Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
gehofft, Patrik ein Ergebnis präsentieren zu können, wenn er aus Göteborg zurückkam. Aber die ökonomischen Fachbegriffe sagten ihr rein gar nichts.
»Vielleicht sollten wir jemanden aus der Gemeinde fragen. Die sind doch selbst an der Sache interessiert. Wir brauchen einen Außenstehenden, der uns das alles erklären kann. Natürlich könnten wir das Ganze auch ans Wirtschaftsdezernat schicken, aber da müssten wir viel Geduld haben.«
»Leider kenne ich keine Ökonomen.«
»Ich auch nicht.« Paula trommelte auf den Türrahmen.
»Was ist mit Lennart?« Plötzlich strahlte Gösta.
»Welcher Lennart?«
»Der Mann von Annika. Ist der nicht Diplomkaufmann?«
»Ja, genau.« Ihre Finger kamen zur Ruhe. »Komm, wir gehen rüber und fragen sie.« Sie klemmte sich den Stapel unter den Arm und Gösta folgte ihr.
»Annika?« Sie klopfte zaghaft an die offene Tür.
Annika drehte sich um. Als sie Paula erblickte, lächelte sie.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Ist dein Mann nicht Diplomkaufmann?«
»Ja, warum?«, erwiderte Annika. »Er ist bei Extra-Film für die Finanzierung zuständig.«
»Meinst du, er könnte uns hierbei behilflich sein?« Paula winkte mit dem Papierstoß. »Das lag in Mats Sverins Aktentasche. Da geht es um Finanzen. Gösta und ich sind vollkommen ahnungslos und bräuchten jemanden, der uns übersetzt, was da steht. Glaubst du, Lennart wäre dazu bereit?«
»Ich kann ihn mal fragen. Wann wäre das denn?«
»Heute«, sagten Gösta und Paula wie aus einem Mund. Annika lachte.
»Ich rufe ihn gleich an. Wenn ihr dafür sorgt, dass er die Unterlagen irgendwie bekommt, ist das sicher kein Problem.«
»Meinetwegen bringe ich sie ihm sofort«, sagte Paula.
Sie warteten, während Annika mit ihrem Mann telefonierte. Beide waren Lennart schon öfter begegnet, wenn er Annika in der Dienststelle besuchte. Es war unmöglich, ihn nicht zu mögen. Er war fast zwei Meter groß und unheimlich nett. Seit er und Annika nach langjähriger Kinderlosigkeit erfahren hatten, dass sie bald ein kleines Mädchen aus China adoptieren durften, hatten sie beide wieder ein Leuchten in den Augen.
»Du kannst gleich hinfahren. Er hat im Moment nicht viel zu tun und will sich den Kram sofort ansehen.«
»Super! Danke!« Paula strahlte übers ganze Gesicht. Auch Göstas Mundwinkel wanderten ein Stück nach oben, und sein grimmiges Gesicht veränderte sich vollkommen.
Sie lief zum Auto. Schnell hatte sie die kurze Strecke hinter sich gebracht und die Unterlagen abgegeben. Auf dem Rückweg pfiff sie hoffnungsvoll vor sich hin. Als sie jedoch zurück in die Dienststelle kam, verging ihr die gute Laune schlagartig. Gösta stand vor der Tür und wartete. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war etwas passiert.
Leila öffnete ihnen die Tür in derselben verwaschenen Jeans wie beim letzten Mal. Ihr Pullover war diesmal zwar nicht weiß, sondern grau, aber genauso schlabberig wie der letzte. Um den Hals trug sie eine lange Silberkette mit einem kleinen herzförmigen Anhänger.
»Kommen Sie rein.« Sie ging voraus in ihr Zimmer. Es war genauso aufgeräumt wie bei ihrem vorherigen Besuch. Patrik überlegte, wie Leute es schafften, eine solche Ordnung zu halten. Er gab sich zwar Mühe, aber jedes Mal, wenn er seinem Schreibtisch den Rücken zuwandte, schienen kleine Gnome alles durcheinanderzubringen.
Bevor sie sich setzte, gab Leila Martin die Hand und stellte sich vor. Interessiert betrachtete er die vielen Kinderzeichnungen an den Wänden.
»Wissen Sie jetzt mehr über Mattes Mörder?«, fragte sie.
»Wir arbeiten noch an dem Fall, können aber nichts Konkretes berichten«, antwortete Patrik ausweichend.
»Da Sie schon wieder hier sind, nehme ich an, dass die Sache etwas mit uns zu tun hat.« Leila spielte an ihrer Kette herum. Sonst deutete nichts darauf hin, dass sie nervös war.
»Wie gesagt, wir sind noch nicht weit gekommen und verfolgen mehrere Spuren.« Patrik klang gelassen. Er war daran gewöhnt, dass ihr Besuch die Leute beunruhigte. Es bedeutete nicht unbedingt, dass sie etwas zu verbergen hatten. Die bloße Anwesenheit der Polizei versetzte manche Menschen in Angst. »Wir möchten nur noch ein paar Fragen stellen und uns Ihre Akten aus der Zeit ansehen, in der Mats hier gearbeitet hat.«
»Ich weiß nicht, ob ich das ermöglichen kann. Wir können so heikle Informationen nicht einfach aus der Hand geben. Die Frauen könnten in Teufels Küche kommen.«
»Das verstehe ich, aber bei uns sind die
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