Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
anging,
aber aufgeben wollte er nicht. So rappelte er sich innerlich auf und begann,
seinen Gegner und dessen Bewegungen genauer zu betrachten. Vom Gesicht des
Angreifers konnte er allerdings nichts erkennen, denn die Kapuze des Feindes
verbarg dieses komplett und das einzige, was Thalon ausmachen konnte, waren die
feuerroten Augen, die ihn sofort an das erinnerten, was Kathleen zuletzt gesagt
hatte. Für weitere Überlegungen darüber war keine Zeit mehr, da der Dolch des
Feindes erneut mit aller Wucht auf ihn niederfuhr und als er diesen Schlag
parierte, war die Kraft des Aufpralls so gewaltig, dass Thalon dachte, sein Arm
würde explodieren. Vollkommen konzentriert auf den Kampf ignorierte er den
pochenden Schmerz so weit es ging und
kämpfte erbittert weiter. Während Thalon allerdings mit der Zeit an Kraft
verlor, schien sein Gegner noch lange weiter kämpfen zu können, ohne müde zu
werden, sodass Thalon keine andere Möglichkeit blieb, als auszuweichen, um so
dem Tod durch den Dolch zu entgehen. Er sprang zur Seite, der Dolch verfehlte
ihn nur knapp und Thalon war heilfroh, dass er erst kürzlich die Prüfung
absolviert hatte, denn der Kampf gegen Markus war erstaunlich ähnlich
verlaufen. So wusste Thalon, dass nur ein Überraschungsmoment das Rezept zum
Sieg war. A ußerdem hoffte er, von dem
Gegner nach dessen Niederlage noch einige Informationen erfahren zu können. So
ließ er den immer noch wie besessen den Dolch schwingenden Gegner in dem
Glauben, aufzugeben, sammelte aber in Wahrheit seine letzte Kraft für einen
entscheidenden Schlag. Nun musste er nur noch warten, bis sich die Gelegenheit
dafür bot. Und die Chance kam! Als wieder einmal die Klinge auf ihn zu sauste,
drückte er die Waffe mit dem Schwert zurück und schlug dann unverzüglich selbst
zu. Sein Plan ging auf, denn der Gegner hatte nicht mit solch einem Angriff
gerechnet und so traf Thalons Klinge den Körper des
Angreifers, der daraufhin den Dolch fallen ließ. Mit
einem weiteren Schlag in die Schulter zwang er den Gegner, in die Knie zu
gehen. Aus dessen Körper quoll nun schwarzes Blut hervor, welches sich aber
trotzdem noch deutlich von der Kleidung unterschied, da es im Licht schimmerte.
Es sah aus, als würde pures Pech aus der Schulter des Wesens fließen. Ohne ein
Anzeichen von Schmerz zu zeigen, kniete der Gegner vor ihm und atmete ruhig,
was daran zu erkennen war, dass sich der Brustkorb sanft hob und sank. Thalon
war jedoch alles andere als ruhig und ließ seinen Emotionen freien Lauf.
Aufgeregt und zornig fuhr er den Gegner an: „Wer oder vielmehr was seid Ihr?
Was wollt Ihr von mir? Habt Ihr Kathleen getötet? Antwortet schnell!“ Ohne auch
nur ein Wort zu sagen, hob der Besiegte den Kopf, doch auch jetzt noch, da
Thalon direkt in dessen Gesicht blicken müsste, erkannte er merkwürdigerweise
noch immer keine menschlichen Züge, sondern nur vollkommene Schwärze, so als
besäße dieses Wesen nur die roten glühenden Augen, die in der Dunkelheit zu
schweben schienen. Doch da, wo Thalon den Mund vermute, schien sich etwas zu
bewegen. Die Stimme der Gestalt war sehr tief und hallte nach und es klang fast
so, als rede man in einer Kirche oder in einer großen Höhle, was eigentlich
vollkommen unmöglich war, angesichts der Tatsache, dass sie sich im Freien
befanden. „Mein Name ist Anthlo! Ihr seid wahrlich ein guter Kämpfer. Indem Ihr
mich bezwungen habt, habt Ihr Euch als würdig bewiesen, dass ich mit Euch rede.
Ich weiß, dass Euer Kopf voller Fragen ist, deren Antworten Ihr nicht kennt.
Verzweifelt sucht Ihr nach diesen Antworten, aber Ihr werdet sie nicht ohne
Weiteres finden. Euer Leben hat sich geändert und es wird nie wieder wie zuvor
sein. Reist nach Trockenfeld und sucht nahe der Stadt Troth nach einem
verfallenen Turm. Ich erwarte dich und deine Begleiterin dort, Thalon!“ Anthlo
stieß ein merkwürdiges Geräusch aus, welches sich für Thalon wie ein hämisches
Lachen anhörte. „Woher kennt Ihr meinen Namen? Und warum sollte ich Euch
trauen?“, rief Thalon der merkwürdigen Erscheinung vor ihm entgegen. „Weil ich
die Antworten auf dein Fragen kenne!“, war die ernüchternde Antwort seines
Gegenübers, bevor Thalon mit ansehen musste, wie er sich langsam auflöste und
auf einmal komplett verschwunden war. Verwirrt blickte Thalon sich um, in der
Hoffnung Anthlos Spur noch irgendwie erkennen zu können, aber sowohl die Spuren
in der Erde, als auch deren Verursacher waren wie vom Erdboden
Weitere Kostenlose Bücher