Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
und d ie
junge Frau hier
heißt Lewia. Sehr freundlich von Euch, uns hier willkommen zu heißen, Clarice“,
stellte sich Thalon vor und deutete auf Lewia. „Euer Sohn hat…“, wollte Thalon
weiter sprechen, wurde jedoch von Pit, der jetzt wie ausgewechselt schien,
unterbrochen: „Sie waren draußen auf der Straße, Mutter. Ich habe ihnen am
Anfang nicht getraut, aber sie scheinen nicht so zu sein wie die anderen.“
Erwartungsvoll blickten Thalon und Lewia Clarice an, die ihnen anbot, sich auf
einen der verschlissenen Stühle nieder zu lassen, während sie sich selbst
wieder in ihren Sessel setzte und Pit auf den Schoss nahm. „Ich denke, ich bin
euch beiden eine Erklärung schuldig!“, sagte Clarice ruhig. „Es wäre sehr nett
von Euch!“, bestätigte Lewia freundlich. Die Frau holte tief Luft und begann
dann, zu erzählen, was im Dorf geschehen war: „In unserem Dorf herrscht seit
längerer Zeit eine Hungersnot, da durch die vielen Unwetter viele unserer
Felder überschwemmt wurden. Eines Tages habe ich gesehen, wie die
Soldaten der Stadtmiliz die alte Mühle, die seit langer Zeit schon still stand,
aufgebrochen und dort einen unglaublichen Speicher an Nahrungsmittel gefunden
haben. Als Retter verehrt, teilen sie diese regelmäßig an die Bürger auf, doch
ich habe gesehen, dass das, was sie verteilen, nur ein magerer Anteil dessen
ist, was dort gelagert ist . Ich schätze, dass sie denken, es sei ihr gutes
Recht, da sie als Soldaten gestärkt sein müssen. Immerhin müssen sie für uns
Bürger sorgen können. Doch damit nicht genug. Ich beobachtete die Soldaten
weiter und fand heraus, dass sie außerdem Waren unterschlagen, die von unserem Nachbardorf
angefordert wurden, nur um ihre Selbstsucht zu befriedigen. Angestiftet wurden
die Soldaten vom Befehlshaber der Miliz und gleichzeitig Oberhaupt unserer
Gemeinde, diesem schmierigen Sir Ryan! Ich habe ihn auf die Sache mit der Mühle
angesprochen, aber er leugnete alles und drohte, mich zu töten, wenn ich noch
einmal darüber sprechen würde. Ich verabscheue ihn und ich schwöre, dass er
irgendwann für das bezahlen wird, was er getan hat.“ Wütend schlug Clarice mit
ihrer Faust auf die Lehne des Sessels, besann sich gleich danach jedoch schon
wieder und fuhr fort: „Verzeiht, aber ich konnte meine Emotionen nicht
kontrollieren. Wo war ich? Achja, vor zwei Nächten wurde dann einer der
Soldaten tot auf der Straße aufgefunden. Sein Körper war merkwürdig aufgedunsen
und die Augen quollen wie blutunterlaufene Kugeln hervor. Letzte Nacht wurde
schon wieder einer der Soldaten gefunden, der auf die gleiche Art und Weise ums
Leben kam. Wir Bewohner sind vorsichtig geworden. Seitdem hält sich niemand
mehr in der Nacht auf den Straßen auf, sobald es zu dämmern beginnt. Jeder
versteckt sich in den Häusern und lässt es so aussehen, als wenn man wach wäre,
aber in Wa hrheit verstecken sich die Dörfler in den Kellern ihrer Wohnung oder
in einem Zimmer, das man von draußen nicht sehen kann.“ „Aber was soll ihnen
das denn nützen? Wenn ein Mörder draußen unterwegs ist, dann wird er doch auch
nicht Halt machen, in die Häuser zu kommen“, erkundigte sich Lewia fragenden
Blickes. Clarice seufzte und meinte dann zu Pit: „Leg dich doch schon einmal
schlafen! Ich rede noch ein wenig mit unseren Gästen.“ Nachdem er verschwunden
war, sprach sie in einem Flüsterton weiter, so als ob sie Angst hätte, dass sie
irgendjemand hören könnte, der es nicht sollte: „Das ist es ja gerade! Die Leute
sind sich sicher, dass es sich hierbei nicht um einen normalen Mörder handelt,
der des Nachts Menschen tötet, denn dafür sehen die Leichen zu ungewöhnlich
aus. Durch unser Dorf zieht das Gerücht, dass eine böse Hexe hier ihr Unwesen
treibt. Den Sagen nach kommen diese Wesen nicht in hell erleuchtete Häuser.“
Man konnte an ihrem Gesicht sehen, wie wenig Glauben sie den Worten der anderen
Dorfbewohner schenkte. „Eine Hexe?“, hakte Thalon ungläubig nach. Er wusste aus
Büchern und Schauermärchen, dass Hexen Frauen waren, die sich mit der
verbotenen Magie beschäftigten und diese gezielt anwendeten, um Schaden und
Leid zuzufügen. „Ja, Ihr habt richtig gehört. Der Aberglaube dieser Leute ist
sogar schon so groß, dass man sich untereinander der Hexerei beschuldigt. In
unserem Dorf leben sehr viele Menschen, die an einer seltsamen Krankheit
leiden, die die Haare weiß wie Schnee werden lässt, ansonsten aber keine
weiteren Schädigungen verursachen.
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