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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Bungalows lag dafür zu niedrig, doch heute wäre er die Sprossen auch nicht gern hinaufgeklettert. Natürlich dachte er auch nicht daran, dies seinem elfjährigen Sohn John zu erlauben, der über die Schulferien zu Hause war und sich als begeisterter Helfer andiente.
    »Du kannst dir die Haustür vornehmen, John«, sagte er, wobei er sich im klaren war, daß er ihm damit eine besondere Gunst erwies. Alle Anstreicher, insbesondere Heimwerker, sehnen den Moment herbei, wenn die letzte Lackschicht, ein aufregend kontrastierender Farbton, auf die Haustür aufgetragen wird.
    »Verdammt, echt?« fragte John.
    »Sag nicht immer >verdammt<. Du weißt, ich höre es nicht gern, wenn du fluchst.«
    John, der normalerweise heftig widersprochen hätte, zog los, um einen jungfräulich unberührten Topf >Flamingorosa< aus der Garage zu holen. Dort begegnete er seiner Schwester Pat, die vor einem Schuhkarton kauerte, in dem sie eine Schwärmerraupe gefangenhielt und mit Lindenblättern fütterte. John lag schon eine provokante Bemerkung auf den Lippen, irgend etwas Abschätziges über die Dummheit derjenigen, die Pflanzenschädlinge heranziehen, als seine Mutter an der Hintertür nach ihm rief.
    »John, sag bitte Daddy, er wird am Telefon verlangt.«
    »Wer ist dran?«
    Mrs. Burden antwortete im Ton resignierter Verzweiflung: »Dreimal darfst du raten,«
    John benötigte nur einen Versuch. Mit der Farbdose in der Hand ging er zu seinem Vater zurück, der gerade den ersten Pinselstrich des Decklacks auf den Rahmen des Panoramafensters aufgetragen hatte.
    »Dein Typ wird am Telefon verlangt - das Revier«, sagte er.
    Burden fluchte nie, weder vor seinen Kindern noch sonst. Sorgfältig stellte er den Pinsel in ein Marmeladenglas mit Terpentinersatz und ging ins Haus.
    Sein Bungalow hatte selten so behaglich auf ihn gewirkt wie an diesem Morgen. Mit roten Dahlien gefüllte Keramikvasen schmückten Diele und Wohnzimmer; die neuen Gardinen hingen vor den Fenstern; aus der Küche kam der köstliche Duft einer Steak-and-kidney-Pastete, die es zu Mittag geben sollte. Burden seufzte, dann nahm er den fleckenlos saubergeriebenen Hörer des weißen Telefons zur Hand.
    Detective Chief Inspector Wexford klang sauer. »Sie haben sich verdammt lange Zeit gelassen.«
    »Tut mir leid. Ich war am Malen.«
    »Künstlerpech, Picasso. Sie werden Ihr Meisterwerk ein anderes Mal fertigstellen müssen. Die Pflicht ruft.«
    Burden war nicht so dumm, seinen Chef an seinen freien Tag zu erinnern. »Was gibt’s, Sir?«
    »Kennen Sie eine Mrs. Elizabeth Nightingale?«
    »Vom Sehen. Jeder kennt sie. Ihr Mann ist Versicherer bei Lloyds. Hat Geld wie Heu. Was hat sie denn getan?«
    »Sich ermorden lassen, das hat sie getan.«
    Burden verstieß gegen seine Regel, nie zu fluchen. »Allmächtiger!«
    »Ich bin in Myfleet Manor. Kommen Sie so schnell wie möglich, Mike.«
    »Und ich stehe jetzt mit dieser riesengroßen Pastete da«, sagte Jean Burden. »Versuch doch, zum Mittagessen wieder hier zu sein.«
    »Ausgeschlossen.« Burden zog sich um und schnappte sich den Autoschlüssel. John saß auf der Gartenmauer und wartete auf letzte Anweisungen. »Lassen wir das mit der Haustür lieber noch ein paar Tage, John. Tut mir wirklich leid.«
    »Ich käme auch allein zurecht.«
    »Sei lieb und widersprich nicht.« Er kramte in seinen Taschen nach einem Fünfzigpencestück. »Hast du nicht etwas von einer neuen Batterie für das Radio gesagt? Und kauf dir auch ein paar Süßigkeiten.« Er stieg in das Auto. »Hör mal, John - unterrichtet an eurer Schule nicht ein Mr. Villiers, der Bruder von Mrs. Nightingale?«
    »Der alte Ablabs?« fragte John. »Ich weiß nicht, wessen Bruder er ist. Er gibt Latein und Griechisch. Weshalb fragst du?«
    »Nur so«, sagte Burden.
     
    Das Haus war ein Ziegelsteinbau, stammte aus der Zeit der Queen Anne und sah aus, als lauere es sprungbereit dicht über der Straße; die Fenster starrten mit Argusaugen auf das Dorf hinunter. Die Fundamente überwucherte dichtes grünes Gesträuch, das im Wind raschelte. Burden parkte sein Auto hinter dem größeren Dienstwagen, in dem Wexford vorgefahren war, drückte die schmiedeeisernen Tore mit den geflügelten Drachen auf und ging über die Stufen zur Haustür. Detective Sergeant Martin öffnete, ehe er noch Gelegenheit zum Klingeln hatte.
    »Der Chief Inspector ist im - äh, im Damenzimmer, Sir. So heißt das hier.«
    Das Haus war voller Leute, dennoch schien ein dumpfes, atemloses Schweigen über ihm

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