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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix T. Richter
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Weil wir anders sind, werden wir
beschuldigt, diese Hexe in das Dorf gebracht zu haben.“
    „Aber das ist doch vollkommener Unfug! Was soll das
denn bringen?“, rief Lewia deutlich bewegt. „Natürlich ist es Unfug, aber
dieser Unfug führte soweit, dass man beschlossen hat, Tag für Tag einen der
Weißen, wie sie uns nennen, hinzurichten, weil sie denken, damit die Hexe
vertreiben zu können.“ „Wie grausam!“, entfuhr es Lewia, die mit ungläubigem
Blick, immer noch angetan von der Geschichte, Clarice anschaute. Bedrückt
schaute die Frau auf den Boden. Man sah ihr an, wie zerstört sie war. Ohne zu
zögern holte Thalon seine lederne Reisetasche, öffnete diese und holte den Rest
ihrer Vorräte heraus, den er mit freundlichem Gesicht Clarice hinhielt. „Ich
denke, Ihr werdet das mehr brauchen als wir. Außerdem würden wir Euch gerne
unsere Hilfe anbieten, was das Wiederbeschaffen der Lebensmittel angeht“,
beteuerte er, während sein Gegenüber nur dankend mit dem Kopf schüttelte. „Das
ist wirklich sehr nett von Euch, aber ich kann das beim besten Willen nicht
annehmen. Bitte fragt nicht weiter nach und akzeptiert es. Es ist jetzt an der
Zeit, zu schlafen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr hier in diesem Raum schlafen,
während ich mich in mein Zimmer zurück ziehe. Schlaft gut!“, sagte Clarice in
einem schroffen Ton, der sowohl Thalon als auch Lewia so verwunderte, dass sie
die Anweisung ihrer Gastgeberin befolgten und sich, nachdem sie sich für die
Schlafmöglichkeit bedankt hatten, auf den Boden legten und sich mit kratzigen,
aber bequemen Decken zudeckten, die sie von Clarice bekommen hatten. In der Nacht hatte Thalon wieder einen
merkwürdigen Traum, in dem er auf ein, durch ein großes Feuer zerstörtes und
abgebranntes, Haus, ähnlich der Residenz aus seinem letzten Traum, zu schritt,
da von dort immer wieder eine Stimme seinen Namen rief. Sie war so sanft und
schön, dass sie für Thalon wie die Stimme eines Engels klang, der zu einem
sterblichen Wesen geworden war. Vollkommen hypnotisiert durchschritt er den
unnatürlich langen Flur, an dessen rabenschwarzen, vom Feuer verkohlten Wänden
in regelmäßigen Abständen Gemälde von finster schauenden Gestalten hingen, die
ihn irgendwie mit ihren Blicken zu durchbohren schienen. Schnell rannte er
weiter, um das Ende des Flurs zu erreichen. Mit einem Mal ging das Gebäude
wieder in Flammen auf, deren Hitze nach oben stieg und alles grotesk verzerrte,
so dass die Bilder an den Wänden noch unheimlicher ausschauten. Der Rauch, der
durch die Flammen entstand, stieg ihm in die Lungen, sodass er heftig
zu husten begann. Immer wieder musste er sich selbst einreden, dass alles nur
ein Traum war und ihm hier kein Leid widerfahren könne. Innerlich sagte er
seinem Körper, er solle doch einfach aufwachen ,
um der Situation entfliehen zu können. Er schloss seine Augen, machte sie
wieder auf, befand sich zu seinem Erschrecken aber immer noch in dem Haus.
Seufzend lief er weiter und konzentrierte sich darauf, den Ursprung der Stimme
zu finden, da ihm unvermittelt ein innerer Instinkt sagte, dass er dadurch
aufwachen konnte. Als er den langen Flur, der hinter einer Biegung abrupt endete,
hinter sich gelassen hatte, befand er sich in einem Zimmerchen, welches
komplett leer war. Wunderschöne Musik, entspannend und beruhigend ertönte im
Raum, obgleich keine Quelle der wundervollen Melodie erkennbar war. Thalon
fühlte sich geborgen und lauschte eine Weile dem Spiel der Harfen, der
Glockenspiele und dem der Flöten, bis er eine Gestalt wahrnahm, die ihm den
Rücken zukehrte und in der Mitte des Raumes hockte. Eine gewaltige
Anziehungskraft ging von ihr aus. Ruhig und gleichmäßig mischte sich der Atem
der Person mit der Musik. Als er sich näherte, hörte er, dass die Gestalt
seinen Namen flüsterte, mit der engelsgleichen Stimme, die ihn schon in das
Gebäude geführt hatte. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Schulter der
Gestalt, bei der es sich, so zumindest Thalons Vermutung, um ein Mädchen mit
langen schwarzen Haaren handelte, die sich dem Rücken des Mädchens
anzuschmiegen schienen.
    Von da an ging alles ganz schnell: Mit einem Mal
verstummte die Musik. Blitzschnell hatte sich das scheinbare Mädchen zu ihm
umgedreht und entblößte ihr wahres Antlitz. Eine knochige dämonische Fratze mit
gehörntem Kopf blickte ihm entgegen und schleuderte ihn in die Ecke des Raumes.
„Hab ich dich endlich!“, rief sie ihm entgegen. Thalon versuchte

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