Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
beißen, doch ich
konnte sie davon abhalten. Plötzlich flogen sie davon und ich dachte bereits,
ich hätte sie vertrieben, aber nur wenige Augenblicke danach schob sich ein
noch größeres Wesen durch das Loch und setzte im Sturzflug auf mich an. Mir
blieb kaum Zeit, das Biest genauer zu betrachten, da hatte es mich schon zu
Boden geschmissen. Das Ungeheuer öffnete sein Maul und entblößte eine Reihe
scharfer Zähne. Mit seinen Händchen, die an den Flügeln befestigt waren,
krabbelte es auf mich zu und rammte seine Zähne in meinen Bauch. Der Schmerz
war höllisch und es fühlte sich wie Feuer auf der Haut an. Dann begann es, mir
das Blut aus dem Körper zu saugen. In voller Panik versetzte ich dem Monster
einen Tritt. Völlig überrascht davon, ließ es kurz von mir ab. In dem Moment
krabbelten aus einer dunklen Ecke noch zwei weitere der Kreaturen hervor und
sahen mich komisch an. Ich schätze, der Geruch meines Blutes hatte sie
angelockt. Das erste Monster jedoch verteidigte seine Beute und begann, mit den
anderen beiden zu kämpfen. Dadurch konnte ich schnell verschwinden, die Wunde
brannte aber immer stärker und irgendwann kam ich mir benebelt vor. Alles um
mich herum verschwamm und ich fiel zu Boden. Anscheinend hat mir dieses Vieh
irgendein Gift indiziert, sodass ich das Bewusstsein verlor. Und als ich wieder
aufwachte, standest du vor mir“, beendete Emilia ihre grausame Erzählung und
Lewia verstand nun, warum das Mädchen in Tränen ausgebrochen war. „Du warst
sehr tapfer“, ermutigte Lewia das verstörte Mädchen. Schniefend blickte Emilia
die Magierin an und wischte sich die letzten Tränen weg. „Dann ist das also der
Grund, warum die Bibliothek verschlossen wurde. Diese Kreaturen haben sich hier
eingerichtet und um niemanden zu gefährden, wurde die Bibliothek wohl
aufgegeben“, folgerte Lewia nachdenklich. „Lass uns von hier verschwinden.
Diese Biester kommen bestimmt wieder“, sagte Emilia verängstigt an die Decke
schauend. „Du hast Recht, Emilia. Ich glaube, ich habe dahinten gerade etwas
gesehen. Komm mit!“, hauchte Lewia und nahm das Mädchen an die Hand. So schnell
sie konnten, liefen sie durch die Bücherreihen auf der Suche nach dem Ausgang.
Hinter ihnen ertönten schrille Rufe und Schreie. „Schneller!“, trieb Lewia
Emilia an, während die Flügelschläge der unbekannten Monster deutlich zu hören
waren. Sie kamen immer näher und bald würden sie die beiden erreicht haben.
Keiner der Mädchen traute sich allerdings, einen Blick hinter sich zu werfen.
Es mussten viele sein. Sowohl große als auch kleinere Biester schienen ihnen
auf den Fersen zu sein. Anscheinend hatten sie seit vielen Jahren schon kein
Blut und Fleisch mehr zu sich genommen, weshalb ihr Hunger jetzt so gigantisch
war. Nun wusste Lewia auch, warum einige der Bücher zerfressen und angekaut gewirkt
hatten. Diese gefräßigen Kreaturen mussten ihren Hunger notdürftig mit den
Seiten der Bücher gestillt haben. Doch diese Erkenntnis half ihr nicht weiter.
Ihr Blick war starr auf die noch verschlossene Tür gerichtet, der ihnen die
Rettung bot, die sie im Moment bitter nötig hatten. Lewia war nicht panisch,
jedoch sagte ihr Verstand, dass es Zeit war, zu verschwinden. Die beiden
Mädchen legten einen Sprint hin und versuchten, so schnell wie möglich zu der
scheren Pforte vorzudringen.
Endlich erreichten sie die Tür mit keuchendem
Atem. „Gib mir den Beutel!“, befahl Emilia mit panischer Stimme. Kaum hatte
Lewia ihn dem Mädchen überreicht, kramte diese hektisch nach dem Ring des
Königs und holte ihn heraus. „Hier muss irgendwo eine Art Schlüsselloch sein, mit
der sich die Tür öffnen lässt“, rief Emilia und deutete Lewia, dass sie danach
suchen sollte. „Hier ist aber nichts!“, gab diese ebenfalls von der Angst
gepackt zurück. Mit klopfenden Herzen suchten die beiden verzweifelt nach einer
Möglichkeit, die schwere Tür zu öffnen. Der Schatten einer kleinen geflügelten
Kreatur huschte an der Wand neben ihnen vorbei. „Sie sind gleich hier!“, schrie
Emilia, noch immer eine Öffnung suchend. Lewia hatte sich ein wenig von der Tür
entfernt und hatte dort nach etwas gesucht, was ihnen weiterhelfen könnte. Mit
einem Mal entdeckt sie an der Wand Farbreste. Vor langer Zeit hätte es sich
dabei um die Zeichnung eines Auges handeln können. Sie strich mit ihren Fingern
über den rauen Stein. An einer Stelle spürte sie eine winzige Vertiefung.
„Emilia, komm schnell her! Ich habe etwas
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