Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
Vom Netzwerk:
rübergekommen, um sich zu entschuldigen«, erzählte er. “Sagte, er hätte Janet nur angesprochen, weil er gehört habe, daß wir ein Klavier loswerden wollten.« Crantock grinste und verdrehte die Augen.”Ich habe ihm gesagt verkaufen, nicht loswerden, da war er natürlich nicht mehr interessiert.«
    »Wirklich töricht von Janet«, meinte seine Frau, »so in Panik zu geraten.«
    »Ich weiß nicht.« Crantock lächelte nicht mehr. “Wir sind alle ein bißchen kribbelig, besonders die Kinder, die alt genug sind, um zu verstehen.« Er schaute Wexford eindringlich in die Augen. »Und Leute, die Kinder haben«, fügte er hinzu.
    Wexford ging durch den von Buschwerk beschatteten Fußweg in die Chiltem Avenue. Er mußte seine Taschenlampe herausholen und dachte im Gehen, und das beileibe nicht zum erstenmal, welch großes Glück ihm doch zuteil geworden war, als Mann auf die Welt gekommen zu sein, und auch noch als recht stattlicher. Nur bei Tage und bei schönem Wetter konnte eine Frau hier ohne Angst, ohne sich umzusehen und ohne Herzklopfen entlanggehen. Kein Wunder, daß Janet Crantock sich gefürchtet hatte. Und dann mußte er an John Lawrence denken, dessen Jugend ihm die Verletzlichkeit einer Frau verliehen hatte und der niemals zum Mann heranwachsen würde.
     
    Abends, wenn Ebbe war, liefen sie im Dunkeln am Strand entlang oder saßen auf den Felsen am Eingang einer Höhle, die sie entdeckt hatten. Es regnete nicht, aber es war November, und die Nächte waren kalt. Als sie das erste Mal hingingen, hatten sie dicke Mäntel an, aber die schwere Kleidung trennte und isolierte sie zu sehr voneinander, so nahm Burden beim nächstenmal die Decke aus dem Auto mit. Da hinein hüllten sie sich, ihre Körper fest aneinandergepreßt, die Hände eng verschränkt, und die dicken wollenen Falten umgaben sie wie ein Bollwerk gegen den salzigen Seewind. So mit ihr allein in der Dunkelheit am Strand war er sehr glücklich.
    Selbst um diese Jahreszeit war Eastbourne sicher voller Menschen, und sie hatte Angst vor Menschen. Also mieden sie den großen Ferienort und auch das nächste Dorf, Chine Warren. Gemma war schon einmal dort gewesen und wollte gern da spazierengehen, doch Burden hielt sie davon ab. Von daher kamen seiner Vermutung nach die Kinder. Die ganze Zeit über versuchte er, Kinder aus ihrem Blickfeld fernzuhalten. Manchmal empfand er Mitleid ihres Kummers wegen, und doch war er eifersüchtig auf den Anlaß. Er wünschte sich einen modernen Rattenfänger herbei, der alle Kinder in Sussex mit seiner Flöte weglockte, damit ihre Existenz, ihr Spiel und ihr Lachen sie nicht peinigen und ihn nicht der Freude berauben konnten.
    “Ob es wohl ein schneller Tod wäre, ins Meer zu gehen?« fragte sie.
    Er schauderte und sah der Strömung zu. »Ich weiß es nicht. Niemand, der diesen Tod gestorben ist, hat es uns bisher sagen können.«
    »Ich glaube, es wäre schnell.« Ihre Stimme klang ernsthaft überlegend wie die eines Kindes. »Kalt und sauber und schnell.«
    An den Nachmittagen liebten sie sich - Burden war sich seiner Männlichkeit nie bewußter gewesen, nie war er befriedigter, als wenn er sah, wie seine Liebe sie tröstete -, und hinterher, solange sie schlief, lief er zum Strand hinunter oder über die Felsen nach Chine Warren. Die Sonne strahlte immer noch etwas Wärme aus, und die Kinder kamen, um Sandburgen zu bauen. Es war keine Familie, stellte er fest, das Paar nicht Frau und Mann, sondern vier der Kinder gehörten zu dem Mann und das fünfte zu der Frau. Wie irreführend doch erste Eindrücke sein konnten! Mit Widerwillen dachte er nun an seine Romantisiererei, seine sentimentale Vorstellung, daß dies Paar, das sich womöglich nur vom Sehen kannte, eine idyllische Ehe führte. Illusion und Desillusion, ging es ihm durch den Sinn, was Leben ist und wofür wir es halten. Er konnte aus dieser Entfernung nicht einmal sehen, ob das einzelne Kind Mädchen oder Junge war, denn es hatte eine Hose an und eine Mütze auf wie alle anderen Kinder auch.
    Die Frau bückte sich immer wieder, um Muscheln aufzuheben; einmal stolperte sie. Als sie wieder aufstand, sah er, daß sie ein Bein nachzog, und er überlegte, ob er die Stufen voller Seetang hinuntergehen, über den Sand laufen und ihr seine Hilfe anbieten sollte. Aber das hieße womöglich, sie zum Hotel bringen, während er sein Auto holte, und der Klang der Kinderstimme weckte Gemma...
    Sie umrundeten den Fuß des Kliffs Richtung Chine Warren. Bei ihrem raschen

Weitere Kostenlose Bücher