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Der Leuchtturmwärter: Roman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Roman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Winterson
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Trinken.
    Sie sahen einander an, ohne sich zu rühren. Dark nahm wahr, wie das Sonnenlicht in gestanzten Quadraten auf den steinernen Fußboden fiel und wie hell hinter dem dicken Glas die Sonne strahlte, und wie die Sonne in ihren Augen lag, Flecken in ihre Pupillen brachte, und wie sie sie beschien, als wollte ihn die Sonne auf eine Geheimtür aufmerksam machen.
    Er streckte die Hand aus und berührte ihr Gesicht.
    Zwei Tage später schliefen sie miteinander.
     
    Sie hatte um Dunkelheit gebeten.
    »Als wäre ich die vertauschte Braut«, hatte sie gesagt, wobei ihm unbehaglich wurde.
    Maß für Maß drang er bis zu ihrem Haus vor, wo in keinem der Fenster Licht brannte. Mit Hilfe seiner Fingerspitzen und des Mondes fand er den Riegel, und beim Betreten des Hauses sah er eine brennende Kerze in einem Halter, die auf der untersten Stufe der breiten Holztreppe auf ihn wartete. Er nahm die Kerze und stieg langsam die Treppe hoch. Er hatte keine Ahnung, wo es hinging. Er war in diesem Haus noch nie gewesen.
    Der Treppenabsatz ächzte unter seinen Schritten. Er schreckte eine Maus auf, die ein Stelldichein mit der Holzvertäfelung hatte. Zwei Ölgemälde hingen an der Wand, darauf ein Mann und eine Frau in blauer Kleidung, und am Ende des Korridors stand eine Truhe. Vor der Truhe glaubte er, eine offene Tür zu sehen. Er ging darauf zu.
    »Babel?«
    »Ja.«
    Sein Herz schlug. Er schwitzte. Seine Hose spannte.
    »Stell die Kerze auf der Truhe ab.«
    Er gehorchte und betrat das dunkle Zimmer, das von wenigen glühenden Kohlen auf dem Rost erleuchtet war. Das Zimmer war warm. Das Feuer musste schon vor einiger Zeit angesteckt worden und dann heruntergebrannt sein.
    Er konnte das Bett erkennen.
    »Molly?«
    »Ja.«
    »Soll ich meine Sachen ausziehen?«
    »Ja.«
    Mantel und Weste waren einfach. Er zerrte an seiner Halsbinde und riss sie an der Nadel auf. Seine Finger waren auf einmal dick und behäbig, und er schaffte es kaum, die Hosenklappe aufzuknöpfen. Er fluchte nicht, er sprach nicht. Schweigend kämpfte er mit seiner widerspenstigen Außenhaut, bis er in Strümpfen und Hemd war. Dann ging er hinüber zum Bett.
    Zaudernd, lächelnd, verängstigt stand er da. Molly setzte sich auf, die Haare fielen ihr über Schultern und Brüste. Auf einmal war er froh, um die Dunkelheit.
    Sie nahm sein Hemd und zog es ihm mit seiner Hilfe über den Kopf, dann starrte sie ihn offen an, wie er vor ihr stand, aufgerichtet, willig, dem Blick preisgegeben.
    Mit beiden Händen berührte sie seine Hüfte, fuhr mit den Händen über sein Gesäß und seine Oberschenkel, sie freute sich an seiner Festigkeit, sie drückte ihre Lippen auf seinen Unterleib. Sie war selbstbewusst und sicher, während ihm vor lauter Angst und Begierde der Schweiß ausbrach. Wie kam sie zu ihrer Selbstsicherheit? Nur eine Sekunde lang fragte er sich, ob er der erste Mann sei, der sich ihr auf diese Weise näherte. Dann schob er den Gedanken weit von sich und nahm sie fest in den Arm.
    Sie liebten sich.
    Bauch an Bauch, Mund an Mund, seine Füße auf ihren Schienbeinen, seine Füße unter ihren Füßen. Ihre Hände auf seinem Rücken. Seine Hände, die ihre Ohren streichelten, seine Unterarme, die wie ein Hund mit seinen Vorderpfoten ihre Schultern umrahmten. Er roch ihre Erregung, und er beugte den Kopf, um ihr Schlüsselbein zu küssen.
    Er war in ihr, verschmolzen mit ihrer Wirbelsäule, so dass er mit seiner Spitze jeden einzelnen ihrer Wirbel zu spüren glaubte. Er zählte sie leise für sich, schob sich hoch bis in ihren Mund, um sie ihn aussprechen zu hören. Sie sagte seinen Namen –
Babel
. Er schob sich höher, um hinter ihren Augen zu liegen und durch ihre Augen die Welt zu sehen. Durch ihre Augen sah er sich selbst – seinen Hals, seinen Brustkorb, seinen liebestrunkenen Blick. War er das wirklich – durch ihre Augen betrachtet? Sanft, feurig, ein wenig zögerlich, die Haut noch unbeschrieben, doch mit dieser neuen Sprache allmählich vertrauter?
    Sie drehte ihn um. Sie setzte sich auf ihn. Er blieb vollkommen reglos. Er ließ es zu, dass sie sich auf ihm bewegte, und begriff nicht, als sie seine Hand nahm und anfing, seinen Daumen zu benutzen, knapp oberhalb der Stelle, wo er in sie eindrang. Seine Hand ließ sich belehren, und später lehnte er sich zurück, und wieder lehrte sie ihn, diesmal mit seinen Fingern. Er war aufgeregt, glücklich, und als sie eingeschlafen war, stützte er sich auf den Ellenbogen, zog die Decke weg, streichelte sie und

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