Der Liebe eine Stimme geben
lächelnd.
»Aber im Ernst?«, fragt sie. Sie braucht mehr von ihm als ein Lachen.
»Therapie ist eigentlich nicht mein Ding.«
Sie nickt.
»Aber es lohnt sich, wenn es klappt, oder?«, fragt er.
Sie nickt.
»Okay. Ich muss los und meine Hausaufgaben machen«, sagt er lächelnd. »Wir sehen uns.«
»Wir sehen uns«, wiederholt sie.
Sie steigt in ihren Wagen und lacht, eher eine nervöse Befreiung als ein Lachen über irgendetwas Witziges. Diese ganze Situation war so seltsam. Das Wohnzimmer, diese Couch, das überfahrene Tier als Anzahlung, die schwarzen Augen des Falken, die Katzen, die »lauten« Hunde.
Sie denkt über ihre Hausaufgabe nach, während sie zurück zur Bibliothek fährt. Sie kann es kaum erwarten, das nächste Kapitel in Angriff zu nehmen. Gewollt, glücklich, sicher, geliebt. Was braucht sie, um sich gewollt zu fühlen? Was braucht sie, um sich geliebt zu fühlen? Wie werden Jimmys vier Blätter aussehen? Was braucht der Junge in ihrem Buch, um diese Dinge zu fühlen?
Sie geht ihre Therapiesitzung in Gedanken durch, spielt sie noch einmal nach, während sie fährt.
Vertrauen. Wut. Schweigen. Kommunikation. Der Falke. Diese Couch. Der Geruch. Die Katzen und Hunde.
Dann wandern ihre Gedanken zu dem braunäugigen Jungen in dem Buch, das sie schreibt, gehen die Kapitel durch, die sie bereits geschrieben hat.
Keine gesprochenen Worte. Der blaue Himmel. Wiederholung. Seine Mutter.
Gewolltsein. Glück. Sicherheit. Liebe.
Dr. Campbell ist vielleicht seltsam, aber er ist auch brillant.
VIERUNDZWANZIG
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Ich reihe ein paar von meinen Steinen im Wohnzimmer auf. Diese Reihe besteht aus Steinen, die ich in der letzten Woche gesammelt habe. Es ist eine Reihe aus neuen Steinen. Die Reihe reicht vom Couchtisch bis zur Wand. Wenn ich fertig bin, wird es eine Reihe aus 128 Steinen sein. Ich stelle mir die Reihe aus 128 Steinen in meinem Kopf vor, bevor ich die Wand erreiche, und ich bin schon jetzt aufgeregt.
Das ist der Grund, weshalb ich aufgehört habe, Plastiktiere und Dinosaurier aufzureihen. Ich hatte nie genug. Ich konnte sie nach ihrer Art oder Größe oder Farbe aufreihen, oder danach, welches Tier von einem anderen gefressen werden könnte oder wer am schnellsten rennen kann, aber die Reihe reichte nie vom Couchtisch bis ganz zur Wand. Ich brauchte immer mehr Tiere und Dinosaurier.
Ich musste warten, bis meine Mutter oder mein Vater mehr Plastiktiere und Dinosaurier im Geschäft kauften, aber sie haben nie genug gekauft, und manchmal wollten sie gar keine kaufen. Selbst wenn ich mit ihnen zu dem Geschäft gefahren bin und sie angebettelt habe, noch mehr zu kaufen, haben sie mir nicht immer die Tiere und Dinosaurier gekauft, die ich brauchte:
Nein. Du hast genug Elefanten. Nicht heute. Du brauchst keine Dinosaurier mehr .
Aber sie irrten sich. Ich hatte nicht genug Elefanten, und ich brauchte noch mehr Dinosaurier. Und bei ihrem Nein und Nicht heute habe ich mich immer gefühlt, als würde ich gleich explodieren. Ich konnte diese Tiere und Dinosaurier, die ich brauchte, doch nicht im Geschäft zurücklassen, wenn ich zu Hause eine Reihe von Tieren und Dinosauriern hatte, die nicht einmal bis zur Wand reichte.
Daher habe ich beschlossen, aufzuhören, diese Tiere und Dinosaurier zu brauchen. Die Steine sind viel besser. Meine Mutter fährt mit mir fast jeden Tag zum Strand, und dort kann ich immer noch mehr von den Steinen finden, die ich brauche. Meine Mutter kann sogar vergessen, meinen grünen Eimer mitzunehmen, und das macht gar nichts, denn ich kann einundzwanzig große Steine in eine Hosentasche stopfen und achtundvierzig kleine Steine in die andere. Und wenn es kalt ist und ich eine Jacke anhabe, dann kann ich siebenundzwanzig große Steine in eine Jackentasche stopfen und vierundfünfzig kleine Steine in die andere.
Am Strand sagt meine Mutter nie Nein oder Nicht heute . Die Steine am Strand sind umsonst. Ich kann so viele Steine sammeln wie ich brauche und sie mit nach Hause nehmen.
Es gibt Regeln für das Steinesammeln. Hauptsächlich müssen sie weiß und hauptsächlich glatt und hauptsächlich rund sein. Ich beurteile, was hauptsächlich ist.
Manchmal sammle ich einen lutscherförmigen Stein, der nicht wirklich rund ist. Eigentlich ist es eher ein Dreieck. Aber wenn er sehr glatt und sehr weiß ist, werde ich ihn sammeln. Wenn ein Stein richtig schön rund ist, aber ein bisschen zu gelb ist oder ein paar Beulen oder Risse hat, werde ich ihn sammeln. Meine Mutter würde
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