts, dir nichts in der eigenen Wohnung erschossen. Irgendetwas stimmte da nicht, und Patrik würde nicht aufgeben, bevor er es herausgefunden hatte.
»Du kommst am Montag mit mir nach Göteborg. Wir gehen noch einmal zu Freistatt «, sagte er.
Martins Züge hellten sich auf.
»Klar. Ich komme gern mit, das weißt du doch.« Er stand auf und ging zur Tür. Patrik schämte sich beinahe, als er sah, wie sehr sich sein Kollege freute. Er
Weitere Kostenlose Bücher