Der Liebe Gott Macht Blau
dass wir es ernst meinen, wir bieten Ihnen ganz aufrichtig die Gelegenheit, als Urlaubsvertretung des Allmächtigen tätig zu werden.«
»Wir haben die Auffassung gewonnen, dass Sie an Gott glauben«, bemerkte der heilige Petrus. »Da irren wir uns doch wohl nicht?«
Pirjeri konnte seine Gedanken so weit ordnen, dass er seinen Glauben bekannte, das war nicht das Problem, aber ansonsten überstieg diese Situation sein Fassungsvermögen. Er fürchtete, Opfer eines bösen Scherzes geworden zu sein.
»Sehen wir aus wie Scherzbolde? Hören Sie, wir wissen, dass Sie vor gut einer Woche gebetet haben, Ihre Lebensgefährtin, Frau Eija Solehmainen, möge mehr Verstand in den Schädel getrichtert bekommen. Stimmt das?«
Pirjeri gab zu, etwas in der Art gewünscht zu haben. Eija hatte tags zuvor in der gemeinsamen Wohnung eifersüchtig getobt und war gewalttätig geworden.
»Ihr Gebet wurde erhört, Herr Ryynänen, und das Problem wurde behoben. Oder bestreiten Sie, dass sich das Verhalten Ihrer Partnerin seitdem gründlich geändert hat?«
Pirjeri sah sich gezwungen zuzugeben, dass es tatsächlich so gekommen war. Eija hatte sich für ihr Misstrauen entschuldigt, hatte ein leckeres Essen gekocht, eine Flasche Jahrgangswein geöffnet und Kerzen angezündet. In den letzten Tagen war sie zärtlich und aufmerksam gewesen,hatte sich in jeder Hinsicht ordentlich aufgeführt. Kein böses Wort, eine ganze Woche lang, das war tatsächlich wie ein Wunder.
»Und sie hat kein Geschirr zerschlagen?«, bohrte Petrus weiter nach.
»Bei uns ist in letzter Zeit kein einziger Teller zerbrochen, in der Tat. Und Eija hat auch den Schirmständer aus Keramik, der in unserem Flur steht, wieder geklebt, denn den hatte sie am ersten Mai zerschmettert«, berichtete Pirjeri. Wenn er jetzt so die Sache bedachte, bekam er das Gefühl, dass tatsächlich etwas wirklich Übernatürliches vor sich gegangen war. Eija war sozusagen ein anderer Mensch geworden.
Jetzt ergriff der Erzengel Gabriel das Wort. Er erklärte, dass Pirjeri vor dem Arbeitsangebot keine Angst zu haben brauchte, man würde ihn entsprechend einweisen, und er bekäme göttliche Kräfte zur Bewältigung der Aufgaben verliehen. Gott selbst würde ihm höchstpersönlich während einer Übergangszeit zur Seite stehen, und danach könnte sich Pirjeri jederzeit entweder an ihn, Gabriel, oder an Petrus wenden, falls Probleme bei der Regelung der Belange der Menschheit auftreten sollten. Er könne verstehen, so Gabriel, dass es einige Zeit dauern würde, all das zu verdauen, dennoch müsse sich Pirjeri bald entscheiden, am liebsten jetzt sofort, auf jeden Fall aber noch heute.
Petrus fügte hinzu:
»Für den Fall, dass Sie hinsichtlich all dessen immer noch misstrauisch sind – das wäre nur menschlich und verständlich –, sind wir bereit, zu Demonstrationszwecken irgendein geeignetes Wunder zu tun, damit Sie glauben, dass wir es in dieser Angelegenheit wirklich ernst meinen.«
»Sie könnten uns um etwas Außergewöhnliches bitten, etwas, das zu leisten dem Menschen unmöglich ist. Wir sind befugt, Ihren Wunsch zu erfüllen«, erklärte der Erzengel Gabriel. Petrus bekräftigte:
»Der Gedanke kann noch so verrückt sein, wir schreiten sofort zur Tat, Hauptsache, wir müssen Ihnen nicht gleich den Mond vom Himmel holen.«
Pirjeri überlegte. Er stand auf und sagte:
»Ich müsste mich wohl umziehen, wenn ich nun zum Gott erhoben werden soll … gehen wir zu mir nach Hause, unterwegs werde ich mir ein geeignetes Wunder ausdenken.«
Die drei stiegen in die Straßenbahn und fuhren nach Töölö zur Wohnung von Pirjeris Lebensgefährtin. Unterwegs dachte Pirjeri über ein Wunder nach, mit dem die alten Herren ihr göttliches Amt und die Richtigkeit ihres Anliegens unter Beweis stellen könnten. Schließlich glaubte er eines gefunden zu haben.
Frau Solehmainen befand sich auf der Arbeit. Pirjeri bat die Gäste in die kleine Zweizimmerwohnung. Er zeigte auf den großen braunen Krug, der in der Ecke des Flurs stand und in dem ein paar Regenschirme steckten. Auf der Keramikoberfläche waren feine Risse zu erkennen, Pirjeri erklärte, dass ebendies der Krug war, den Eija in ihrer Wut am ersten Mai zerschlagen und erst jetzt, nach dem bewussten Gebet, wieder geklebt hatte.
Pirjeri legte seinen Arbeitsoverall ab, duschte und zog sich gerade geschnittene Hosen und ein Jackett an. Er überlegte kurz, ob ein künftiger Gott eine Krawatte tragen müsste, selbstverständlich. Also knüpfte er
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