Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Frage. Würdest du sie mir beantworten?“
„Jetzt, da Ihr so gütig zu einem alten Mann
gewesen ward, kann ich den Wunsch wohl nicht abschlagen“, meinte der Alte mit
kratziger Stimme und heftigem Dialekt. Erneut zeigte ein kurzes Lächeln. „Wo findet
man hier in der Nähe eine Herberge, die nicht gerade sehr teuer ist?“,
erkundigte sich Lewia. Der Alte schien zu überlegen, dann antwortete er:
„Damals, als alles noch normal war, also bevor ich den Unfall hatte, meine ich,
verbrachte ich viele Tage in der Gaststätte zum Feurigen Adler. Gibt dort gutes
Bier und Zimmer haben sie auch. Wenn Ihr wieder ein Stück Richtung Marktplatz
lauft und der Schmiedegasse folgt, könnt Ihr sie nicht verfehlen.“
„Danke, du hast uns sehr geholfen“, sagte Lewia
und machte sich daraufhin mit Thalon zurück in Richtung Marktplatz. „Gegen
diesen Markt ist der in Dolansburg fast schon unmerklich“, fand Thalon, während
er immer wieder neue Sachen entdeckte. Nachdem sie sich erneut durch die Masse
gedrängt hatten, betraten sie die kleine Gasse neben der Schmiede. Hier war es
ruhiger und nur wenige Bürger kreuzten ihren Weg.
Nicht lange darauf standen sie, wie es der
Bettler gesagt hatte, vor dem Wirtshaus zum Feurigen Adler, das sich neben ein
paar Wohnhäusern auf einem etwas kleineren Platz befand. Kaum hatten sie das
Wirtshaus betreten, schoss ihnen verbrauchte Luft, sowie der Geruch von Alkohol
und Schweiß entgegen. Bis auf zwei Tische etwas abseits des Hauses war alles
belegt. Es wurde, ähnlich wie auf dem Marktplatz, laut geredet, die Gäste
tranken und feierten ausgiebig. Die dickliche Bedienung, mit den dennoch
lieblichen Gesichtszügen, hatte Mühe mit dem Nachschenken des Bieres, denn die
Männer waren alle guter Laune und das zeigte sich auch im Genuss des Alkohols.
Nicht selten wurde sie mit einem Schlag auf den Hintern und einem bestimmten
„Mach schneller, Weib!“ durch den Raum geschickt. Thalon rempelte sie aus
Versehen an, als sie, mit zwei großen Krügen in den Händen, auf eine Schar
lachender Männer zu eilte. Gerade noch konnte sie das Gleichgewicht bewahren.
Lediglich ein paar Spritzer des Bieres schwappten über. Sofort entschuldigte
sich Thalon mit einem galanten Lächeln. „Ach, ist doch nichts passiert,
Bürschchen“, sagte sie, während sie das Lächeln erwiderte. „Du bist echt ein
Frauenschwarm!“, zog Lewia Thalon auf, als sie sich zielstrebig auf den Tresen
zu bewegten, hinter dem ein ebenfalls dicklicher Mann mit rundem Gesicht und
Vollbart gerade Bier in Krüge füllte, welche die Frau nur kurz darauf an die
Tische verteilte. Als er Lewia und Thalon sah, wandte er sich kurz von seiner
Arbeit ab und fragte mit tiefer Stimme: „Na? Was kann ich denn Gutes für euch
tun?“
„Wir
hätten gerne ein Zimmer“, antwortete Thalon knapp, während der Mann, der
höchstwahrscheinlich der Wirt der Taverne war, Lewia immer wieder unauffällig
in den Ausschnitt ihres Oberteils spähte. Anscheinend waren junge Frauen nicht
die Art von Leuten, die für gewöhnlich in seinem Haus Unterkunft fanden. „Sucht
also ein Zimmer, hm? Habt Glück, sind noch ein paar Zimmerchen frei. Allerdings
müsst ihr natürlich schon im Voraus bezahlen. Kostet auch nur zwanzig
Kupferlinge, weil ihr es seid!“ Thalon schaute kurz Lewia an, die ihm durch ein
Nicken klarmachte, dass sie mit dem Preis einverstanden war, dann holte er das
Geld aus seinem Reisebeutel, schob es dem Wirt hin und meinte: „Einverstanden!
Wir nehmen eins.“ Der Wirt schnappte sich mit seinen dicken Fingern das Geld
und steckte es daraufhin in eine kleine hölzerne Kiste, die er sofort danach
unter dem Tresen verschwinden ließ und reichte Thalon den schweren Schlüssel
für das Zimmer. Dann meinte er mit vorgehaltener Hand zu den beiden im
Flüsterton: „Wenn ihr auch noch essen wollt, solltet ihr euch beeilen, die
Jungs hier fressen wie die Schweine.“ Thalon steckte den Schlüssel in seinen
Beutel und setzte sich mit Lewia an einen der beiden noch freien Tische. Am
Tisch hinter ihnen zündete sich ein älterer Mann mit zufriedenem Blick seine
Pfeife an und blies den nach ungewöhnlichen Substanzen riechenden Rauch direkt
zu ihnen. Kurz darauf kam die Bedienung zu ihnen an den Tisch und erkundigte
sich danach, was sie denn zu essen haben wollen. Während Thalon sich ein Bier
und Schweinebraten bestellte, bestellte Lewia ihrerseits Goldwein, ein
traditionelles Getränk des Landes, und Tarnelle, ein seltener Fisch, der
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