Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
zurück gekommen sein“, meinte einer der Schatten. „Und dort steht
auch sein Gaul“, bemerkte ein anderer. Kurz darauf hörte Thalon, wie ein
Schwert gezogen wurde. Dann folgte kurze Stille, die jäh durchbrochen wurde,
als Thalons Pferd schmerzhaft wieherte. Höchstwahrscheinlich hatte man es
gerade kaltblütig abgeschlachtet. Daraufhin näherten sich die Schritte wieder
der Höhle. Thalon musste nun schnell handeln, wenn er fliehen wollte. Wie durch
ein Wunder fiel sein Blick auf eine winzige Öffnung am Ende der Höhle. Sie lag
fast im Dunkeln, sodass man sie nicht sofort sehen konnte. Er ließ den
Streitkolben und sein Schwert zurück und zwängte sich mit großer Mühe in den
Schacht. Dort war die Luft noch stickiger als in der Haupthöhle. Staub und Erde
wirbelte auf und drangen in seine Luftöhre ein. Er musste sich beherrschen, um
nicht zu husten. Immer weiter krabbelte er in den finsteren Gang hinein und
kaum war er verschwunden, betraten die beiden Schatten die Höhle und blickten
sich um. „Hier ist er doch nicht“, grummelte einer der beiden, suchte trotzdem
noch einmal jeden Winkel der Höhle ab. „Hier ist ein Spalt in dem Fels!“, klang
es schließlich dumpf an Thalons Ohr, woraufhin er noch schneller krabbelte.
Dann folgten noch ein paar Worte, die er nicht mehr verstehen konnte. Im Gang
war es nun vollkommen dunkel. Etwas krabbelte auf einmal seinen Rücken entlang.
Er fühlte, wie sich kleine Beinchen auf ihm bewegten und am liebsten hätte er
sich geschüttelt, damit das, was da auf seinem Rücken war, von ihm abließ,
allerdings war dafür kein Platz, woraufhin er einfach weiter robbte, hoffend,
dass das Etwas bald seinen Körper wieder verlassen würde. Nach einer gefühlten
Ewigkeit entdeckte er Licht in der Ferne. Grell leuchtete es in den Schacht
hinein und blendete ihn. Dessen ungeachtet bewegte er sich weiter darauf zu. Als
er dann endlich wieder nach draußen blickte, musste er sich die Hände schützend
vor die Augen halten, obwohl er sie geschlossen hatte. Als er sich wieder an
das Licht gewöhnt hatte, stellte er fest, dass er sich auf einer Erhöhung
befand. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er in dem engen Tunnel nach oben
gerobbt war. Anscheinend war es aber so, denn anders konnte er sich seine
Position nicht erklären. Hinter ihm befand sich die steinerne Wand der Höhle,
während um ihn herum nur ein paar Sträucher waren. „So, jetzt sollte ich
schauen, dass ich die Schatten verfolge oder zumindest herausfinden kann, wohin
sie Lewia gebracht haben“, beschloss Thalon, fest davon überzeugt, dass die
Schatten Lewia entführt haben mussten.
Nachdem die Schattensoldaten wieder aus der
Höhle herausgegangen waren, sagte einer der beiden grimmig: „Ich hätte schwören
können, dass er da war. Ich habe ihn so deutlich gespürt. Seine leuchtende Aura
war zum Greifen nahe. Aber wahrscheinlich ist er doch durch den Spalt geflohen,
wie ich es vermutet hatte.“ Der andere machte eine abwertende Handbewegung.
„Das ist nicht so wichtig. Wir haben das Mädchen und um sie zu retten, wird er
irgendwann schon von alleine zu uns kommen. Wir sollten sie jetzt erst einmal
zu Jasai bringen, er wird wissen, was als nächstes zu tun ist“, erklärte er
finster, woraufhin der andere nur nickte und die bewusstlose Lewia auf das
Reittier der beiden brachte. Lewias Siegel war in diesem Augenblick deutlicher
als sonst zu sehen.
Thalon hatte einen großen Umweg quer durch
dichtes Gestrüpp in Kauf nehmen müssen, um sicherzustellen, nicht doch noch
einem der Schatten über den Weg zu laufen. Als er dann schließlich wieder vor
dem Eingang der Höhle stand, stellte er verärgert fest, dass niemand mehr dort
war. Allerdings sah er deutlich Spuren, die von der Höhle weg führten. Ohne
lange zu überlegen, folgte Thalon den Spuren, obwohl er sich am liebsten auf
der Stelle in ein bequemes Bett gelegt hätte. Dabei kam er an dem toten Pferd
vorbei, dem er einen mitleidigen Blick zuwarf. Eigentlich wollte er nicht
anhalten, doch sein Körper tat es trotzdem. Thalon atmete tief ein und aus. Es
tat gut und war entspannend. Die frische und kühle Luft füllte seine Energie
wieder ein wenig auf und so konnte er nach wenigen Augenblicken wieder
weitergehen. Insgeheim verfluchte er sich dafür, in der Vergangenheit nicht
viel für seine Ausdauer getan zu haben. Und zu seinem Pech verlor er auch noch
die Spur. Einige Gräser waren umgeknickt und platt getreten, aber danach endete
jegliches
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