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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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meine Bett, er ist nicht mehr alt.«
    Sie sprach diesen letzten Satz triumphierend aus und zeigte auf ihr Bett. Ihr Lieblingsthema hatte ihr Gelächter gebremst, sie erzählte nun ernst und ganz konzentriert. »Viel besser als mein Freund, der Kellner«, sagte sie. »Weil Kventin viel Erfahrung hat und genau weiß, wie...«
    »Ja, ja, das kann ich mir vorstellen«, unterbrach Wexford sie. Er holte tief Luft. »Miss Doorn, bitte verschonen Sie mich mit einem Vortrag über sexuelle Techniken. Halten wir uns an die Tatsachen. Dies wiederholte sich also?«
    »Was?«
    Zähneknirschend sagte Wexford. »Mr. Nightingale hat Sie - äh noch mehrmals geliebt?«
    » Natürlich. Er mögen mich genauso sehr wie ich ihn. Die nächste Woche und die Woche darauf und dann vorgestern nacht.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Aber ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Ich gehe aus mit meine Freund, und der unfreundliche Mann will uns nicht lassen in das Hotel. Mein Freund will, daß wir ins Auto gehen, aber das möchte ich nicht. Das ist nicht schön. Kventin würde so was nicht tun. Ich komme nach Hause und denke, vielleicht kommt Kventin hoch, und wir lieben. Und ich wünsche und wünsche, bis es klopft an Tür, und dann bin ich glücklich. Wir sind beide sehr, sehr glücklich.«
    »Wie lange ist er bei Ihnen geblieben?«
    »Die ganze Nacht«, sagte Nelleke leichthin. »Ich erzählen ihm, daß gerade, wie ich nach Hause kommen, ich sehe Mrs. Nightingale in den Wald gehen, und er sagt sehr, sehr traurig: Sie will mich nicht, sie hat mich nie gewollt. Aber ich sagen, ich will dich, Kventin, und deshalb bleibt er ganze Nacht. Aber er geht sehr früh am Morgen weg, weil er den alten Gartenmenschen herumlaufen hört. Deshalb liege ich ganz allein in Bett und denke, vielleicht werde ich mich mit meine Freund, dem Kellner, nicht mehr treffen, sondern bloß noch mit Kventin gehen, und dann stehe auch ich auf, um nachzusehen, warum der alte Gartenmensch im Haus ist. So, jetzt habe ich alles erzählt!«
    Wexford schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Um wieviel Uhr haben Sie Mrs. Nightingale die Straße überqueren sehen?«
    »Zwei Minuten nach elf«, erwiderte Nelleke sofort.
    »Und um wieviel Uhr hat Ihnen Mr. Nightingale diesen nächtlichen Besuch abgestattet?« Sie sah ihn an, der Blick ihrer blauen Augen naiv und fragend. »Ich meine, wann ist er in Ihr Zimmer gekommen«
    »Fünfzehn Minuten nach elf. Ich kommen heim, ich gehe gleich ins Bett.«
    »Wie können Sie über die Zeit so sicher sein?«
    »Ich habe eine neue Uhr und schaue ständig darauf.« Sie hielt ihm das linke Handgelenk unter die Nase. Das Zifferblatt der Armbanduhr maß fünf Zentimeter im Durchmesser und war an einem breiten, rosa und purpurnen Glanzlederband befestigt. »Das gibt mir mein Freund zum Geburtstag, und die ganze Zeit sehe ich drauf.« Sie sah unter langen mattgoldenen Wimpern zu ihm auf. »Sie sind böse mit mir?«
    »Nein, nein, ich bin nicht böse, Miss Doorn.«
    »Ich möchte, daß Sie bitte Nelleke zu mir sagen.«
    »Gern, Nelleke«, sagte Wexford alles andere als verärgert.
    Mit einemmal korrekt und sehr unenglisch, streckte sie ihm die Hand entgegen. Ihre Finger fühlten sich sanft und warm an. »Weil Sie nämlich meine alte Onkel in Friesland ähneln«, sagte sie, »der ist manchmal nett und manchmal brummig - wie Sie.« Sie drohte ihm mit dem Zeigefinger.
    Mein Gott, dachte er, während er noch diesen letzten Seitenhieb verdaute, wie niedlich diese Geste heute wirkt, und wie gräßlich sie sein wird, wenn sie vierzig ist. Ob sie dann wohl immer noch an ihrem Haar kauen würde? In solchen Erwägungen liegt ein gewisser Trost.
    »So«, sagte sie und neigte den Kopf zur Seite, “Ich glaube, ich jetzt gehe nach unten und staube Kventins Arbeitszimmer ab.«

9
    Verächtlich und ungläubig hörte sich Burden den aufs Wesentliche beschränkten und bis zu einem gewissen Grad gereinigten Bericht über die beiden Gespräche des Chief Inspectors an. Er rief Ekel und kalten Zorn in ihm hervor. Jeder, der Wexford weniger gut kannte als er, hätte glauben können, der Chief Inspector sei von dem für Burden schleierhaften Charme dieser unmoralischen jungen Holländerin völlig hingerissen.
    »Ich verstehe nicht«, sagte er vom Fenster in Wexfords Büro aus, wo er einen Knoten in der Schnur der Jalousie aufdröselte, »weshalb Sie annehmen, die beiden seien durch diese Geschichte aus dem Schneider.« Er entwirrte die Schnur und wickelte sie in Form einer Acht um die

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