Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Zeichen darauf, dass dort jemand lang gekommen ist, geschweige denn
geritten ist. „Sie hätten sich wegzaubern müssen oder geflogen sein. Aber das
kann doch nicht sein“, murmelte er erstaunt. Thalon hatte keine Erklärung
dafür, doch er wusste, dass er, so hart das auch war, nun nichts mehr für Lewia
tun konnte. Er wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und trieb dann seinen
Körper weiter an. Er musste jetzt die Burg erreichen. Dort würde er rasten
können und Kardios alles erzählen, was er wusste.
Ein weiteres verzerrtes Heulen hatte das erneute
Auftauchen der Kreaturen bereits angekündigt. Sie witterten ihre Beute und
anders als die kleine Gruppe an Menschen, die sich, auf einen Kampf
eingestellt, im Kreis formiert hatte, die Waffen zitternd in den Händen
haltend, konnten die Kreaturen alles um sich herum genauestens wahrnehmen und
waren nicht durch den Schnee behindert. Wie aus dem Nichts tauchten sie
schließlich auf und näherten sich rasendschnell der Gruppe. Diese hatten zwar
panische Angst, aber immerhin waren es ausgebildete und erfahrene Krieger,
sodass sie die Formation hielten. „Jeder ist für seinen Nebenmann
verantwortlich!“, kommandierte Kardios, sein prächtiges Schwert mit der Hand
fest umschließend. „Heute stirbt mir keiner mehr! Denkt an eure Ausbildung“,
schallte es aus Kardios Kehle. Wie eine lauernde Katze schlichen die haarigen
Schauergestalten mit den scharfen Krallen um die Männer herum, die so mit
kleinen Schritten immer weiter in Richtung der Bergwand gedrängt wurden. Mit
einem Mal stieß die größte der Kreaturen, vermutlich das Alphatier, einen
ohrenbetäubenden donnergleichen Laut aus und kurz darauf griffen das Monstrum
und seine Begleiter an.
Es war ein unausgeglichener Kampf zwischen den
Menschen und den Launen der Natur in Form der schrecklichen Gestalten, die mit
ihren Zähnen und Klauen versuchten, Kardios und seine Männer zu zerfleischen.
„Konzentriert eure Angriffe auf die Kleinen“, befahl Kardios, während er seine
Klinge in dem Fleisch einer der Bestien versenkte. Er wusste, dass sie zahlenmäßig
und auch gemessen an der Kraft in jeder Hinsicht unterlegen waren und wusste
auch, dass die Zeit gegen sie arbeitete. Denn je länger die Männer kämpften,
desto schneller sank auch ihre Energie. Und wenn sie erst einmal nicht mehr die
Kraft zum Kämpfen hatten, galt es nur noch, zu beten, dass die Bestien sie
wenigstens schnell zerfetzten. Um dem zuvor zu kommen hatte Kardios einen Plan
gefasst, der zwar riskant war, aber ihre einzige Chance darstellte, zu
überleben. Während seine Männer die anderen Biester ablenkten und ihm so
Deckung boten, fokussierte er sich auf den Anführer. Er schrie ihm entgegen,
provozierte ihn und tatsächlich stapfte daraufhin die gewaltige Kreatur mit dem
grau-weiß glänzenden Fell auf ihn zu. Sie baute sich vor ihm auf und schlug wie
wild mit ihren Klauen nach Kardios, der flink den Schlägen auswich und mit
seiner Klinge derweil versuchte, Abstand zwischen sich und seinem übermächtigen
Gegner zu gewinnen. Immer wieder stieß die Missgestalt voller Zorn ihre Laute
aus, bis Kardios begriff, wie er die Kreatur besiegen könnte. „Wie konnte ich
das nur so lange übersehen? Sie sind blind und verlassen sich ganz auf ihr
Gehör. Durch die Laute verständigen sie sich“, entfuhr es Kardios. Er rief es
so laut, dass es auch seine Männer verstanden. Mit dieser Erkenntnis versuchten
sie, sich nun so leise wie möglich zu bewegen. Behutsam schlich
sich Kardios an die Bestie heran und als diese ihn dann doch
wahrnahm, einen Arm nach unten bewegte, um Kardios zu erwischen, war dieser
vorbereitet, duckte sich nach unten weg, sodass die Klauen über seinen Kopf
hinweg sausten, stand schließlich wieder auf und stieß mit aller Kraft seine
Klinge in die Brust des Monsters, welches daraufhin schmerzvoll zu winseln
begann und sofort von Kardios abließ. So schnell wie sie aufgetaucht waren,
verschwanden sie auch wieder, denn Kardios Plan war aufgegangen. Nachdem das
Alphatier verwundet worden war, wandten sich die anderen Kreaturen von den
Männern ab und folgten ihrem Anführer, ohne den sie nicht in der Lage waren,
sich zu Recht zu finden. Jubelnd blickten die erschöpften Krieger den
fliehenden Monstern nach, bis sie schließlich den Weg weiter setzten in
Richtung der Festung der Gnome. Jetzt konnte sie nichts mehr aufhalten.
Kapitel 11: Der Ring des königs
Als Lewia aufwachte, brummte ihr der
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