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Der Liebe eine Stimme geben

Der Liebe eine Stimme geben

Titel: Der Liebe eine Stimme geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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dieser gottverlassenen Insel zu leben. Ich hätte studieren und Schriftstellerin werden sollen.«
    »Ich habe dich nie davon abgehalten, zu schreiben.«
    Als Gracie ein Baby war und Jessica und Sophie in die Vorschule gingen, schaffte Beth es kaum, zu duschen, geschweige denn, irgendetwas Kreatives zu schreiben. Das war vermutlich die Zeit, als ihre ganzen Essays und Kurzgeschichten und Notizbücher auf dem Dachboden landeten. Sie hatte weder die Zeit noch den Platz dafür. Aber die Mädchen wurden älter und unabhängiger. Sie kamen in die Schule, und Beth hatte jede Menge Zeit zum Duschen. Sie hatte jede Menge Zeit und Platz, um wieder zu schreiben, aber sie hat es nicht getan. Irgendetwas hat sie abgehalten, aber es war nicht Jimmy.
    »Na ja, jetzt schreibe ich wieder«, sagt sie, als wäre es eine Drohung.
    »Meinst du, ich habe davon geträumt, als Barmann zu arbeiten?«
    »Du liebst es.«
    »Anfangs nicht. Und ich wäre noch immer lieber auf einem Boot.«
    »Und ich hätte lieber einen Ehemann, der nicht die Hostess vögelt.«
    Ihre Stimme klingt jetzt hohl und zittert vor Wut. Sie blinzelt Tränen zurück. Sie hasst es, dass sie jedes Mal weint, wenn sie wütend ist, als wäre sie emotional falsch verdrahtet. Ihr Herz hämmert, um ihre Wut zu bekräftigen, ihr glühend heißes Gesicht spürt ihre Wut, und ihr Verstand begreift die Gründe für ihre Wut, aber ihre Augen nehmen all diese Informationen auf und kommen zu dem Schluss: Sie ist traurig. Macht Tränen. Es ist zum Verrücktwerden.
    »Es tut mir leid«, sagt Jimmy.
    »Das sollte es auch.«
    »Ist die Affäre jetzt beendet?«, fragt Dr. Campbell.
    »Ja. Sie wollte, dass ich mich scheiden lasse und sie heirate, aber das kam nie in Frage. Die ganze Sache war ein Riesenfehler. Es ist vorbei, versprochen, und es wird nie wieder passieren. Beth, ich will dich nicht verlieren.«
    »Beth, glauben Sie ihm?«
    Beth denkt nach. Sie weiß nicht, was sie glauben soll. Sie würde gern glauben, dass er das Salt jetzt allein verlässt, dass er gleich nach der Arbeit zur Wohnung seines Freundes Harry fährt und allein bis mittags in Harrys Gästezimmer schläft, den Nachmittag damit verbringt, ein schlechtes Gewissen zu haben, und dann wieder zur Arbeit geht.
    Aber sie ist im Salt. Beth denkt an die beiden dort. Sie stellt sich ein Lächeln vor, ein Lachen, eine Berührung, ihre Hand auf seinem Arm, einen Kuss. Diese Bilder in Beths Kopf sind leichter vorstellbar, lebendiger und echter als der Gedanke, wie Jimmy allein in irgendeiner Wohnung ist, die sie nie gesehen hat. Sie stellt sich Angelas Halskette vor, die zwischen ihren großen Titten baumelt, und atmet einen starken Geruch von totem Eichhörnchen und noch etwas anderem ein. Katzenpisse? Ihr wird schlecht.
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Sie verbringen jeden Abend zusammen.«
    »Wir ›verbringen‹ nicht den Abend zusammen. Wir arbeiten in demselben Lokal.«
    »Na schön. Sie arbeitet, wo er an der Bar bedient. Ich weiß nicht, ob ich ihm wieder vertrauen kann.«
    »Ich verspreche dir, es ist vorbei.«
    »Ja, na ja, offensichtlich hältst du deine Versprechen nicht immer.«
    Dr. Campbell lässt seinen Starbucks-Becher sinken und legt den Kopf auf die Seite. Alle warten.
    »Haben Sie das gehört?«
    Beth schüttelt den Kopf. Jimmy sagt nichts.
    »Hören Sie zu«, sagt Dr. Campbell.
    Beth hört Jimmys Schniefen und einen Wagen draußen vorbeifahren.
    »Entschuldigung, ich bin gleich wieder da.« Dr. Campbell stürzt aus dem Zimmer.
    Beth und Jimmy sitzen schweigend da, starren vor sich hin, erwarten, dass Dr. Campbell in ein paar Sekunden wiederkommen wird. Als das nicht passiert, wird Jimmy zappelig. Er räuspert sich, weitaus lauter, als er es tun würde, wenn Dr. Campbell noch im Zimmer wäre. Beth kratzt an ihrer Nagelhaut. Jimmy sieht nach seinem Handy. Sie sieht nach ihrem.
    Sie hat kein Geräusch gehört. Vielleicht ist das eine Art Test, eine Art Auszeit für Paare, die sich schlecht benehmen. Vielleicht was das »Hören Sie zu« für sie beide bestimmt.
    Aber nun ja, es klappt nicht. Sie wissen nicht, wie sie miteinander reden sollen. Sie wissen nicht, wie sie zuhören sollen. Deshalb sind sie hier. Sie fühlt sich nicht nur lächerlich eingezwängt auf Dr. Campbells Couch, verfolgt von einem Falken, wütend auf Jimmy, weil er sie betrogen hat, verlegen, dass sie weint, wenn sie wütend ist, und angewidert von der Vorstellung, dass Jimmy und Angela sich noch immer sehen, nein, jetzt fühlt sie

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