Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht
mit mir reden wollen«, sagte er bekümmert. »Wozu soll dieses Herumgestocher in meinem Garten gut sein?«
»Wir suchen nach der Waffe, mit der Mrs. Nightingale getötet wurde«, sagte Wexford aufrichtig.
»Die werden sie wohl kaum in meinen Fuchsien finden.«
»Das bleibt abzuwarten.« Wexford deutete mit dem Finger auf eine Rauchsäule. »Wie lange brennt dieses Unkrautfeuer schon?«
»Seit gestern nachmittag, Sir.«
»Verstehe. Können wir irgendwo allein mit Ihnen sprechen, Mr. Palmer? Vielleicht in der Küche, oder ist dort Mrs. Cantrip?«
»Höchstwahrscheinlich, Sir, und wenn’s drauf ankommt, hat sie gewaltig große Lauscher. Wir könnten aber in den italienischen Garten gehen, der ist schön geschützt vorm Wind.«
Sie setzten sich auf eine lange Metallbank mit Schnekkenverzierungen, die neben einem künstlich angelegten Teich stand, dessen Wasser von der Untersuchung des Grunds durch Wexfords Leute noch immer trübe war. Am anderen Ende des Teichs befand sich ein in kunstvollern Barockstil gestaltetes Monument mit einer Nische, in der ein bronzener Junge stand und Wasser aus einem Krug in eine Schale goß. Dieser Gartenteil maß ungefähr zehn mal sieben Meter und war von im Wind zitternden Zypressen umsäumt.
»Also, das war so«, setzte Palmer an. »Während der Nacht ist dieser Wind aufgekommen, und der hat so einen Radau gemacht, daß ich aufgewacht bin. So gegen halb fünf ist das gewesen. Mein erster Gedanke waren Mr. Nightingales Matricarien, wo wir die doch für die Blumenausstellung züchten. Die standen nämlich eingetopft im Freien, und da hab ich mir gedacht: Bei dem Sturm kippen die garantiert um. Deshalb hab ich mich aufs Rad geschwungen und bin so schnell wie möglich hierhergefahren, zum Haus.«
»Um welche Zeit sind Sie hier angekommen, Mr. Palmer?«
»Gegen fünf.« Palmer sprach langsam und mit sichtlichem Vergnügen. Offenbar begann ihm die Sache Spaß zu machen. »Die Matricarien haben sich alle prächtig gegen den Wind behauptet, aber ich hab sie trotzdem ins Gewächshaus gestellt, um auf Nummer Sicher zu gehen. Dann fiel mir auf, daß etwas nicht stimmte. Ich hab meinen Augen nicht getraut. Eine der Terrassentüren stand sperrangelweit offen. Einbrecher, hab ich mir gedacht. Hier ist schon mal eingebrochen worden. Ich wußte nicht, was ich jetzt am besten tun sollte. Vielleicht war’s der Sturm, hab ich mir gedacht, und sie haben bloß vergessen, die Tür zuzumachen. Trotzdem hab ich es für meine Pflicht gehalten, Mr. Nightingale zu wecken, deshalb bin ich ins Haus und nach oben gegangen, wo ich mir an seiner Schlafzimmertür dann fast die Finger wundgeklopft hab. Der muß einen verdammt tiefen Schlaf haben, hab ich zu mir gesagt, und so hab ich mir die Freiheit genommen, in das Zimmer zu gehen und nachzusehen.«
»War er dort?«
»Nein, war er nicht. Sein Bett war leer. >Mr. Nightingale<, hab ich gerufen. >Sind Sie da, Sir?< Ich hab mir nämlich gedacht, er sei im Bad, weil doch die Tür zu war...«
»Aber nachgesehen haben Sie nicht?« unterbrach ihn Wexford, als er innehielt, um Luft zu holen.
»Ich will doch hoffen, daß ich weiß, was mir zukommt, Sir. Außerdem...« Palmer richtete den Blick auf seine gestopften und abgewetzten Hosenknie. »Außerdem waren sie verheiratet, auch wenn sie getrennt geschlafen haben, und...«
» D a haben Sie ganz logisch angenommen, daß er während der Nacht vielleicht in Mrs. Nightingales Zimmer geschlafen hat, war es so?«
»Na ja, Sir, annehmen hab ich gar nichts wollen. Ich hab schon immer gesagt, daß die Herrschaften komische Eigenheiten haben, die unsereiner nie begreifen wird.« Ohne sich angesichts dieser möglicherweise unabsichtlichen Einordnung von Wexford und Burden unters gemeine Volk irgendeine Spur von Verlegenheit anmerken zu lassen, fuhr Palmer fort. »Weil ich also von Mr. Nightingale keine Antwort bekam, hab ich mir erlaubt, bei der gnädigen Frau anzuklopfen. Als niemand aufmachte, kriegte ich richtig Bammel, das kann ich Ihnen sagen. Ganz aus dem Häuschen war ich. Keine zehn Pferde hätten mich sonst dazu gebracht, mir nichts, dir nichts in das Schlafzimmer einer Dame hereinzuplatzen, so als einfacher Gärtner und noch dazu in meinem Arbeitszeug. Wie auch immer, sie war ebenfalls nicht da, und das Bett war unberührt.«
»Daran gedacht, das Au-pair-Mädchen zu rufen, haben Sie nicht?«
»Ist mir nie in den Sinn gekommen, Sir. Was hätte Nelke schon tun können, das ich nicht selbst erledigen konnte? Ich
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