Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
toten
Kumpanen blickten, den Schock in den Augen. „Wer kann so was nur getan haben?“,
entfuhr es schließlich einem der Männer. Wie als eine Antwort ertönte wieder
ein grässliches Heulen.
Einige Tage waren bereits vergangen, seitdem
Vlad seine Stelle als Berater angenommen hatte. Schnell hatte er sich wieder an
das Leben zu Hofe, von dem er so lange fort war, gewöhnt. Oft war er durch die
Burg gelaufen und hatte sie in all ihren Schönheiten betrachtet. Als er jedoch
mitten in der Nacht aufstand und leisen Schrittes aus dem Zimmer schlich, hatte
er nicht vor, einen kleinen Spaziergang zu machen. Etwas viel ernsteres
erwartete ihn. Geschickt umging er die Wachposten und schaffte es so,
vollkommen unbemerkt nach draußen in den Hof zu kommen. Als er schließlich kurz
darauf auf dem Burghof ankam, blieb er stehen und wartete ungeduldig, immer um
sich blickend. Doch er musste seine Geduld nicht allzu sehr strapazieren, denn
schon kurz darauf, als die Turmuhr der nahen Dorfkirche gerade zur dritten
Stunde des Tages schlug, näherte sich ihm eine Gestalt, eingehüllt in einen
dunklen Mantel, das Gesicht von einer Kapuze verdeckt. Noch während sie auf ihn
zuging, begann sie zu reden: „Läuft alles nach Plan?“ „Nicht so laut!“, zischte
Vlad ihr entgegen. Er blickte streng in die Augen der Gestalt und musterte das
weibliche Gesicht, welche sich unter der Kapuze verbarg. „Ja, es läuft alles
bestens. Weder der König, noch irgendjemand anderes hier schöpft den geringsten
Verdacht.“ „Und was ist mit diesem Eral?“, erkundigte sich die junge Frau. „Der
ist kein Problem mehr. Unser Kontaktmann hat als Händler verkleidet die
falschen Schwerter mit sich herum geführt. Es war schwierig, sie herzustellen,
aber zum Glück konnten wir einige der Gnome, die noch immer in Gossen der
großen Städte zu finden sind, wenn man genau sucht, überreden, uns bei der
Herstellung zu helfen. Wie vermutet wurde also auch unser Mann von der
Räuberbande überfallen und die Schwerter wurden mitgenommen. Es war nur noch
eine Frage der Zeit, bis die königlichen Soldaten auf die Diebe stoßen würden.
Und es war vorauszusehen, dass der Großkönig seinen Schoßhund Eral Kardios mit
der Aufgabe betrauen wird, dem Ursprung dieser Waffen nachzugehen und in die
Berge zu reisen. Es bleibt also noch genügend Zeit, bevor er wieder hierher
kommt. Falls er jemals wieder zurück kehrt“ Ein leichtes Lächeln zeichnete sich
in dem Gesicht von Vlads Gegenüber ab. „Dann können wir also bald damit
anfangen, die Krone weiterzugeben?“, fragte sie mit listiger Stimme. „So kann
man es auch ausdrücken. Gebt Jasai Bescheid! Nicht mehr lange und die Krone
wird endlich wieder an seinen Bruder gehen.“ Dann wandte sich die Frau von Vlad
ab und verschwand im Dunkel der Nacht. Auch Vlad ging zurück zu seinem Zimmer,
bemüht, sich niemandem zu zeigen. Was die beiden nicht wussten war, dass
Emilia, ein neugieriges Mädchen, das auf der Burg mit ihrem Vater, der ein
einfacher Angestellter am Hofe war, lebte, nicht schlafen konnte und deshalb
nach draußen gegangen war. Jedes einzelne Wort hatte sie in ihrem Versteck
hinter ein paar Kisten aufgesaugt und nicht vergessen.
„Das müssen sie sein!“, rief Thalon freudig aus,
als er nach einer Weile des Suchens endlich die Kräuter fand, die für Lewia im
Moment so wichtig waren. Er bückte sich und pflückte ein paar der Pflanzen, bis
er einen kleinen Strauß in der Hand hielt. Er machte sich gerade wieder auf den
Weg zu seinem Pferd, als urplötzlich und ohne jegliche Vorwarnung etwas auf ihn
zugeflogen kam, begleitet von einem zischenden Geräusch. Im letzten Moment
schmiss er sich seitlich auf den Boden. Trotz der schnellen Reaktion verfehlte
der Wurfdolch Thalon dennoch nicht. Zu seinem Glück streifte die Klinge aber
nur sein Bein. Obwohl es nur ein kleiner Kratzer war, durchfuhr ihn ein
stechender Schmerz, der durch seinen gesamten Körper ging. Er verdrängte den
Schmerz, denn es blieb ihm nicht die Möglichkeit, sich zu erholen. Wie aus dem
Nichts war ein Schatten aufgetaucht der nun in seiner gesamten Gestalt vor ihm
stand. Es war ein stattlicher und muskulöser Mann, der ein leichtes Lederwams
trug, an dem ein Gürtel mit Wurfmessern befestigt war. Eines davon fehlte. In
seiner Hand hielt er einen mit Stacheln gespickten Streitkolben, den er
provozierend auf der Schulter abgelegt hatte. Das Gesicht zu einer finsteren
Miene verzogen, starrte er Thalon an, ohne eine weitere
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