Der Leuchtturmwärter: Roman (German Edition)
um mich zu küssen, lecktest mir den Schweiß von der Oberlippe. Ich liebe das Gewicht deines Körpers und wie du mir damit Lust bereitest. Ich liebe deine Erregung. Ich liebe es, dass du mich nicht fragst oder zögerst. In der allerletzten Sekunde hobst du mich einfach hoch und schobst dich zwischen meine Beine.
Dann lagst du auf mir, deine Zunge in meinen Fältelungen, deine Hände auf meinen Brüsten, und ich musste den Rücken durchbiegen, um dir zu folgen, und du folgtest mir, bis ich gekommen war.
Ich konnte es nicht abwarten. Ich drehte dich auf den Rücken, setzte mich auf dich, beobachtete deine geschlossenen Augen und deinen abgewandten Kopf, deine Hände, die mich führten, und deine so sicheren Bewegungen.
Du fühlst dich schön an. Schön, wenn du in mir bist und ich in dir. Dein schöner Körper, der Geometrie aus unseren separaten Formen macht.
Wir küssen beide ausnehmend gern. Wir tun es oft. Jetzt, wo wir so daliegen, unzertrennbar. Dich einatmend, schlief ich ein.
Irgendwann in der Nacht hörte ich draußen ein Geräusch. Ich versuchte mich aus dem schweren Sexschlaf loszueisen, weil jemand vor der Tür stand. Du wachtest ebenfalls auf, und mit klopfendem Herzen lagen wir da, erschrocken, verwundert, ungewiss. Als die Spannung unerträglich wurde, schnappte ich mir meinen Morgenmantel und riss die Tür auf.
Auf den Stufen zur Hütte lag der Müllsack mit größtenteils geschmolzenem Eis, und darin trieb eine Flasche Champagner wie ein Überbleibsel der
Titanic
. Ein junger Dachs steckte mit dem Kopf und drei Vierteln seines Körpers im Sack.
Wir befreiten ihn und warfen ihm ein Päckchen Kekse hin, denn Dachse lieben Kekse, und weil es uns wie ein feierliches Omen erschien, öffneten wir den Champagner, gingen zurück ins Bett und tranken ihn.
»Was meinst du, wie lange haben wir?«, sagtest du.
»Was, bevor wir wieder miteinander schlafen, bevor der Champagner leer ist oder bevor es Tag wird?«
Ich schlief ein und träumte von einer Tür, die sich öffnete.
Türen gingen auf und führten in Räume, wo wieder Türen waren, die wieder in Räume führten. Wir platzten durch die Türen, getäfelte, glatte, lackierte, verstärkte Türen, Sicherheitstüren,Geheimtüren, Doppeltüren, Falltüren. Die verbotene Tür, die nur mit einem kleinen silbernen Schlüssel zu öffnen ist. Die Tür zu Rapunzels einsamem Turm, die gar keine ist.
Du bist die Tür im Felsen, die sich bei Mondschein öffnet. Du bist die Tür auf der obersten Treppenstufe, die nur im Traum erscheint. Du bist die Tür, durch die der Gefangene flieht. Du bist die geschnitzte Tür in der Kapelle zum Heiligen Gral, du bist die Tür am Ende der Welt. Du bist die Tür, die sich auf ein Sternenmeer öffnet.
Öffne mich. Weit. Einen Spaltbreit. Geh durch mich hindurch, denn was jenseits liegt, ist nur so zu erlangen. So, das bist du. So, das ist jetzt. Dieser gefangene Augenblick, der sich auf ein ganzes Leben öffnet.
Sein Herz schlug wie das Feuer.
Dark ging über die Landzunge. Das Feuer blitzte alle vier Sekunden auf wie eh und je. Sein Körper war darauf abgestimmt.
Das Meer und der Himmel waren schwarz, doch das Feuer öffnete das Wasser wie mit Flammen.
»Das hast du für mich getan«, sagte er, obwohl es keinen Zuhörer gab, nur Blasentang und Klatschmohn. »Du hast das Wasser geöffnet wie mit Flammen.«
Er war fast die ganze Nacht durch gelaufen. Wenn er nicht lief, lag er wach. Dann lieber laufen.
An jenem Tag im Leuchtturm … Und dann war sie fortgegangen. Einige Wochen später war ein Brief für ihn gekommen, und in dem Umschlag lag eine Nadel mit Rubinen und Smaragden. Er wusste, er würde sie niemals wiedersehen.
All die Jahre – all die Jahre hatte er an ihr gezweifelt. Ihr Kind Susan war drei, als er von ihr erfuhr, dass der Mann, den er für ihren Liebhaber hielt, ihr Bruder war. Schmuggler, ein Mann auf der Flucht, aber dennoch ihr Bruder.
Warum hatte er diesem Price geglaubt? Warum hatte er einem Mann vertraut, einem Erpresser und Dieb?
Doch das alles war ihm vergeben worden. Er hatte sie ein zweites Mal verraten.
Er atmete ein, sehnte sich nach kalter Luft, und doch war es Salzwasser, das in seine Lungen strömte. Sein Körper war voller Salzwasser. Er war bereits ertrunken. Er kam nicht mehr hoch, um nach Luft zu schnappen. Er trieb tief unter der Welt und hörte ihre Stimmen, fremd und weit weg. Er verstand kaum ein Wort. Er nahm verschwommene Formen wahr, die an ihm vorbeizogen. Weiter
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